Abschnitt 4: Leserunde zu "Milchmann"

Liebe Vorableser*innen,

die Hälfte des Buches habt ihr schon geschafft! Weiter geht die Leserunde zu »Milchmann« von Anna Burns aus dem Tropen Verlag .

Hier dreht sich alles um die Kapitel 4-5 (S. 215-314) !

Und nicht vergessen: Unter allen Teilnehmer*innen verlosen wir 1 von 3 Überraschungsbuchpaketen!

Viel Spaß wünscht
Euer Vorablesen-Team


Ankündigung

Dies war der erste Abschnitt, der mir nicht mehr so gut gefallen hat. Das vierte Kapitel hätte deutlich gekürzt werden können. Erst im Laufe des fünften Kapitels könnte mich die Geschichte wieder fesseln. Ich habe das Gefühl, sie verdichtet sich jetzt.

Hier habe ich bisher erst das vierte Kapitel gelesen und bin ganz Deiner Meinung. Es zog sich ganz furchtbar, bis zum Treffen mit der Ältesten Freundin, wo wieder ein bisschen mehr Klarheit bzw. Handlung reinkam. Aber es ist sehr traurig, wie die beiden Freundinnen durch Gerüchte entzweit werden und dann gibt es noch den Ausblick auf das traurige Schicksal. Als ob schon im Voraus klargestellt wird, dass ältere Freundin nur eine Rolle spielt, um gewisse Eindrücke, gewisse Gerüchte darzulegen.

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Mir gefällt das Buch zunehmend besser, in Kapitel vier wird so richtig deutlich, wie Stalking Opfer unter der Verfolgung leiden und wie nicht nur physisches Leid, sondern auch die zunehmenden Einschränkungen ihr Leben beeinträchtigen.

Die Vergiftung ist ja auch ein starkes Stück - aber noch absurder die Reaktion darauf, Krankenhaus ist überflüssig, beten wird schon helfen.

So, ich bin jetzt durch und habe auch den Abschnitt mit der Vergiftung hinter mich gebracht. Ganz schön heftig das alles und mir stellt sich die Frage, ob da nicht etwas Größeres hinter steckt, eine Verschwörung oder so.

Ja, ich auch. Und die Atmosphäre wird zunehmend bedrückender.

Auch für mich war dies das schwierigste Kapitel. Es war so zäh erzählt, es hat sich irgendwie im Kreis gedreht ständig, aber es hatte auch so eine seltsame phantastische Komponente. Tablettenmädchen kam mir irgendwie vor wie die böse Hexe aus dem Märchen…

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Es verwischt sich für mich, was normal ist und was gestört. Normale Dinge werden als psychopathisch angesehen und umgekehrt.

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Es gibt immer wieder Sätze, von denen ich denke, wow, das hat Stil und Humor, jetzt passiert was und dann quäle ich mich über unsäglich lange Seiten hinweg. Mir macht das Buch immer noch keinen Spaß.

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in diesem Abschnitt findet sich eine interessante Stelle. Es ist ein kursiv gedrucktes angebliches Zitat aus der Kinderbuchversion eines Erwachsenenbuchs, in dem man eine Kritik der Autorin am Umgang der britischen Regierung mit dem Nordirlandkonflikt sehen kann: “Welcher Kleinstaat konnte bis vor fünf Jahren ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss Häuser durchsuchen, Personen ohne Haftbefehl festnehmen, ohne Anklage und ohne Gerichtsverfahren inhaftieren, Auspeitschen als Strafe einsetzen, jegliches Besuchsrecht verweigern, Untersuchungen nach Todesfällen in Gefängnissen verbieten, bei denen die fraglichen Personen ohne Haftbefehl festgenommen und ohne Anklage und Gerichtsverfahren inhaftiert worden waren?” (S. 302) Was die Kleinen Schwestern aber auch so alles lesen!

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Im vierten Abschnitt wurde mir bewusst, dass ich mich bisher vielmehr mit dem Setting, der Gesellschaft und den Konflikten in der Geschichte auseinander gesetzt habe, als mit der Protagonistin. Sie war zwar immer präsent, aber eher als ein Sprachrohr, nicht so sehr als selbstständige, vielschichtige Persönlichkeit. So wie die Autorin jedes Wort bewusst wählt, ist auch dieser Eindruck sicherlich von ihr gewollt.
Ab dem vierten Kapitel rückt die Protagonistin zunehmend in den Mittelpunkt des Buches. Endlich lernen die Leser sie und ihre Innenleben besser kennen.
Dadurch kommt die Handlung leider noch langsamer voran, aber es bleibt, wie schon im letzten Abschnitt: immerhin kommt sie voran, wenn auch sehr langsam.

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In diesem Abschnitt spitzt sich die Situation zu: Die Ich-Erzählerin wird nun auch noch von ihrer ältesten Freundin „im Stich gelassen“ und vom Tablettenmädchen vergiftet. Als diese ermordet wird, ist für alle klar, dass der Milchmann seine Finger im Spiel hat. Die Szene im Imbiss zeigt, dass die Ich-Erzählerin nicht mehr nur als sonderbar eingestuft wird, sondern, dass das Umfeld nun Angst vor ihr bzw. ihrer Verbindung zum Milchmann hat.
Es ist schon dramatisch, wie sich die Gerüchte verselbstständigt haben. An der Affäre scheint niemand zu zweifeln.
Die Szene im Badezimmer war skurril. Wenn man sich das bildlich vorstellt, wie die ganzen Frauen mit ihren Hausmittelchen aus den Gartenlaubenapotheken hantieren, um das Mädchen zu retten und jeweils eine Gruppe noch zum Beten abkommandiert wird, einfach nur bizarr.
Ich bin gespannt, was die anderen zu diesem Kapitel geschrieben haben und wie die Geschichte im nächsten Abschnitt ausgehen wird.

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Das Zitat ist für mich einer von vielen Beweisen, dass es der Autorin um den Nordirlandkonflikt geht und nicht um Bürgerkriege irgendwo in der Welt.

Das Thema Stalking, was ich hier eigentlich gar nicht so stark vermutet hätte, wird sehr eindrucksvoll geschildert.
Einige schrieben, dass sie sich langweilten, das ging mir ein klein wenig auch so, aufgrund der Redundanz und weil mir insgesamt nicht so recht klar ist, worauf das Ganze hinausläuft. Hier bin ich sehr gespannt auf das Ende.
Die Reflexionen an sich lese ich dennoch ganz gern.
Traurig und betroffen werde ich in diesem Kapitel, in dem sie ihre Vielleicht Beziehung fast verliert, ihre Freundin, sich selbst und immer mehr ihren Bewegungsspielraum.
Dennoch habe ich immer mal wieder den Eindruck, dass mir angedeutete/ angesprochene Dinge entgehen, da ich insgesamt zu wenig von der Geschichte, Kultur und Traditionen Nordirlands weiss.

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Das Thema finde ich auch sehr interessant, aber es ist so anstrengend zu lesen, mein Dind wird das nicht mehr. Es gibt auch Sätze, die mich faszienieren, die ich festhalten und mir merken will, aber die Geschichte als ganzes…

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Ich finde diesen ganzen Mist inzwischen nur noch furchtbar. Immer wieder dasselbe… seitenlang…

Nein, mir ist nicht klar, warum dieses Buch einen Preis bekommen hat. Die Sprache ist schwülstig, übertrieben, die Charaktere verhalten sich keinesfalls dem Alter angemessen (wenn man sich zum Beispiel “kleine Schwestern” betrachtet - egal, wie hyperintelligent die drei sein sollen), die Geschichte geht nicht voran. Seitenweise Blödsinn, der sich elitär verquast gibt. Eine Metapher folgt der nächsten durchgeistigten Verklärung. Für mich ist das Buch ein typischer Elfenbeinturm-Bestseller: Man nehme schwierige Kindheit, ein gehöriges Maß Bekloppte jedweder Couleur, mische das ganze mit Metoo, gieße es auf mit Generationen-Missverständnissen und dann noch ein bisschen totalitäres System - et Voilá: fertig ist das Buch, das im nächsten Leistungskurs filetiert wird.

Hurz!

Es ist so schön zu lesen, wie das Buch polarisiert. Ich selbst habe für mich beim Lesen auch eine Ambivalenz festgestellt. :smiley:

Tatsächlich mochte ich diesen Abschnitt sehr gern! Die Problematik mit dem Stalking wurde meiner Meinung nach gut herausgearbeitet. Trotzdem möchte ich die Protagonistin manchmal schütteln und ihr sagen, dass sie sich doch nur einmal mitteilen müsste. Aber dann denke ich auch wieder an das Gespräch mit ihrer Mutter zurück und sie tut mir so leid. :frowning:
Obwohl wir die Geschichte mit ihrer Freundin erleben, ist es leicht zu erkennen, dass sie eigentlich niemanden hat, dem sie sich wirklich mitteilen kann und der sie vor allem auch ernst nimmt.

Die Vergiftung durch Tablettenmädchen habe ich als sehr plastisch empfunden. Diese Seiten habe ich gern und schnell gelesen und wollte unbedingt wissen, wie es mit ihr weitergeht! Der Konflikt innerhalb der Familie, im speziellen mit der Mutter, hat mi ebenfalls gefallen, weil er indirekt ein Motiv für das Handeln der Protagonistin im restlichen Buch liefert.

Insgesamt habe ich empfunden, dass sich die Situation zuspitzt. Klassiker Showdown-Opener. :smiley:

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Das Buch gefällt mir immer besser. Ich finde es wahnsinnig spannend und packend und die Sprache bzw. der Umgang mit der Sprache ist einfach großartig.
Ich neige leider manchmal dazu, Bücher ein wenig “schnuddelig” zu lesen (das heißt ich lese nicht jedes Wort) und das ist hier anders. Ich bin richtig vertieft und schaufle mir Zeit frei, damit ich in Ruhe weiterlesen kann.

Auch ich bin sehr gespannt, wie das Ganze endet, ich befürchte fast, es gibt gar kein richtiges Ende im Sinne eines Abschlusses, sondern das Buch hört einfach auf.

Irgendjemand hatte den Gedanken aufgegriffen (ich glaube das war im Thread über Abschnitt 3), ob die Erzählerin sich die Nachstellungen des Milchmanns vielleicht nur einbildet und es ihn gar nicht gibt und ich muss sagen, dass mich das sehr beschäftigt hat, weil ich selbst auf diese Idee noch gar nicht gekommen bin.

Was mir besonders aufgefallen ist ist, dass es viele Gruppen gibt, die einfach zusammengefasst werden, wie die Themenfrauen oder die Nachbarinnen etc. und nur wenige Individuen genannt werden wie der echte Milchmann, besonders wenn es um die unmittelbare Umgebung der Erzählerin geht.

Die Geschichte um das Tablettenmädchen und die Vergiftung fand ich allerdings wieder schwierig einzuordnen, das war wieder so grenzwertig, ob es nun übertrieben war oder eben nicht.

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Aber es ist doch ziemlich deutlich formuliert, dass alle etwas zu der angeblichen Affäre der Protagonistin mit dem Milchmann zu sagen haben, so viele Kommentare und Reaktionen kann sie sich doch nicht nur einbilden. Dazu fällt mir der Streit mit ihrer Mutter ein, als sie ihr die Wahrheit sagt und die Mama es einfach nicht glauben will.