Ich habe darauf gewartet, dass Du die Diskussion von damals aufgreifst.
Und nein, das ist für mich kein Widerspruch. Vorleben erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder es nachahmen, eine Garantie ist es nicht.
Ich habe darauf gewartet, dass Du die Diskussion von damals aufgreifst.
Und nein, das ist für mich kein Widerspruch. Vorleben erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder es nachahmen, eine Garantie ist es nicht.
Oh ja, ganz davon abgesehen, was man während der Schwangerschaft schon alles falsch gemacht hat…Höre ich heute noch oft von meinen Schwiegereltern, wenn sie an ihrem Enkel etwas auszusetzen haben oder er wegen irgendwas kränkelt (und damit meine ich nicht allgemein wissenschaftlich anerkannte Dinge wie aktives/passives Rauchen oder Alkohol, das war und ist für mich sowieso tabu)
Eigentlich bekommt man mit dem Mutterpass auch gleich einen Blanko-Schuldschein…
Es gibt keinen richtigen Weg. Da jeder Mensch anders ist, kann es hier keine goldene Regel geben. Und zu den Kommentaren, was wir als Eltern alles besser oder anders machen können, habe ich meistens nur ein Lächeln übrig. Aber ich weiß natürlich, dass ich viel falsch mache, das ist nur menschlich. Wie oft denke ich mir, warum hast Du so reagiert? Menschlich eben. Man kann nur versuchen, sein Bestes zu geben. Und sorry, liebe Kinderlose (das ist kein Vorwurf), wer kein eigenes Kind hat, weiß nicht, was das bedeutet. Das muss man selbst erleben. Und ohne die Diskussion neu aufzunehmen, niemand wird zwangsweise zum Alkoholiker, oder Dicken, oder Doofen, nur weil die Eltern das sind. Aber der Weg dahin ist näher, das zeigen die Zahlen und sagen die Experten. Denn wenn das nicht so wäre, bräuchte es auch keine Erziehung, weil dann den Kindern alles zufallen würde. Das Vorleben ist wichtig, aber keine Garantie, dass es übernommen wird. Denn jeder Mensch, auch die ganz kleinen, sind (zum Glück) einzigartige Individuen.
Der Hauptteil der Erziehung (blödes Wort) ist sowieso nachmachen. Kinder sehen und versuchen es selbst. Diese Woche waren wir mit dem 4Jährigen bei der regulären Untersuchung. Der Arzt war begeistert. Erste Buchstaben und Zahlen lesen, rechnen, zählen…alles vom 2. Klässler abgeschaut. Wir haben da nicht eingegriffen, sehr spannend, das zu beobachten.
Stichwort: abschreckendes Beispiel.
Aber auch hier: egal.
Das finde ich total interessant und könnte mir vorstellen, dass das bei meiner Tochter ähnlich ist. Wir haben viele Bücher (bei Büchern kann ich einfach nicht nein sagen) und sind auch regelmäßig in der Bücherei, sie leiht auch fleißig aus, aber regelmäßig vorgelesen bekommen mag sie nicht. Sie löst dann lieber Rätsel oder Matheaufgaben…
Ich finde es tatsächlich ein bisschen schade, da ich selbst das Vorlesen als Kind so gerne mochte, aber wenn sie nicht will, dann ist das eben so.
Bei mir und meinem Bruder ist es genauso wie bei deinen Kindern Ich lese alles was ich in die Finger kriege und mein Bruder hat seit gefühlt in den letzten 10 Jahren kein Buch mehr mit der Kneifzange angefasst, außer Sach- und Lehrbücher.
Dabei wurde uns beiden sehr viel vorgelesen
Ich weiß nicht ob ich das abgefahren oder traurig finden soll, ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Wenn ich lese, habe ich sogar oft eine Erzählstimme zu den Bildern im Kopf, die mir das Buch quasi vorliest, nur sehr schnell. Da ist es doch sehr verständlich, dass Bücher dann nicht das bevorzugte Medium geworden sind.
Der beste Beweis sitzt gerade neben mir. Mein Mann ist mit einer alkoholkranken Mutter gross geworden. Wie seine 3 Geschwister auch trinkt er praktisch keinen Alkohol. Er sagt immer, die Sucht der Mutter habe ihn geprägt fürs Leben.
Meine Eltern haben nie vorgelesen. Als Kind war ich so gelangweilt, dass ich alles gelesen habe, was ich finden konnte.
Nach meiner 1. Klasse bekamen alle Schüler ein Buch mit kurzen Geschichten. Ich las über den Sommerferien das ganze Buch, es war verdammt schwer. Nur Jahre später ist mir aufgefallen, dass es ein Erwachsene-Buch war. (Die Schule war nach einem Schriftsteller benannt und es war eins seiner Bücher. )
Heutzutage haben Kinder so viel Unterhaltung (Spielzeug usw), ich bin verzweifelt, ob meine Kinder überhaupt selber lesen wollen.
Ja, die Möglichkeiten an Freizeitbeschäftigung und Zerstreuung sind immens, und ich könnte mir schon vorstellen, dass das zulasten des Lesens gehen kann. Vor allem die elektronischen Medien sind für Grundschulkinder sehr spannend, so habe ich das zumindest in der Klasse meines Sohnes erlebt. Bei ihm haben wir das sehr stark reglementiert. Internet gabs für ihn gar nicht, außer er musste für die Schule etwas recherchieren, seit er ein Smartphone hat (letztes Weihnachten; Grund: Wir möchten ihn auf dem Schulweg, den er allein mit dem Rad zurücklegt, tracken können), darf er pro Tag 25 Min ins Internet, danach ist es gesperrt. Computerspiele/Videospiele/Handyspiele gibt es für ihn gar nicht, und da hat er zum Glück auch (noch) kein Interesse dran, ebenso Social Media. War aber beides bei einigen seiner Klassenkameraden hoch im Kurs, die teilweise stundenlang am Tag zockten. Und dennoch ist auch bei meinem Sohn Lesen eher untergeordnet, leider. Interessanter findet er Lego, Malen/Basteln (da ist er wie sein Papa ziemlich gut darin, im Gegensatz zu mir), Sport, Filme (leihen wir aus der Bib, Fernsehen haben wir nicht), Hörspiele, Hörbücher und Mamas Vorlesen. Und die 25 min Internet sind natürlich oft schon vormittags aufgebraucht.
Das ist gut so. Aber ein Fall ist leider kein Beweis. Die Fälle, die anders verlaufen, sind in der Mehrzahl.
Das ist bei uns ganz ähnlich. Malen habe ich vom Vater gelernt, meine Kinder von mir. Lesen, Sport, Klettern machen die Kinder auch mit Begeisterung. Allerdings merkt man trotzdem, dass elektronische Medien interessant werden. Aber das sehen wir entspannt, solange sich das alles zusammen in Waage hält. Als die ersten Computer in die Privathäuser kamen, war ich sofort fixiert. Ichbrachte mir in kürzester Zeit programmieren bei, habe erste kleine Programme geschrieben und ja, wir haben mit den Freunden und alleine gezockt, zeitweise nächtelang. Irgendwann hat es wie über Nacht den Reiz verloren und seither habe ich bis auf Schach nie wieder am Computer gespielt. Aber leider gibt es auch andere Fälle, die mit Computersucht ihr Leben ruinieren. Es ist ein schwieriges Thema. Und das Vorleben kann, muss aber nicht, funktionieren. Zum Glück sind wir alle anders.
Beim Thema Sucht ist das ein bisschen anders. Da liegt bei manchen Menschen eine familiäre Veranlagung vor und dann wird man auch leichter süchtig, wenn man nicht aufpasst. Bei mir in der Familie ist das leider so. Mein Opa, mein Großonkel, meine Tante und noch einige andere Familienmitglieder sind bzw waren alkoholiker. Ich trinke deshalb gar keinen Alkohol, genau wie einer meiner Cousins.
Genau das sagte ich ja. Abschreckendes Beispiel.
Die Statistik ist hier eindeutig:
Zudem haben Kinder von Alkoholikern oft mit Spätfolgen zu kämpfen: Ihr Risiko, später selbst einmal abhängig zu werden oder oder eine psychische Krankheit zu entwickeln, ist 2,4- bis 6 Mal höher als bei gleichaltrigen Kindern aus nicht suchtbelasteten Familien. Sie beginnen in der Regel früher damit, Alkohol zu trinken und betrinken sich auch eher. (Aus: Kinder- und Jugendarbeit: Alkohol? Kenn dein Limit.)
und
Kinder aus alkoholkranken Familien sind eine Hochrisikogruppe für Sucht
Häufig führen die in der Kindheit verinnerlichten Gebote, Überlebensstrategien und Rollenmuster wiederum in die Sucht: Etwa ein Drittel der Kinder aus alkoholkranken Familien (Children of Alcoholics/Addicts = COAs) werden als Erwachsene selbst stofflich abhängig. Ein Drittel (teilweise überlappend mit dem ersten Drittel) entwickelt psychische oder soziale Störungen. Das letzte Drittel trägt augenscheinlich keine Beeinträchtigungen davon. Doch fällt es auch diesen erwachsenen Kindern alkoholkranker Eltern oft schwer, z.B. ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden und nahe Beziehungen einzugehen. Sehr häufig suchen sie sich eine:n suchtkranke:n Lebenspartner:in und wiederholen so die aus der Herkunftsfamilie gewohnten Beziehungsmuster. (Zitat aus Kinder von Alkoholabhängigen | NACOA Deutschland).
Das sind die Fakten.
Leider funktionieren abschreckende Beispiele nicht bei jedem Menschen, sonst wäre vieles einfacher. Kein Land, das die Todesstrafe vollzieht, hat damit die Mordrate reduziert. Es gibt da kein Schwarz und Weiß. Nicht jeder hat ein Suchtpotential, nicht jeder wird zu einem Mörder, der ego-Shooter spielt. Verallgemeinerung ist gefährlich, das sieht man an der Diskussion über Migration. Da ist ganz schnell jeder Flüchtling ein Terrorist und jeder Sozialhilfeempfänger ein Schmarotzer. 8 Milliarden Menschen, 8 Milliarden Einzelfälle. Auf der anderen Seite gilt aber auch : Gelegenheit macht Diebe. Sind Drogen und Alkohol leichter zugänglich (oder sogar sozial akzeptiert) steigt das statistische Suchtpotenzial (einfache Mathematik), sind Waffen (USA z.Bsp.) ein Teil der Gesellschaft, wird es mehr Vorfälle geben.
Seufz…das ist wie mit so vielem. Es gibt immer Leugner (Corona, Klimawandel, Nazi-Greueltaten 2. WK, usw.).
Ich denke, die Diskussion führt zu nichts.
Nein, eben nicht. Für mich ist das kein abschreckendere Beispiel in dem Sinn. Ich weiß aber, dass bei mir die Veranlagung für eine Sucht bestehen könnte und handle deshalb so. Mit Abschrecken hat das nicht wirklich was zu tun, zumal ich nur meine Tante überhaupt noch kennengelernt habe und nie erlebt habe, wie es ist, mit alkoholkranken Menschen zusammenzuleben
Mein Sohn liest sehr gerne. Die Medienzeit muss man als Eltern aktiv beschränken. Das ist Aufgabe in der Erziehung. Die kleinere Tochter kann zwar noch nicht lesen, aber Bücher sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Beschäftigung daheim.
Ich denke, ob jemand Leser oder Leserin wird, steht nicht im Vordergrund beim Vorlesen. Es ist erwiesen, dass Vorlesen positive Auswirkungen auf Kinder hat. Leider merkt man das, wenn Kindern nicht vorgelesen wird.
Da finde ich das Konzept in der Grundschule meines Sohnes so toll. Jeden Tag gibt es Lesezeit und jeder muss mindestens 10 Minuten vorlesen, entweder Mitschülern oder Lehrern. Für die Erstklässler gibt es auch eine extra Zeit, wo ihnen vorgelesen wird. Das bindet sie sehr gut an ihre Lehrer.