Provokant gefragt: Muten wir in Kinder- und Jugendbüchern unseren Kindern zu wenig zu?

Wo ist da für Dich der Unterschied? Die Klassenlektüre bei meinem Sohn (5. Klasse) ist noch print, und ich weiß nicht, ob sich das in höheren Jahrgangsstufen ändern wird, aber es würde für mich keine Rolle spielen - der Inhalt ist ja derselbe. Ich hatte früher auch Vorurteile gegenüber ebooks, inzwischen bin ich nahezu komplett auf ebooks umgestiegen.

Oh ja, das sehe ich ähnlich. Die Kinder / Jugendlichen hängen eh ständig an digitalen Endgeräten und ich finde, Schule sollte gerade beim Lesen dem entgegenwirken. Vielleicht klinge auch ich altbacken, aber ein Buch als richtiges Buch vermittelt ein anderes Lesegefühl und eine andere Wertschätzung auch des Inhaltes - auch wenn das andere möglicherweise anders sehen oder als veraltet einstufen. Kinder sollen noch erlernen, wie es ist, Printbücher zu lesen - das hat auch was mit (Lese-)Kultur zu tun.

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Genau das habe ich früher auch immer als Argument gebracht, muss es inzwischen aber revidieren. Ich schätze den Inhalt genau gleich, auch wenn ich inzwischen fast nur noch ebooks lese, und beim Lesegefühl spüre ich keinen Unterschied. Das ist nur eine Frage der Gewöhnung. Markieren, Zitieren, Suchen ist viel einfacher bei ebooks.

Dass ich meinem Sohn (11) nur Print-Bücher zum Lesen gebe, hat einen anderen Grund: Wir haben keinen Reader, ich lese am Handy, er hat ein Tablet. Und das Tablet bietet viele Ablenkungsmöglichkeiten wie Internet, Apps etc, die seine Aufmerksamkeit vom Buch weglenken. Außerdem sind die meisten Kinderbücher heutzutage so schön gestaltet, dass es einfach herrlich ist, sich das gedruckte Buch ins Regal zu stellen: Effektlack, Hoch-Tief-Effekte, Glitzer, Farbschnitt, viele Illustrationen, häufig sogar farbig… Mein Bub steht da total drauf, und das kann ich auch nachvollziehen.

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Das gehört für mich zur erwähnten „Lesekultur“ - zu erleben, wie ein Printbuch mit allen Raffinessen ist. Wie Du schon bei den Kinderbüchern erwähnst: ein gedrucktes Buch hat viel mehr zu bieten und das sollte einem Kind / Jugendlichen nicht vorenthalten werden. Das Problem ist halt, dass es viele Elternhäuser gibt, in denen leider nicht gelesen wird und ohne die Schullektüren hätte so mancher Schüler keinen Zugang zum Medium Buch.

Wegen der ebooks: nun ich denke schon, dass es viel mit Gewöhnung zu tun hat, das ist richtig. Ich kann auch nur von mir selber ausgehen. Ich habe mal einen Reader ausgeliehen, allerdings hat mir das Lesen auf dem Bildschirm keine wirkliche Leselust bereitet. Ich besitze selber kein solches Gerät und bevorzuge Papier - allerdings ist ein Reader aus anderen Gründen nützlich: Menschen, die schlecht sehen (nun, auch ich bin inzwischen altersweitsichtig :laughing: ) können die Schrift vergrößern, man kann das Ding gut wohin mitnehmen (Urlaub, Krankenhaus etc) es nimmt nicht viel Platz weg. Wer weiß, was in 10 Jahrem ist, vielleicht denke ich dann auch anders. Es ging mir aber um Jugendliche, die möglicherweise überhaupt nicht mehr das Medium Buch als solches kennenlernen, gäbe es keine gedruckten Schullektüren.

Du hast da mehr Einblick mit Deinem Schulkind: sind denn die normalen Schulbücher inzwischen auch digital auf dem Tablet, das es von der Schule gibt? Oder sind die noch wie zu unserer Zeit gedruckt?

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Ich stimme Dir zu: Nachdem Kinder heute sehr viele digitale Geräte nutzen und das Smartphone zum - leider - ständigen Begleiter geworden ist, ist es wichtig, ihnen Bücher in gedruckter Form anzubieten.

Bei meinem Sohn sind die Schulbücher nach wie vor gedruckt, auch Hefte gibt es immer noch, allerdings machen die Lehrer kaum noch Hefteinträge, sondern teilen lieber Kopien aus, bei denen allenfalls ein Lückentext ausgefüllt werden muss. Die Kopien werden dann in die Hefte geklebt. Zumindest bestenfalls, oder sie werden, wie bei meinem Schusselchen, irgendwo verschlampert (ich weiß echt nicht, wo er das her hat, mein Mann und ich sind so penibel…). Dass in der Schule kaum noch Tafelanschrieb gemacht und ins Heft übertagen wird, sehe ich sehr kritisch, Handschrift wird kaum noch geübt.

Ab der 8. Klasse gibt es eine iPad-Klasse, wo dann verstärkt auf digitale Medien gesetzt wird, aber das wollen wir für unseren Sohn nicht.

Was heute anders ist, ist die Kommunikation mit den Eltern: Keine gedruckten Elternbriefe mehr, sondern Kommunikation über ein Elternportal, wo man alles runterladen kann. Termine mit Lehrern werden über das Portal vereinbart, der Stunden- und Vertretungsplan ist dort einsehbar, die Prüfungstermine, Wander- und Projekttage, Speiseplan etc. Das ist sehr praktisch. Auch Geld wird nicht mehr eingesammelt, jeder Schüler hat ein digitales Klassengeldkonto, von dem Lektüren, Ausflüge, Kopiergeld, Schullandheim etc.bezahlt werden, und das immer über einen bestimmten Mindestbetrag verfügen muss.

Zusätzlich nutzen Schüler und Lehrer Microsoft Teams: Die Lehrer stellen da Übersichten zur Verfügung, benennen den klausurrelevanten Stoff etc.

Der Gedanke kam mir gerade beim Lesen Deines Beitrages.

Und das funktioniert? Alle Eltern sind da immer flüssig (wird doch heute überall über alles gejammert, es wäre kein Geld da) Wow.

Der Grundbetrag, der immer auf dem Konto sien muss, sind 25 EUR. Vor Klassenfahrten (ca. 300 EUR muss man für ein Schullandheim rechnen) muss man natürlich aufstocken. Es gibt wohl die Möglichkeit, Hilfen zu bekommen, wenn es finanzielle Probleme gibt, ob das bei jemandem in der Klasse Thema ist, weiß ich nicht, das bekommt man ja nicht mit. Ob es bei einigen Eltern Probleme mit rechtzeitiger Überweisung etc. gibt, weiß ich nicht, da müsste man die Lehrer fragen. Über das Elternportal wird man aber frühzeitig erinnert, wenn man für einen Ausflug Geld überweisen muss (und per Mail wird man wiederum daran erinnert, wenn man sich eine neue Nachricht aus dem Elternportal runterladen soll). Insgesamt finde ich es gut, es direkt zwischen Eltern und Schule zu lösen, denn es war früher sicher peinlich für die Schüler, wenn sie das Geld nicht beibringen konnten und immer wieder vor der Klasse vom Lehrer erinnert wurden, dass das Schullandheim, die Lektüre etc. noch nicht bezahlt war.

Nein? Warum sollte es? Ich verstehe diese Aussage null.

Mag sein, ist halt meine persönliche Meinung. Vielleicht zur Erklärung: Haptik, etwas in der Hand zu halten das kein Elektrogerät ist, ein Buch im Regal anzusehen, es immer wieder mal herauszunehmen, darin zu blättern, das hat in meinen Augen einfach einen anderen Stellenwert - auch für den Inhalt. Ein Ebook wird gelesen, dann meist gelöscht, ex und hopp. Mag sein, dass Du das nicht so machst, dann ist es ja gut.

Ja, das sind auch meine Gedanken. Vor allem ist es augenschonender, was viele vergessen.

Klar, der Inhalt ist gleich. Aber ein Buch ist augenschonender als eine digitale Ausgabe.

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Das stimmt, v.a. wenn man mit Tablet oder Handy liest, also kein e-ink-Display hat. Ich nutze beim Smartphone immer den Halbdunkelmodus (weiße Schrift auf anthrazitfarbenem Hintergrund), um das schädliche LED-Licht zu minimieren. Da ich immer drinnen lese, sind Spiegelungen kein Problem.

Ein Buch ist ein Buch - du nimmst es in die Hand, streichelst über den Einband (vor allem, wenn er sehr schön ist oder strukturiert - bei Büchern die ich richtig toll fand mache ich das fast immer nach dem Ende des Buches), schlägst es erwartungsvoll auf und fühlst das Papier, auf dem die Gedanken und Geschichten der Schreibenden gedruckt wurden. Ein richtiges Buch existiert real - in meiner Hand, auf dem Tisch wenn es auf mich wartet, im Regal, wenn ich es behalten will.
Ein EBook ist nur eine Datei. Nur im Sinne von nur. Sie ist auf dem Tablet oder Reader und beides ist immer derselbe. Und es ist eine Datei von vermutlich Hunderten oder Tausenden auf dem Tablet.
Der Inhalt ist natürlich derselbe, egal ob gedruckt oder auf dem Bildschirm. Aber mir kommt es - zumindest bei Romanen und Erzählungen - auch auf das Lesegefühl an. :wink:

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Okay, ich bin da wahrscheinlich anders gepolt. Ein Buch ist für mich ein Buch. Ich streichle weder Bücher noch Reader. Mir gehen Farbschnitte völlig vorbei und mir ist egal, wie es sich anfühlt. Die Geschichte muss mich packen - schafft sie es nicht, nützt mir auch ein physisches Buch nichts.

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Das ist bei mir auch so ähnlich…

… und auch der Aussage stimme ich zu.

Irgendwie ist es doch eine Mischung aus allem :grinning:

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Ja, das hatte ich als Schülerin auch gelesen und fand es so zutreffend. Trotzdem war das in der Schule leider nicht so.

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Gerade habe ich gesehen, dass es eine Neuauflage vom Da Vinci Code als Jugendbuch gibt - gekürzt und „altersgerecht“. Nun kenne ich das Original nicht, an den Film kann ich mich vage erinnern, aber ich frage mich: was muss hier altersgerecht aufbereitet werden? Und muss es so etwas überhaupt geben? Ich in dem Alter (Empfehlung ab 14) hätte jedenfalls lieber das Original lesen wollen.

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Ich habe das Buch gelesen und kann dir nur sagen, dass Kürzen ihm absolut gut tun würde. :smiley: Davon abgesehen, weiß ich auch nicht, was man da altersgerecht machen sollte. Es ist nicht übermäßig brutal oder irgendwas und kann locker ab 13 gelesen werden.

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Das Labeln als Jugendbuch halte ich für einen Irrweg. In einer Einwanderungsgesellschaft wäre es wichtiger, leicht lesbare Bücher zu kennzeichnen, mit denen Lernende von „Deutsch als Fremdsprache“ für ihre Sprachzertifikate üben können - und das sind eher selten Jugendliche.

Hihi, da ist ein gutes Argument. Ich hatte jetzt auch schon Richtung zu anspruchsvolle Sprache oder wissenschaftliche Erklärungen gedacht, das passt mir aber mit dem Buchinhalt nicht so recht zusammen. Und selbst dann hielte ich eine Änderung für unnötig.

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