Nr. 462: Lest ihr gerne Übersetzungen?

Ich habe bis vor wenigen Jahren fast nur englisch gelesen - oft gab es keine Uebersetzung, da blieb mir nichts uebrig, und ich finde es immer besser im Original, weil eine Uebersetzung ja doch auch Spielraum fuer Interpretation/Abweichungen laesst. Und leider gibt es auch schlechte Uebersetzungen - siehe die neue/modernisierte Uebersetzung vom Herrn der Ringe - sowas geht fuer mich gar nicht.

Mittlerweile lese ich mehr deutsche Buecher, tatsaechlich hat bei mir die Anzahl deutscher Autor:innen bei mir zugenommen. Ist sprachlich auch was anderes, wie ich finde. Da wird viel mehr aus dem Vollen geschoepft.

Der Wandel haengt aber auch mit meinen Genre-Vorlieben zusammen. Frueher ausschliesslich Horror, jetzt eher breitgefaechert und auch gerne deutsche historische oder zeitgenoessische Romane.

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Ja, manchmal wuensche ich mir auch eine Uebersetzung, merke mir dann bei GR das Buch und schaue von Zeit zu Zeit ob sich was getan hat.

Oft spricht mich ein Cover, evtl. noch Titel an und ich versuche etwas ueber das Buch herauszufinden - nur um festzustellen dass es das bisher nur in einer mir nicht gelaeufigen Sprache gibt.

Oh ja, ich bin auch Anhängerin von Margaret Carroux. Auch wenn bei Krege ja nochmal nachgebessert wurde, werde ich einfach nicht warm damit.

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Da ich nur die deutsche Sprache beherrsche und keine Lust habe, eine Fremdsprache zu lernen, bin ich auf Übersetzungen angewiesen. Ich kann mich auf englisch halbwegs verständigen, dann hört es aber schon auf. Der Vorteil von Übersetzungen ist, dass das Buch dadurch noch mal ein Lektorat bekommt, was bei deutschen Autoren manchmal fehlt. Außerdem haben Übersetzer ein höheres Sprachniveau, so dass kein Buch Typ Schüleraufsatz von Fünfklässler herauskommt.

Ist dem wirklich so, dass da Fehler aus dem Original ausgebaut würden? Meine Beobachtung ist eher eine andere. Inhaltliche Fehler aus dem Original werden 1:1 übernommen. Ich hatte diese Fälle schon und frage mich, ob ein deutscher Verlag wirklich auf eigene Faust Fehler des fremdsprachlichen Autors ausbauen darf. Ich denke, das ist eher nicht der Fall, schließlich hat der Autor das Recht am Text und damit auch an seinen Originalfehlern. Bei McCartens „Going Zero“ zB sind etliche Logikfehler drin (Ein Zero wird zweimal verhaftet, sehr offensichtliche Fehler zu IT-Themen etc.), und würde der Verlag die ausbauen wollen, müsste er die vermutlich zuerst mit dem Autor diskutieren, was Zeit und damit Geld kostet. Da hofft man vermutlich eher, dass die meisten Leser/innen nicht so genau draufschauen.

Manchmal kommen aber durch die Übersetzung auch lustige Fehler rein - etwa die „Silikonchips“ in einem Navi bei „Blue Skies“ (TC Boyle). (im Englischen ist zwischen Silikon und Silizium ja nur ein Buchstabe Unterschied: silicone vs. silicon). Und „organic“ wird immer wieder hartnäckig mit „organisch“ übersetzt, auch wenn aus dem Kontext klar ist, dass im Deutschen eigentlich „Bio“ gemeint ist. Sehr witzig fand ich bei Ammanitis „Intimleben“ die Leichtathletikdiszipilin „Stabweitsprung“. Hier würde mich interessieren, ob der Fehler erst bei der Übersetzung reingerutscht ist oder schon im Italienischen drin war.

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Mir fällt auch noch eine Übersetzung ein, die zum davonlaufen ist: die umstrittene Neuübersetzung von „Vom Winde verweht“ mit den „Blackys“. Sorry, natürlich ist das N-Wort heute nicht mehr okay, aber bei der Übersetzung eines Romans aus dem amerikanischen Bürgerkrieg ist das N-Wort halt nunmal geschichtlicher Fakt und es wurde zu der Zeit, in der der Roman spielt, verwendet und gehört dann zur Historie. Den ganzen Roman deswegen kaputtzuübersetzen finde ich ehrich gesagt daneben.

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Das ist ja gruselig :scream:

Zwangsläufig lese ich auch Übersetzungen, wobei ich mich oft frage, wie bestimmte Sätze/Formulierungen wohl im Original aussehen.
Einmal habe ich englischsprachiges Original und Übersetzung parallel gelesen und dabei sind mir gleich mehrere Fehler aufgefallen, was mich wirklich geärgert hat. Ich habe noch ein solches
„Set“ auf dem SuB, schiebe das Lesen aber noch ziemlich vor mir her…

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Ich lese bisweilen auf englisch. Da ich viel Fantasy lese, sind da dann aber auch eher alltagsunübliche Vokabeln dabei, die sich einem aber im Regelfall schnell erschließen.

Letztendlich ist mein größtes Problem aber meistens die verfügbare Zeit und auf deutsch geht es einfach schneller. Wenn also schon beide Ausgaben existieren, tendiere ich eher zur Deutschen.

Zum Sprachtalent im Allgemeinen: Doch, ich denke schon, dass es Menschen gibt, denen es leichter fällt Sprachen zu lernen. Es hat doch jeder Begabungen in irgendeinem Bereich und dafür woanders eher nicht. Heißt ja nicht, dass man das dann nicht trotzdem lernen kann, aber „in den Schoß“ fällt es einem eben nicht überall.

Ich bin zum Beispiel gut in Sprachen, war schon immer so. In der Grundschule hatten wir ein paar Bilder, die wir beschreiben sollten, mir war das zu anspruchslos und ich habe ein Gedicht dazu geschrieben. Es fällt mir auch leicht, Fremdsprachen zu lernen. Und ich bin gut in Mathe und Logischem Denken.

Dafür kann ich absolut nicht räumlich denken. Sobald ich mir da irgendwas vorstellen muss, was ich nicht in Formeln abbilden kann, bin ich verloren. Und ich bin motorisch ungeschickt. Habe ich trotzdem gelernt zu handwerken oder Sportarten technisch korrekt auszuführen? Ja. Aber es fiel mir nicht leicht und mehr Spaß machen mir einfach andere Dinge.

Kann man doch auch einfach so stehen lassen, dass jeder seine Talente in einem eigenen Bereich hat.

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Ich lese relativ wenig aktuell auf englisch, das meiste auf deutsch, weil ich nach Feierabend einfach keine Lust mehr habe mein Gehirn so sehr anzustrengen. Mein Job ist zum Großteil auf englisch und in meiner Freizeit will ich damit dann einfach nicht mehr so viel zutun haben.

In meiner Jugend habe ich mit englischen Büchern meine Sprachkenntnisse verbessert, aktuell greife ich nur dazu, wenn mir die deutsche Übersetzung wirklich gar nicht gefällt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Shatter Me-Reihe, die habe ich auf deutsch abgebrochen, im Original ist sie aber sooooo gut!

Teilweise greife ich auch zu englischen Büchern, weil die einfach in der Anschaffung oft deutlich günstiger sind. Ich wundere mich fast ein bisschen, dass das hier noch niemand angeführt hat :smiley:

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Stimmt, da hast du recht. Ich hatte mir damals die Bücher GoT in einer Taschenbuchbox gekauft. Die Qualität war zwar nicht so gut wie die deutschen Bücher, aber wenn man bedenkt, dass aus jedem englischen zwei deutsche Teile gemacht wurden und man für jeden einzelnen fast so viel wie die ganze Box bezahlt hat…

Solange man nicht die teuren Special Editions kauft sind englische Bücher meist günstiger. Das verlockt mich immer wieder, dazu kommen dann noch Rabattaktionen… Ich finde die Buchpreisbindung klasse, weil so auch kleine Buchläden überleben, aber als Leserin sind günstige Bücher immer ein Argument :smiley:

Darum kaufe ich oft auch Mängelexemplare, da diese neu sind und meist außer dem Stempel keine Mängel haben. Leider wird nicht mehr so viel geramscht von den Verlagen und die Ramschtische immer weniger - und die Mängeltaschenbücher immer teurer. Wenn ich mich erinnere: zu DM-Zeiten zahlte man 1,80 DM für eines, heute mitunter 4,99 €…

Da hatte ich letztens ein Gespräch mit einer die in Verlagen arbeitet, selbst bei den 4,99 zahlt der Verlag noch mehr drauf als wenn er das Buch einfach wegschmeißt, von daher ist es ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stört es mich 5 Euro für ein beschädigtes Buch zu zahlen, aber bevor es weggeschmissen wird, ist das immer noch die bessere Lösung.
Ich finde selten bei Mängelexemplaren was für mich, wenn schlage ich aber sehr gerne zu, auch wenn es immer teurer wird.

Natürlich - jeder Verlag verkauft ein Buch lieber für 18 € anstatt für 4,99 € auf dem Ramschtisch. Und wer das Mängelbuch für billiger kauft, kauft es eben nicht auch noch in teuer.
Dennoch sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken: viele können sich einfach die sündhaft teuren Bücher im Laden kaum noch leisten. Heute kostet ein Taschenbuch, was früher ein Hardcover in Topausstattung kostete. Klar sind die Produktionskosten gestiegen - aber verdient ein Unternehmen an preisgünstigeren Büchern nicht mehr, wenn davon die doppelte oder dreifache Menge gekauft wird? Mal vom Nachhaltigkeitsgedanken abgesehen. In anderen Branchen wird auch Papier benötigt, dennoch sind die Preise nicht in dem Maß gestiegen, wie auf dem Buchmarkt.

Mängelexemplar bedeutet nicht gleich beschädigt. Meist haben sie nur den Stempel, sonst nix.

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Seit Oktober 23 sind die Großhandelspreise für Papier sogar fast stetig gefallen.

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Vorallem müssten dann ja e-books deutlich billiger sein. Aber das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Manche sind nur 3 bis 4 Euro günstiger und andere dann wieder 10 Euro oder mehr. Da ich beides lese, Print und e-book, kann ich das immer ganz gut vergleichen. Ich bin auch nicht bereit für ein e-book knapp 20 Euro oder mehr zu zahlen, dann warte ich halt bis es deutlich günstiger ist, das kann dann natürlich 1 bis 2 Jahre dauern oder ich kaufe es als Print.

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Manchmal werden aktuelle E-Books von den Verlagen für einen kurzen Zeitraum enorm herabgesetzt. Von Hugendubel erhalte ich eine Mail mit den Schnäppchen der Woche, das ist manchmal richtig gut. Diese Woche wurde die Monet Family für 4.99 Euro angeboten.

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Dann muss ich dort die Newsletter abonieren

Ich lese gerne Bücher aus allen Ländern der Welt. Wenn ich sie zufällig in die Hände bekomme - Bücherflohmärkte, Bücherschränke, Geschenke, etc. - nehme ich gerne auch auf Englisch oder Französisch. Wenn ich sie mir selber (neu) kaufe, hängt es zum einen vom Buch ab und zum anderen davon, in welchem Land ich sie gerade kaufe.
Manche Übersetzungen sind wunderbar und ich vermisse das Original in keinster Weise, bei manchen würde ich ab und zu gerne im Original nachlesen, was da steht, und bei manchen bin ich von der Übersetzung schwer enttäuscht.
Und wie schon vorher gesagt, manches kann auch gar nicht übersetzt werden. „Alice in Wonderland“ ist da ein beeindruckendes Beispiel. Lewis Caroll, der eigentlich Mathematiker war, lässt Personen aus englischen Redewendungen entstehen. Da die Redewendungen im Deutschen aber nicht existieren, geht alles verloren, was darauf aufbaut. Der verrückte Hutmacher zum Beispiel ist im Englischen lustiger, da es „mad as a hatter“ heißt. Aber am schlimmsten ist für mich die Grinsekatze, die es im Deutschen einfach nicht gibt. „To grin like a Cheshire cat“ wäre ruchtig übersetzt „wie ein Honigkuchenpferd grinsen“, aber mit einem Pferd hätte der Rest der Geschichte nicht gepasst, da Pferde sich einfach anders verhalten als Katzen.
Ganz schwierig finde ich es bei dicken Fantasy-Büchern, bei denen ich befürchte, in der Übersetzung solche Wortspiele nicht mitzubekommen, im Original aber immer wieder an Eigenschöpfungen des Autos scheitere. Wenn man dann nicht weiß, ob das ein Wort der englischen Sprache ist, das man nicht kennt, oder eine Eigenschöpfung, kommt man sich irgendwie unwissend vor.