Kennt Ihr schon das Neopronomen "dey"?

Ich kenne es aus meiner Schulzeit auch noch so, dass bei zu vielen Rechtschreib-/Grammatikfehlern Notenpunkte abgezogen wurden. Ein solches Vorgehen kann ich an Sich auch verstehen, eben weil es noch keine offiziellen Regeln für „Gendersprache“ gibt.
Aber zu sagen, man lehnt etwas komplett ab, ohne Berücksichtigung des Inhalts, nur wegen der Verwendung geschlechtergerechter Sprache finde ich furchtbar.

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Auch hier: Es geht bei Prüfungen an Schulen um die Regeln der deutschen Rechtschreibung, die geschlechtergerechte Schreibungen mit Sternchen oder Doppelpunkt nicht beinhalten. Das gab es aber schon vorher, dazu bedurfte es keiner neuen Regel. Die Einführung ist also nur Populismus, inhaltlich ist sie sprachwissenschaftlich einfach falsch.

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Dennoch verwirrt es Schüler, wenn Ihnen unterschiedliche Varianten vorgesetzt werden. Die deutsche Sprache ist bereits sehr komplex, und ich erlebe die Schwierigkeiten, die diese für die Kinder mit sich bringt, in der Klasse meines Sohnes mit, sowohl bei den Kindern deutschsprachiger Eltern als auch bei den Mitschülern mit Migrationshintergrund. Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung lehnt die Sonderzeichen etc. weiterhin aus guten Gründen ab. Bayern hält sich lediglich konsequent an die amtliche deutsche Rechtschreibung. Mehr werde ich zu dieser Thematik hier nicht mehr sagen, weil wir uns bereits der Grundsatzdiskussion nähern, die wir hier vermeiden wollten.

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Ich möchte auch auf gar keinen Fall diskutieren, habe als Wissenschaftlerin (und Bürgerin) aber einfach ein großes Interesse wissenschaftlich falsche Aussagen nicht so stehen zu lassen. Ein Naturwissenschaftler könnte es sicher auch nicht ertragen, wenn Gesetze der Schwerkraft falsch wiedergegeben würden. Wie gesagt: Ich will ebenfalls gar nicht diskutieren, sondern fachlich und sachlich korrekt beschreiben. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Lesegeschwindigkeit und das Leseverständnis mit geschlechtergerechter Sprache nicht abnimmt. Was du für deinen Sohn beschreibst, ist sog. anekdotische Evidenz, die in ihrer Aussagekraft nicht mit wissenschaftlichen Studien gleichzusetzen ist.
Dass die Formen so nicht im Duden stehen, hat andere Gründe - Sprache ist politisch.

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Mir ist bewusst, dass mir meine Frage wieder falsch ausgelegt werden wird. Dennoch wage ich, sie zu stellen. Was ist an „es“ so falsch oder böse, dass man es nicht nimmt/nehmen kann/will? Das kennt jeder, damit fremdelt man nicht und ich persönlich finde es sogar liebevoll.

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Sorry, bei mir schon.

Sicher weißt Du, dass man jede Studie mit der Auswahl der Probanden in die Richtung lenken kann, in der man sie haben möchte.

Allerdings beeinflussen bei mir auch Rechtschreibfehler den Lesefluss und das Leseverständnis. Selbst falsche Groß-/Kleinschreibung lenkt mich ab, das/dass-Fehler bringen mich raus usw. Das mag ein autistischer Zug sein, dennoch ist es Fakt.

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Da bist du nicht die einzige.
Es hat bei mir nichts mit der Story oder der Person zu tun es stört nur wahnsinnig beim lesen, ich stolpere jedesmal. Daher nervt es kolossal, dabei bin ich mir bewusst dass ich selbst nicht perfekt bin was die Rechtschreibung betrifft (oder übersehe die Autokorrektur).

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Genau, denn im Gegensatz zur englischen Sprache haben wir im Deutschen ja diese neutrale Möglichkeit die für mich nicht negativ besetzt ist (zumindest nicht so wie diese vielen konstruierten Wortschöpfungen)

Das ist toll, ich habe auch Sprachwissenschaften studiert und denke, dass ich weiß, was Du meinst - nur leider interessieren sich die wenigsten für „sachlich“, die meisten haben viel zu starke Gefühle…

Ich hatte auch Seminare zum Thema „Historische Linguistik“ und Sprache hat sich immer verändert und wird es wohl immer tun. Es gab schon immer Menschen, die sich dagegen gewehrt haben, das ist nicht neu! Manches setzt sich durch, manches nicht und einiges kommt und geht…

Es ist natürlich OK, eine „Bewegung“ nicht gut zu finden, ich verstehe nur nicht, weshalb man so vehement dagegen sein kann. Und ein Buch, das einem sprachlich missfällt, ist nicht schlimmer als ein Buch, das einem der Handlung wegen etc. missfällt.

Ich finde die Prota in meinem aktuellen Buch furchtbar, aber ich werde mich in meiner Rezi mit eindeutiger Kritik zurückhalten, denn meine Intoleranz ist MEIN Problem! Es ist OK intolerant zu sein, das sind fast alle, mehr oder weniger - aber wenn man das anerkennt, kann man es steuern…

P.S. das Wort dey gefällt mir nicht, genau wie mir das Wort Zahncreme nicht gefällt. Ich sage Zahnpasta, aber ich akzeptiere dass andere Zahncreme sagen & schreiben, obwohl es für mich keinen Sinn macht, weil ich mir unter einer Creme etwas anderes vorstelle.

Ich will nicht Recht haben, ich will niemanden kritisieren, ich würde nur gerne verstehen, weshalb so starke Gefühle bzw. Vehemenz bei bestimmten Themen da ist…

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Es geht doch um die Worte und den Lesefluss, nicht die „Bewegung“. Ich lasse schon mein ganzes Leben lang Menschen leben, wie sie wollen, selbst wenn ich es nicht nachvollziehen kann (nein, ich meine damit nicht, was Du jetzt denkst, es ist eine allgemeine Formulierung). Aber diese künstliche Sprache tut mir einfach körperlich weh.

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Im Englischen Sprachraum gibt es doch „it“, das ginge doch auch. Aber ich möchte ja nicht über andere Sprachen reden, sondern die Möglichkeit, im Deutschen so zu schreiben und zu reden, dass es jeder versteht, jeder damit umgehen kann, sich keiner verletzt fühlt und alle zufrieden sind (ja, klar „alle“, das schaffen wir leider nie).

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Toll, dass Du weißt was ich denke, dann kann ich mir eine konkrete Antwort ja sparen!

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Das möchte ich genau so unterschreiben.
Drüben bei der Lesejury kam das Thema vor einigen Monaten mal kurz auf, in diesem Kontext bin ich auch auf „dey“ und ähnliche Konstrukte gestoßen und bin ehrlich gesagt froh, dass mich das Genre, in dem das vermehrt verwendet wird, seit 'ner Weile so gar nicht mehr hinterm Ofen vorlockt - ergo die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ich auf so ein Buch selbst stoße.

In Sachtexten (weniger Bücher, ich konsumiere dann eher Onlinemagazine etc) stört mich Gendern in Form von :innen nicht mal so sehr, da flutscht das durch. In literarischen Texten ist das für mich dagegen absolut unpassend, als Hörbuch noch viel schlimmer. Stolpere ich genauso drüber wie über Rechtschreib- und Grammatikfehler und wegen solcher breche ich gerne Bücher ab, wenn es unlesbar wird.

Sprache kann grundsätzlich gerne im Wandel sein, ohne Frage! Anderes Thema zwar, aber beispielsweise das N-Wort hab ich schon lange aus meinem Wortschatz gestrichen… aber Sprache brauch für mich persönlich trotzdem noch einen gewissen Klang und Fluss, und da gerade diese Pronomen entweder irgendwie Denglisch klingen oder komplett nicht-intuitiv, werde ich keine Unterhaltungsliteratur damit lesen.
(Falls sich wer aus der Altersgruppe Millennial und älter noch entsinnt: „sitt“ als flüssiges Äquivalent von satt hat sich ja irgendwie auch nicht durchgesetzt im Sprachgebrauch, manches stirbt halt wieder aus ^^")

Nachtrag:
Ich merke grad, es klingt vllt zu allgemein ablehnend - das ist nicht der Fall, Pronomen kann jeder und jede und wie auch immer nutzen, wie er, sie, etc glücklich damit ist. Im Bekanntenkreis hab ich im Alltag niemanden, aber ich würde Wünsche diesbezüglich in der persönlichen Kommunikation selbstverständlich immer beachten.

Ich beziehe mich hier wirklich nur auf die Verwendung in literarischen Texten und dort kann ich es ja gezielt vermeiden, diese zu lesen - wenn ich „vorgewarnt“ bin.

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Wenn Du meinst. :wink:

Was du beschreibst, bezeichnet man alltagssprachlich auch als anekdotische Evidenz. Ich denke, wir sollten wissenschaftliche Methoden davon klar unterscheiden, auch wenn wissenschaftliche Studien durch neue wissenschaftliche Studien immer falsifiziert werden dürfen. Diese neuen Studien gibt es aber bisher nicht, daher bleibe ich bei Karl Popper: Eine Theorie ist vorläufig wahr, solange sie nicht falsifiziert ist.

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Solche Seminare hatte ich auch! Ich wusste vorher z.B. auch gar nicht, dass das Deutsche früher noch einige weitere Genera hatte oder das Wort „Gästin“ nicht ganz neu ist, sondern uralt! In der Schweiz sagt man z.B. auch schon seit dem 17. Jh. Studierende!

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Ich halte Aussagen wie „Ich schmeiße dieses Buch weg, weil ich mit dem Pronomen nicht klarkomme“ für weitaus gefährlicher, weil da so eine Einstellung normalisiert wird.

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Ja? Erklär mal. Deine Aussagen halte ich nämlich ziemlich oft für grenzwertig. Deine Grenzen sind dermaßen hoch, dass du nicht mal versuchst, einen Blick über den Tellerrand deiner Wahrnehmung zu werfen.

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Ich liebe das Wort Gästin, aber das wusste ich nicht! Ich habe englische und amerikanische Linguistik und Literatur studiert,
Wie cool! Das kann ich dann erwähnen, wenn meine Kollegen und Kolleginnen sich wieder einmal über die vielen neumodischen Wörter, beschweren, die heutzutage umhergehen :wink:
THX!

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Ja, da sollte man unterscheiden, auch wenn Wissenschaft natürlich nicht unfehlbar ist und sich regelmäßig selbst korrigiert (was Menschen eher selten tun).
Z.B. Ich hatte nie Corona (falls doch, dann habe ich es nicht gemerkt) und niemand aus meinem Umfeld hatte es bzw. nur leichte Symptome, mit denen man nicht ins Krankenhaus musste. Aber deswegen sage ich nicht, dass Corona keine lebensbedrohliche oder zumindest schwerwiegende Krankheit sein kann - nur weil ich es so erlebt habe.

Der Unterschied zw. objektiv und subjektiv ist wichtig, auch wenn beides bis zu einem gewissen Grad relativ ist.

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