Vermutlich oute ich mich jetzt endgueltig als antiker Dino, aber kanntet Ihr schon das Neopronomen ‚dey‘?
Es wird im Roman ‚Sparks‘ verwendet und ich hatte zwar einen Ahnung, musste aber doch erstmal googeln was genau das bedeutet. Zudem hatte ich den Eindruck, dass es bei Sparks willkürlich an einigen Stellen, aber nicht konsequent im gesamten Buch verwendet wurde.
Und ich frage mich jetzt, wie diese Stellen im Original wohl aussehen - da steht doch vermutlich einfach nur ‚they‘ - aber woher wusste die Übersetzerin dann wann sie dies mit ‚dey‘ übersetzen musste und wann nicht?!
Und wie findet ihr das Wort ‚dey‘? Klingt ja erstmal komisch - ich bin gespannt ob mir das künftig häufiger begegnen und ob es sich durchsetzen wird.
Im Buch hätte ich mir dazu eine kurze Fussnote gewünscht, genauso wie zu einigen der verwendeten jüdischen Begriffe, die mir bisher nicht geläufig waren.
Ich empfinde Dich nicht als antiken Dino. Deine Frage möchte ich gerne beantworten, ohne auf das Gender Thema einzugehen. Ganz allgemein mag ich Bücher nicht lesen, die solche Begriffe nicht erklären. Für mich sind da Fußnoten Pflicht und wenn ich ständig Begriffe googeln muss, nimmt es mir die Spannung und Freude. Wenn ich dann das Gefühl habe, es wird nur willkürlich eingesetzt, nur um verwendet zu werden, dann ist es für mich schlecht gemacht. Das Buch, das Du beschreibst, wäre für mich gar nichts
Danke
Das Buch ist von einer recht jungen Autorin, die Zielgruppe ist wohl eher auch in dem Alter und weiss so etwas vielleicht auch schon - trotzdem gebe ich Dir recht. Zumal das Wort m.W. noch recht neu ist, da sollte der Verlag von selbst auf die Idee kommen dass es zumindest derzeit noch Erklärungsbedarf gibt. In zehn Jahren mag das anders aussehen…
Daher interessiert mich auch wie es im Original geschrieben ist, da gibt es das Problem vermutlich gar nicht. Was die Frage aufwerfen würde, wer auf die Idee gekommen ist es so zu übersetzen, ob die Autorin das weiss, ob das Freiheit der Übersetzerin ist usw.
Mir geht es da wie @baby17, auch für mich ist eine Erklärung in diesem Fall Pflicht. Ich würde noch weitergehen und erwarten, dass die Verwendung von Neopronomen auf der Rückseite/dem Klappentext verpflichtend sein sollte, damit jeder selbst entscheiden kann, ob er das lesen möchte. Ich möchte hier bewusst auch nicht die Genderthematik an sich aufgreifen, um keine Grundsatzdiskussion auszulösen. ich für mich lese keine Bücher, die gendern, und auch keine, die Neopronomen verwenden.
Im englischen wird für nichtbinäre Personen they verwendet, und ich weiss, dass es im Deutschen verschiedene Alternativen gibt, die diskutiert werden, u.a. dey und hen.
Dann bin ich auch ein Dino. Erstmal wäre hier mindestens eine Fußnote sinnvoll - es gibt ja bereits eine Vielzahl von Gender-Varianten. Dann wäre ich dankbar für einen Vorab-Hinweis, denn mich ganz subjektiv stört dies im Lesefluss enorm.
Ich habe mal ein Buch gelesen da wurde immer wieder (aber nicht konsequent) „sier“ geschrieben, schrecklich. Sorry, meine ganz subjektive Meinung
Ich finde Deine Fragen hinsichtlich der Übersetzung richtig interessant. Mich würde auch interessieren, wie weit die Freiheit der Übersetzerin da geht.
@suse9: nein, bei Neopronomen geht es um Pronomen für nichtbinäre Menschen, die sich nicht mir er oder sie ansprechen lassen möchten. Im Englischen wird dafür schon lange they verwendet, was im Deutschen nicht möglich ist, da die 3. Person Plural mit dem femininen Singular übereinstimmt. Möglichkeiten sind hier dey als Anlehnung an das englische they, xier als Verbindung von sie und er, oder das im skandinavischen Sprachraum für non-binäre Personen verwendete hen.
Hättest du dafür Beispiele? Kann mit they auch die Mehrzahl gemeint sein = der Zirkus = die Gruppe = sie Mz? Könnte es sein, dass der Gebrauch von der jeweiligen Erzählerstimme abhängt? A benutzt es, B nicht. Eine Erklärung der Übersetzerin dazu wäre nicht verkehrt.
Ich bin vor kurzem in einem Buch davon überrascht worden.
Sätze mit „sier“ fand ich noch unproblematisch zu lesen, das hat auch meinen Lesefluss gar nicht gestört.
Aber als dann mehrere Neopronomen in einem Satz und das ganze geballt über mehrere Absätze vorkam, hat es mich beim Lesen enorm gestört. Es fühlte sich für mich ständig so an als wären da Tippfehler im Text, und vor allem bei „siem“ oder „sies“ war ich immer wieder am stocken.
Die Person kam im Buch zum Glück nur kurz vor, einen ganzen Roman oder auch nur längere Kapitel würde ich so nicht lesen wollen, das weiß ich jetzt.
Was gemeint ist, wird vermutlich aus dem Zusammenhang klar oder aus der Verbform, sofern sich diese im Singular und Plural unterscheidet. Im Präsens und Perfekt ist das ja der Fall, im Futur 1 und 2, Präteritum und Plusquamperfekt nicht, und bei den Progressive/Verlaufsformen ist es auch verschieden, ebenso in allen Passivformen ausser beim Plusquamperfekt, wenn ich das im Kopf gerade richtig durchgehe …
Ich denke auch, dass man das meistens aus dem Zusammenhang erschließen kann, so ähnlich wie bei „You“, das sowohl „du“ als auch „ihr“ heißt, außerdem auch „Sie“, wobei die Verben ja gleich bleiben. Übersetzer müssen sich schon lange überlegen, ob die Charaktere sich gerade siezen oder duzen
Ich bin mir nicht sicher, ob ich „dey“ schon begegnet bin. Ich hatte mal ein Hörbuch, aber ich wäre davon ausgegangen, dass sie „they“ so übernommen hatten … Ich weiß aber auch nicht mehr, welches Buch das war und kann es nicht überprüfen. Ich weiß aber noch, dass mich das etwas verwirrt hatte, ich hielt es zuerst für den Namen einer Person.
„Sier“ hatte ich auch schon mal und ich persönlich finde es beim Lesen/Hören etwas angenehmer, es fügt sich durch die Ähnlichkeit zu den bereits bekannten Pronomen meiner Meinung nach besser ein.
Soweit ich weiß, kann man im Englischen They-Singular von They-Plural nicht anhand der Verben unterscheiden. Es werden bei beiden Pluralformen benutzt, z.B. they have, they are, they do.
Ich hatte das dey tatsaechlich auch erstmal ganz platt von they im Plural abgeleitet, aber das stimmt dann wohl gar nicht. Insofern waeren die betroffenen Stellen im Englischen natuerlich durch die Verwendung von they statt he/she ersichtlich.
Oh je, das wird echt kompliziert.
Da koennte man statt der Fussnote auch gleich eine Trigger-Warnung schreiben: Vorsicht, hier wird gegendert (mit dey/hen/sier/…) !
Schade dass der Verlag an der Stelle keine Aufklaerungsarbeit leistet und dadurch eher Ablehnung statt Akzeptanz hervorruft. Das war dann wohl ein Satz mit X.
Ich habe vor einem Jahr ein Buch gelesen, in dem ich von „dey“ „demm“ „derer“ überrascht worden bin. Ich dachte zuerst, „dey“ wäre ein Name und wurde versehentlich klein geschrieben. Es ging in dem Roman eigentlich um eine Kochshow und diese seltsamen Personalpronomen kamen auf jeder Seite mehrfach vor, weswegen ich immer in meinem Lesefluss gestoppt wurde und mich überhaupt nicht mehr auf die Story konzentrieren konnte. Ich war hinterher so genervt davon, daß ich das Buch abgebrochen und weggeschmissen habe. Ich wollte es nichtmal verschenken, weil es so schlimm zu lesen war. Sehr schade, denn die Story selbst fand ich von der Inhaltsangabe her echt witzig.
Ja, das meine ich unter Anderem. Mir ist es noch in zwei weiteren Büchern so passiert, von denen ich nicht mehr den Titel weiß. Mich stört es enorm und wenn es ständig vorkommt, dann kann ich mich nicht auf den Inhalt der Geschichte konzentrieren.