Rezensionsexemplare breche ich nicht ab. Das kann ich irgendwie nicht. Zuletzt hatte ich aber leider auch einen Fall von „ich möchte nicht weiterlesen“. Ich handhabe es dann wie folgt:
Bei Sachbüchern lese ich zumindest die Kapitel, die mich ansprechen. Bei allen anderen Büchern überfliege ich die Seiten grob, um zumindest einen Bruchteil vom Inhalt mitzubekommen. (Das geht bei Büchern besonders gut, die inhaltlich nicht sehr anspruchsvoll sind. Anderenfalls ist das eher schwierig.)
Und dann entsteht daraus eben meine Rezension. Ich konzentriere mich auf die folgenden Fragen: Was hat mir gefallen? Was hat mir nicht gefallen? Warum habe ich das Interesse am Buch verloren? Was hätte besser sein können? Wie waren meine Erwartungen und warum wurden diese nicht erfüllt?
Erstmal vielen Dank dafür, dass du ein Thema ansprichst, welches mich auch seit längerem beschäftigt. Wie schreibe ich eine Rezension über ein gutes Buch welches mich aber überhaupt nicht anspricht?!
In einem Fall finde ich versteckt sich die Antwort bereits in deiner Fragestellung. Ich würde damit beginnen, weshalb du glaubst das es allen gefällt und dann die Langweiligkeit erläutern.
Ich würde gerne kurz noch auf diesen Satz von Dir eingehen, denn mir ist das auch schon passiert, dass mich ein sehr gehyptes Buch ernüchtert hat, und ich mich dann gefragt habe, was ich „falsch mache“, dass es mir nicht gefällt, insbesondere, als ich ganz neu dabei war. Mittlerweile sehe ich das entspannter und kann auch ohne schlechtes Gewissen zu meiner Meinung in der Rezi stehen. Die Gründe können vielseitig sein, manchmal habe ich mich im Genre geirrt (wenn ich keine Leseprobe hatte), und manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Hypes, die durchaus auch verlagsseitig generiert werden, indem es mit Superlativen angekündigt und sehr stark beworben wird, ein sich selbst verstärkendes Phänomen sind (Buch wird als preisgekrönt/megatoll/sensationell… angepriesen, man geht mit positiver Erwartung ran, traut sich teilweise nicht, es negativ zu bewerten, weil man ja als Banause dastehen könnte,und bewertet mit 5 Sternen).
Es sollte/ist eigentlich nur normal, dass nicht ein und dasselbe Buch bei verschiedenen Lesern Begeisterungsstürme auslöst. Dafür sind wir Individuen dann doch GSD zu unterschiedlich gestrickt. Bei der Literatur handelt es sich eben auch um Kunst und die liegt sprichwörtlich im Auge des jeweiligen Betrachters.
Gleichzeitig ist Schreiben auch ein Handwerk, das man durchaus im Hinblick auf seine Ausführung und Wirkung beurteilen kann. Das passiert jeden Tag an Bildungsinstitutionen, wo Schriftliches bewertet wird.
Auf den Gedanken, dass Bücher von Seiten des Verlages hochgeschrieben werden, bin ich noch gar nicht gekommen. Ich hoffe sehr, dass angesehene Verlage das nicht tun, oder hast Du da schon entsprechendes gehört? Es ist ja leider so, dass im Zeitalter der absoluten Gewinnmaximierung alles möglich ist, könnte aber selbst da auch berechtigt sein, wenn es darum ginge: Tue es, oder stirb.
Da stimme ich Dir aus vollem Herzen zu. Ich würde nur sagen, dass das literarische Schreiben eine Kunst ist, die auf solidem handwerklichen Füßen stehen muss, sonst geht sie flöten.
Tatsächlich bin ich bei Vorablesen noch nie in die Versuchung gekommen, das Buch abzubrechen. Die Leseproben sind ja doch sehr aussagekräftig, da weiß man doch in etwa, was auf einen zukommt.
Wenn mich ein Buch mal nicht so begeistert hat wie erwartet, habe ich immer noch meinen Leseeindruck, auf den ich meine Rezension aufbauen kann. Was hat sich bestätigt, was hat enttäuscht?
Du kannst ja auch erläutern was du sonst so liest oder was dir grundsätzlich gefällt oder nicht gefällt. Ein bisschen daran teilhaben lassen damit Menschen, die ähnlich wie du denken und sich damit identifizieren dann einschätzen können dass ihnen das Buch dann wohl auch nicht gefällt. Wie hier bereits geschrieben wurde ist deine Frage sehr hilfreich. Und für den konkreten Fall blockierst du dich höchstwahrscheinlich gerade selbst, weil du denkst es müsste dir gefallen bzw du mit deiner Meinung nicht anecken willst. Nur weil es der Masse gefällt darf es trotzdem dir individuell überhaupt nicht schmecken. Das wird dir auch niemand übel nehmen wenn du es freundlich formulierst und erklärst warum.
Naja, das mit dem hochschreiben fängt ja mit „Kleinigkeiten“ an:
dem Spiegel-Bestsellerautor-Sticker auf dem Cover
Oder dem Zusatz „TicToc made me buy this“ im Titel. Hatte ein Buch auf LB, da bin ich das erste mal drüber gestolpert und ich dachte in meiner naiven Art, es würde in dem Buch um etwas gehen was mit TicToc zu tun hat
Es reicht doch auch schon, dass Prominente am Ende des Jahres Bücherlisten erstellen und ihre Favoriten benennen und schon wird das mit Mister X Lieblingsroman angepriesen.
Es ist natürlich eine Frage, wie wir selber damit umgehen wollen. Wollen wir uns verleiten lassen und lesen etwas, weil es gerade gehyppt wird oder gefällt uns die Story auch.
Diese Sticker finde ich schonmal an sich unschoen und mache sie grundsaetzlich erstmal ab, weil sie das Coverbild stoeren.
Diese Hyperei hat wirklich stark zugenommen, angefangen von den Superlativen, die oft schon im Nachsatz zum Titel drinstehen bis hin zu „Empfehlungen“ von anderen Autoren - gerne im Austausch.
Aber zurueck zum Thema: ich habe noch nie abgebrochen - ich hoffe immer bis zuletzt dass es noch besser werden koennte. Bin natuerlich entsprechend enttaeutscht worden, aergere mich dann ueber mich selbst und die schoene Zeit und lasse das dann aber auch gerne in der Rezi raus - natuerlich begruendet.
Andersherum reizen mich gerade negative Rezensionen, da sie manchmal Aspekte aufgreifen die mich gerade dazu verleiten das Buch lesen zu wollen. Und (vor allem zu viele) positive Rezensionen schrecken mich auch gerne mal ab. Mein subjektiver Eindruck ist auch, dass negative Rezensionen dann oft fundierter begruendet werden, aber das mag taeuschen.
Sowohl eine Rezension zu schreiben ist somit eine sehr persoenliche und subjektive Angelegenheit, als auch das Lesen einer solchen.
Für mich persönlich auch nicht. Auch ein anfangs langweiliges Buch kann noch Spannung aufbauen. Ich kann nur beim komplett gelesenen Buch die Entwicklung der Figuren verfolgen. Ich spreche jetzt nur für mich, aber eine ehrliche Bewertung kann ich nur am Ende eines Buches abgeben. Mir ist es umgekehrt auch schon passiert, dass ein anfangs phantastisches Buch plötzlich Logikfehler enthält oder unrealistisch wird, sodass von fünf Sternen nur mehr drei übrig bleiben.
Bei einem Abbruch würde ich das auch ehrlich in die Rezension schreiben. Ich persönlich lese sehr gerne auch Bewertungen mit wenig Sternen, denn manchmal stören andere Leser einfach ganz andere Dinge als mich. Mit einer Begründung kann ich dann entscheiden, ob ich gerne seitenlange Landschaftsbeschreibungen lese, welche vielleicht als langatmig empfunden werden (ja) oder ob ich zwanzig Schreibfehler auf hundert Seiten toleriere (nein).
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mein allererstes hier gewonnenes Buch abgebrochen habe. Das war so schrecklich😖 Habe aber eine lange Rezension geschrieben, warum ich es nicht fertig gelesen habe.
Und wenn ich nur jetzt, Jahre später, die Rezensionen für das Buch anschaue, merke ich, dass es die richtige Entscheidung war. Auch viele andere Leser fanden das Buch nicht so gut.
Was macht für dich die Langeweile denn aus? Am besten hilfst du anderen Lesern, wenn du anhand von Erzählsträngen erklärst, was dich genau stört. So lange du sachliche Kritik äußerst und vllt noch paar Verbesserungsvorschläge mit einbindest, können auch eher negative Kritiken hilfreich sein.
Also in die Tonne gehören gar keine Bücher, das tut mir richtig weh, der Autor wollte doch jemanden eine Freude machen, und jemanden anderen kann es ja gefallen. Dann doch lieber verschenken, wer die Möglichkeit hat, in das öffentliche Bücherregal. Leider gibt es so etwas bei und nicht, lebe auf einem kleinen Dorf, auch rings herum nicht, aber niemals in die Tonne.
Leute, bleibt mal ein bisschen auf dem Boden. Auch ein Buch darf man wegwerfen. Wie jeden anderen Gegenstand auch. Sind wir mal ehrlich: gerade bei den Büchern in den öffentlichen Regalen hätten sich so einige doch für die Tonne entscheiden sollen (und da landen sie früher oder später auch, wenn die Paten ihre Aufgabe der Regalpflege ernst nehmen).
Und mir fällt so das eine oder andere Buch ein, das niemals woanders hin gehört, als in die Tonne.
So, und nun fallt über mich her. Ich ertrage es schon.
Es gibt keinen Grund, über Dich herzufallen. Es ist Deine Meinung und das ist vollkommen ok. Ich schmeiße Bücher ungern weg, aber manchmal geht es nicht anders. Als mein Vater gestorben ist, waren da eine Handvoll Bücher dabei, bei denen Seiten fehlten. Diese waren auch schon extrem alt ich habe sie dann entsorgt. Vor langer Zeit habe ich ein Buch aus meinem Regal entsorgt, weil sich die Autorin mehrfach in der Öffentlichkeit ausländerfeindlich geäußert hat und in eine Richtung abgedriftet ist, die ich nicht unterstützen möchte. Ich denke, jeder hat da so seinen eigenen Umgang mit dem Thema Bücherentsorgung.
Dass es keinen Grund dafür gibt, ist noch lange keine Garantie, dass es nicht passiert. Hatten wir ja schon oft genug bei geringeren Anlässen.
Fast jeder tut sich schwer damit, ein Gesangbuch oder gar eine Bibel zu entsorgen. Meine Pfarrerin stöhnt über „gespendete“ alte Gesangsbücher und Bibeln, die sie dann höchstpersönlich in die grüne Tonne wirft. Sie sagt, auch ein altes Gesangbuch und eine abgegriffene Bibel kann sie nicht brauchen und jeder darf ohne in der Hölle zu landen diese Bücher wegwerfen. Das fand ich so süß und „weltlich“ und seither denke ich an sie, wenn der Aufschrei losgeht, dass man Bücher doch um Himmels Willen nicht wegwerfen darf!
Auch alle anderen haben ihre Produkte mit Herzblut hergestellt, ob es nun eine Vase ist oder ein Möbelstück oder ein Küchenutensil oder was auch immer. Da regt sich keiner auf, wenn es in der Tonne landet. So wirklich einen Unterschied sehe ich da nicht. Gegenstand wird nicht mehr benötigt oder gewollt oder ist nicht mehr perfekt, also wird er entsorgt. Sogar bei Technik sind alle schneller dabei, sie wegzuwerfen. Verstehen muss man das nicht.
Das ist wirklich eine schöne Geschichte. Sehr menschlich. Dein letzter Absatz hat sehr viel Wahres, über das ich noch nicht bewusst nachgedacht habe. Ein guter Denkanstoß.