Oh ja, da hst Du beiden Richtigen genannt. Bei Views ging es mir genauso, und Dicker hat bei seinem neuesten Buch so viele Haken geschlagen, dass es so einige zuviel waren, um noch ansatzweise glaubhaft zu sein (hab von ihm nur ein Buch gelesen, aber das reicht mir auch)
Was ist mit DNF gemeint??
Did not finish, nehme ich an. So kenne ich das zumindest aus dem Sport, wenn jemand vorzeitig ausscheidet, etwa bei Biathlon.
Ja, genau - wie schon erklärt: Did Not Finish!
Ich schließe mich dir an. Zu sagen „was pubertierenden Jungs gefallen könnte“ ist außerdem genauso als würde man alle weiblichen Leserinnen über einen Kamm scheren und behaupten, wir würden alle Liebesromane lesen. Mein Sohn und einer seiner Kumpel (beide 13 Jahre alt) sind richtige Leseratten. Zuletzt hat sich ihr Lesegeschmack aber total auseinander entwickelt. Während mein Sohn sehr gern Fantasy liest, mag sein Kumpel dann schon eher alltagsnahe Coming-of-Age Romane (z.B. „Sonne und Beton“). Sie haben sich früher gern gegenseitig Bücher empfohlen, das klappt inzwischen nur noch selten.
Ich hab die Aussage so verstanden, dass an einem Buchprojekt von Anfang bis Ende unabstreitbar mehr Frauen arbeiten, als Männer und dies nicht unbedingt dann ein „typisches Jungsbuch“ wird. Es müssten mehr männliche Einflüsse dazukommen. Mütter sind nicht zwingend allwissend und Jungs, so gleichgestellt wir denken möchten, profitieren vom Einfluss männlicher Personen. Insofern wird ein Buch, an dem auch Männer wirken, mit Sicherheit anders, als ein Buch an dem so gut wie ausschließlich Frauen arbeiten.
Ich lese gern querbeet, aber ich kann echt am Stil zu 95% sagen, ob es ein Autor oder eine Autorin geschrieben hat. Das heißt nicht, dass Mann oder Frau besser schreiben kann, aber man kann nun mal nicht alles geschlechtstypische weg-gleichstellen.
Das mag sein, dass es so gemeint war oder auch nicht. Aber darauf bezog ich mich überhaupt nicht, sondern auf die Aussage „was pubertierenden Jungs gefallen könnte“ und mein Beispiel zeigt, dass sich das nicht verallgemeinern lässt, genauso wenig wie eben dass alle Frauen Liebesromane lesen würden.
Ich will Geschlechterunterschiede auch gar nicht in Abrede stellen, natürlich gibt es diese, aber innerhalb eines Geschlechts ist die Bandbreite so groß, dass es mir zu einfach gedacht ist, Lesegewohnheiten auf diese Stereotype zu reduzieren. Es wurde von @buchdoktor genannt, dass Jungs angeblich eklig-gruseliges Zeug bevorzugen und sich gegenseitig herausfordern, ob sie das Buch aushalten. Sorry, aber ich weigere mich zu glauben, dass Jungs in der Mehrheit so blöde sind, ein Buch auf dieses, ich nenne es jetzt mal, Jackass-Gefühl zu reduzieren.
Es gibt in der Tat mehrheitlich Frauen unter den Kinderbuchautor:innen, die Gründe mögen vielfältig sein. Vielleicht, weil der Beruf nicht mit besonders viel Renommee verbunden ist (siehe die Bemerkungen von Merz in Richtung Habeck) und weil die Gewinnmargen in diesem Sektor besonders niedrig sind? Ich weiß es nicht. Aber es gibt genügend bekannte und sehr gute Autoren, und ein breites Portfolio an Kinderbüchern, die von Männern verfasst werden, um nicht als Vorwand zu dienen, dass kein Angebot da wäre. Eloy Moreno, Jens Kramer (zusammen mit seiner Frau Nina George), Sam Sedgman (zusammen mit der Autorin M.G. Leonard), Akram El-Bahay, Andreas Langer, J.J. Arcanjo, John Green, William Sutcliffe, Timo Parvela, Daniel Bleckmann, Tom Percival, Yorick Goldewijk, David Blum sind zB aktuelle Autoren, die mir (und meinem Sohn) in letzter Zeit begegnet sind. Wolfgang Holbein fällt mir auch noch ein, auch wenn es nicht mein Genre ist (aber das meines Mannes früher).
Noch ein Nachtrag: Mein Sohn gehört leider auch zu den eher Lesefaulen - er liebt Geschichten, mag sie aber lieber passiv konsumieren, entweder, indem ich ihm vorlese oder indem er sie als Hörbuch hört. Er setzt sich einfach nicht gerne still hin um zu lesen, sondern will nebenbei irgendwas aktiv machen, entweder Malen, Basteln, Nähen oder Lego spielen. Sich über Stunden konzentriert in ein Buch lesend vertiefen ist - leider - nicht seins. An einem Mangel attraktiver Geschichten liegt es nicht, im Gegenteil, er inhaliert seine Hörbücher geradezu, und auch unsere gemeinsamen Lesestunden sind ihm wichtig. Wenn er selbst ein Buch liest, dann eher dünnere Werke. Harry Potter hat er im 5. Band beiseite gelegt, er hat gerade keine Lust auf dicke Bücher. In der Bib wurden letzte Woche ältere Bücher aussortiert und an die Schüler für wenig Geld verkauft, er hat sich „Wish me luck“ von James Heneghan (jaaa, ein Mann ) ausgesucht, eine ernste Thematik, was mich sehr erstaunt und auch gefreut hat. Ich bin sehr gespannt (ist schon lange vergriffen, ET 1999).
Ich bezog mich gar nicht auf Dich, sondern die Aussagen auf das Posting von @buchdoktor, auf das hier mehrfach eingegangen wurde und das niemand „gut fand“. Daher ist in meinem Posting auch nicht Dein Icon zu sehen, denn ich habe nicht auf Dein Posting geantwortet.
Weder ich noch @buchdoktor begrenzen das auf Autor/in. Es geht um alle Beteiligten am Buch. Ganz viel weibliche Einflüsse, so gut wie keine männlichen. Das hat schon Auswirkungen.
Das finde ich jetzt gar nicht schlimm. Warum soll er unbedingt optisch fixiert werden, wenn er akustisch mehr mit Texten anfangen kann? Dass er dabei noch etwas anderes machen kann, sehe ich jetzt nicht als Nachteil an.
Ich bin im Alter, dass ich fast seine Oma sein könnte. Und ich mag das auch gern: nicht nur mit einem Buch beschäftigt sein, sondern dabei noch etwas tun. Das ist beim Fernsehen / Filme gucken noch viel schlimmer bei mir. Das ist mir zu langweilig. Da kann ich nicht dranbleiben. Das war übrigens schon immer so. Ich hab mich zwar auch einen ganzen Tag in ein Buch verkriechen können, aber nicht ohne leise laufendem Radio (auch im Grundschulalter, noch stärker in der weiterführenden Schule).
Man muss nicht alles vorformen, kann und darf auch den Kindern überlassen, was besser für sie passt. Natürlich nicht, wenn ein Kind nun meint, mit der Pumpgun rumrennen zu müssen. DAS muss man dann doch verwehren.
Das lag nicht in meiner Absicht. Mein Ansatz ist eher, dass ich Bücher für bestimmte Zwecke suche (Teilnahme am Vorlesewettbewerb, einen unmotivierten Leser motivieren, zum Vorlesen für alle in einer abgelegenen Hütte) und mir dann überlege, ob ein Buch dafür Identifikationsmöglichkeiten bietet. Dabei mache ich die Erfahrung, dass „die Buchblase“ an sich, die unbestritten weiblich dominiert ist, häufig das empfiehlt, was Leute selbst gern lesen. Z. B. Mütter, die möchten, dass ihr Sohn liest, um sich in Deutsch zu verbessern und das sollen ihre Bücher sein, die sie als Kind mochten. Oder jemand (w) sucht ein besonderes Geschenk für Chef oder Vater und stellt fest, dass er sich historische Biografien wünscht und dafür Beratungsbedarf besteht. In meiner Umgebung und in den sozialen Medien, in denen ich mitlese, klaffen beim Lesegeschmack Welten auseinander …
Doch, ich sehe es schon als gravierenden Nachteil in diesem Alter. Lesekompetenz, Textverständnis und auch Rechtschreibung profitieren nur vom Lesen, nicht von Hörbüchern. Und sich auf eine einzige Sache konzentrieren zu können ohne Ablenkung finde ich auch wichtig. Das heißt ja nicht, dass er keine Hörbücher hören soll, aber eben nicht ausschließlich.
Das tun wir ja auch nicht, wir zwingen ihn zu nichts, aber ich bin dennich jedes Mal froh, wenn er von selbst ein Buch zur Hand nimmt. Und leider erleben wir es auch manchmal, dass die Hörbücher dann halt auch heimlich eingeschaltet werden, während er Hausaufgabe macht, mit entsprechenden Ergebnissen. Das gibt dann schon Ärger und auch mal Verbote.
Das ist jetzt eine ernstgemeinte Frage: Ist der Einfluss der weiteren Beteiligten denn tatsächlich so groß? Das Buch schreibt der Autor/die Autorin. Dass der Verlag/das Lektorat einen erheblichen Einfluss hat leuchtet mir ein, aber ich kenne die Statistiken nicht, wie hoch da der männliche oder weibliche Anteil ist. Aber ich unterstelle ihnen, dass sie geschlechtsunabhängig professionell genug sind, zielgruppenorientiert zu entscheiden und nicht nur nach persönlichen Geschmack. Übersetzer haben für mich Null Einfluss, was geschlechterrelevante Dinge angeht. Bleiben noch Buchhandel und Käufer. Wer im Onlinehandel kauft, umgeht ersteren schon mal komplett (so wie ich). Bleibt noch der Käufer oder die Käuferin. Hier wird es schon so sein, dass man eher das kauft, was man selbst als pädagogisch wertvoll/gut fürs Kind erachtet, sofern das Kind keine explizite Wunschliste schreibt. In den Schulbibliotheken machen bei uns die Kids Pausendienst, und das sind meinem Sohn zufolge Jungs und Mädels, da würde er Empfehlungen „von Mann zu Mann“ bekommen.
Oh, ganz schwierig, davon bin ich schnell abgekommen. Vieles ist heute nicht mehr zeitgemäß (Rollenmuster, politische Korrektheit, Lebensrealität, Sprache), und ich will meinem Kind (ganz egal ob Tochter oder Sohn) auch gar nicht meinen Geschmack überstülpen. Manchmal fragt mein Sohn gezielt, was ich in seine Alter gelesen habe, und ich erzähle ihm davon, oder wir lesen das dann auch mal (etwa den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch oder Krabat neulich)
Dass man von sich ausgeht, ist aber vermutlich keine böse Absicht, man ist ja oft auch hilflos, wenn man für andere etwas aussuchen soll, und orientiert sich dann am eigenen Geschmack, wenn man zu wenig Informationen über den Empfänger hat. Das ist ja nicht nur beim Lesen so, sondern auch bei den meisten anderen Geschenken.
Ich kann Dir keine Statistik liefern, sorry.
Wie viele männliche und wie viele weibliche Mitarbeiter mir begegnen, fällt mir aber schon auf.
Bei „Nachtflut“ (ja, ich weiß, ist andere Zielgruppe) stört mich ganz gewaltig, wie die Autorin männliches Verhalten darstellt. Das ist total unrealistisch, als hätte sie noch nie mit Männern zu tun gehabt. Sie würde ein Jungsbuch nicht besser hinbekommen. Kids haben da auch ein gutes Gespür und reagieren darauf. Das heißt nicht, dass diese Bücher nicht auch von Mädchen gelesen werden können/sollen/dürfen und umgekehrt.
Ich weiß nicht, wie ich es erkären soll. Dein Sohn reagiert doch sicher auch anders auf Dich als auf Deinen Mann. Er unterscheidet doch auch zwischen Frau und Mann, ganz ohne Klischees. Euer Einfluss auf ihn ist auch unterschiedlich. Und so kann man eben auch merken, wenn an Büchern - nicht nur für Kids - zum Großteil nur Frauen beteiligt sind. Ein männlicher Lektor wird unter Garantie ein und dasselbe Buch anders bearbeiten, als ein weiblicher. Das ist nicht schlecht oder schlimm, kann aber eben das Ergebnis beeinflussen.
Nicht an oder gegen Dich, aber ich bereue schon wieder, überhaupt etwas gesagt zu haben.
Es tut mir leid, wenn Du die Diskussion bereust, das ist nicht meine Absicht. Zumal ich Dir gar nicht widerspreche, natürlich reagiert mein Sohn auf mich anders als auf seinen Papa, und natürlich zeigt er auch typische Jungsverhaltensweisen, gar keine Frage. Ich stelle bei ihm nur fest, dass seine Leseunlust andere Ursachen hat als die „zu weiblichen“ Geschichten.
Dass das Geschlecht das Lektorat beeinflusst, stimmt sicher auch. Wie stark die jeweilige Person den persönlichen Geschmack einfließen lässt, hängt dann vom Einzelfall ab. Da ich nicht mit Verlagen zu habe, weiß ich aber nicht, wie hoch der Anteil an Männern und Frauen in dieser Berufsgruppe ist und ob Entscheidungen von einer Person allein oder auch im uU gemischt besetzten Team getroffen werden. Sollten Frauen hier überrepräsentiert sein, hat das vermutlich einen Einfluss auf die Auswahl der Geschichten, die überhaupt verlegt werden, und auch auf die konkrete Ausarbeitung. Vielleicht gibt es Leute im Forum, die hier einen besseren Einblick haben.
Noch ein Nachtrag zu Deiner Nachtflut-Bemerkung: Ich kenne das Buch nicht, aber das Phänomen, das Du beschreibst, und zwar in beide Richtungen. Manchmal merkt man schon überdeutlich, wenn ein Buch von einer Frau oder einem Mann geschrieben wurde (und bei Intimszenen merkt man es fast immer). Mein jüngstes Negativbeispiel ist Johannes Groschupf mit „Skin City“, der seine weibliche Polizistin mit so viel Klischee auflädt, dass ich mich furchtbar geärgert habe (und nicht nur weiblichen Klischees, sondern auch gleich noch Sinti-und-Roma-Klischees). Eine Frau hätte das nie und nimmer so geschrieben. Ich hatte aber auch schon Bücher, bei denen ich das Geschlecht des Autors nicht erraten hätte. „Kontur eines Lebens“ von Jaap Robben ist so ein wunderbares Beispiel, bei dem ich geschworen hätte, dass es von einer Frau verfasst wurde…
Menno, ich schrieb doch extra: