Die neuen Leseproben - Juhu oder Buh?

Ich lese kein Romantasy und kein YA.

Mir fällt es in allen Genres auf, auch bei Thrillern. Wie iben erwähnt stolperte ich bei „Woman in Cabin 10“ von Ruth Ware darüber. Das war vor 5 Jahren. Und ist ein Thriller.

Hier einer der Gründe für die englischen Titel gemäß Börsenverein des Buchhandels:

„Bücher begeistern Menschen unverändert.“ Besonders hob sie ein „Lesefieber“ bei jungen Leserinnen und Leser hervor. Dafür verantwortlich seien vor allem die Bereiche „New Adult“ und „Young Adult“. Bei dem meist eher leichten Lesestoff geht es häufig um Herzschmerz-Geschichten. Ein Drittel der unter 30-Jährigen erhalte Anregungen zur Lektüre über die Sozialen Medien. Noch häufiger jedoch springe „der Funke der Begeisterung“ in den Buchhandlungen vor Ort über.

Thalia-Chef Ingo Kretzschmar spricht von einem starken Geschäftsjahr. „Wir beobachten bei jungen Menschen zwischen 12 und 29 Jahren, und besonders bei weiblichen Jugendlichen, die stärksten Wachstumsraten.“ Er teilte die Beobachtung, dass sich Bücher aus der „Young“ oder „New Adult“-Sparte besonders stark verkauft hätten.

Ich verstehe nicht ganz, woraus Du hier rauslesen kannst, dass sich die Bücher wegen eines englischen Titels anstatt eines deutschen besonders gut verkaufen? Dass YA/NA gerade boomt, ist klar, und dass das eher Frauen ansprechen dürfte, überrascht mich nicht (auch wenn ich damit absolut nix anfangen kann).

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Wenn dem nicht so wäre, hätten sie deutsche Titel. Glaub es oder auch nicht, mit Marketing kenne ich mich aus.

Dann glaub ich Dir halt einfach mal :wink: Man müsste das glatt mal tesen - dasselbe Buch einmal mit deutschem und einmal mit englischem Titel auslegen und sehen, was mehr Kundinnen anlockt…

Dein Beispiel mit Birds of Paris ist sehr treffend. Dein Vorschlag Schimmervögel klingt ehrlich nicht so kauffördernd😉

Dann halt was ganz anderes, ich bin nicht umsonst Mathematikerin und nicht Marketingprofi geworden :wink: Die Schimmervögel kommen halt im Buch vor, und ich finde „Birds of Paris“ als Titel einfach grauenhaft, allein deswegen hätte ich es links liegenlassen, hätte ich das Buch kaufen müssen (die Geschichte ist aber gut).

Hier habe ich was zum Thema gefunden:

https://www.patreon.com/posts/warum-werden-zu-49268458

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Tja, dass Titelübersetzungen ihre Tücken haben, kann ich mir vorstellen, das gilt aber für alle Sprachen, und bei allen außer dem Englischen muss man dann in den sauren Apfel beissen und etwas finden. Das kann auch mal in die Hose gehen.

Als Beispiel fällt mir ein Buch von Ann-Helen Laestadius ein, das letztes Jahr erschien. Auf Deutsch mit heimeligem Sonnenuntergangscover und dem Titel „Die Zeit im Sommerlicht“. Klingt schnuckelig-gemütlich. Der Originaltitel auf Finnisch lautete „Straff“ (Bestrafung), und es war mitnichten ein gemütliches Buch, sondern es ging um die Samenschulen, in denen die samische Kultur systematisch unterdrückt wurde, die Kinder wurden diskriminiert, geschlagen, misshandelt und litten teils ihr Leben lang unter den Folgen. Da hab ich mich auch gefragt, was die Lektoren bewogen hat, die deutsche Ausgabe so irreführend zu gestalten.

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Weil es sich sonst hier nicht verkauft hätte…

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Ja, das ist es. Und nicht nur im Literaturbereich. Im Fitnessbereich ist es genauso. Abgesehen davon, dass 90 Prozent der modernen Varianten alle dem Yoga entspringen (immer noch eine der effektivsten Trainingsformen), wird nahezu jede Übung „trendy benannt“: crunches, planks, high intensity, holds usw.). Neulich sprach ich in einer Stunde an, dass wir jetzt eine Übung machen, um die Körpermitte zu stabilisieren. Eine etwas ältere Frau fragte mich dann, was das power house sei, das trainierte sie wohl mit einer anderen Gruppe. Ich erklärte ihr, dass wir genau das jetzt damit trainieren :wink:.

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Das glaube ich nicht, schließlich bekommt nicht jedes Buch mit einem schwierigen Thema ein Wellnesscover, das verärgert im Nachhinein die Kunden und schadet dem Verlag eher bei zukünftigen Büchern, ganz abgesehen von etwaigen ernüchterten Rezensionen. Abgesehen davon merkt man spätestens beim Lesen des Klappentextes, dass es um ein problematisches Thema geht.

Ich hätte das Buch wegen des Covers im Buchhandel nicht zur Hand genommen (ich mag keine Wohlfühllektüre) und habe es nur aufgrund der Kurzbeschreibung bei NetGalley gelesen (und weil Hoffmann und Campe einer meiner Lieblingsverlage ist, so dass ich mir jede Neuerscheinung genau ansehe, aber ich bin jetzt auch eher nicht die Standard-Käuferin).

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Du bist vielleicht nicht die Zielgruppe. Aber wenn man sich die Verkaufszahlen in dem Segment anschaut oder sich betrachtet, dass die Frankfurter Buchmesse dem Thema YA einen eigenen Bereich widmet (sehr viele Bücher mit bunten Covern, englischen Titeln und Farbschnitt), merkt man schon, warum das so stattfindet. Welchen anderen Grund außer Marketing sollte es denn sonst geben? Buchhandel ist ein Wirtschaftszweig und erst in zweiter Linie eine Plattform für Kunstschaffende, ob man das gut findet oder nicht.

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Das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich unterschreibe jedes Wort.

„Zeit im Sommerlicht“ ist kein YA-Buch, sondern Gegenwartsliteratur, und die Zielgruppe von Hoffmann&Campe sind sicher nicht die YA-Leserinnen. Ich habe das hier nur als Beispiel angeführt für irreführende Titelübersetzungen.

Ooooh ja!!! Mich nerven die englischen Ausdrücke beim Training auch, weil ich mir nie merke, was was ist. :crazy_face::joy::joy:

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Dein Beispiel ist ja wirklich gruselig. Es hat fast den Anschein, dass die Titelverantwortlichen das Buch vorher nicht gelesen hatten.

Weiß ich, aber der Trend ist da. Und egal welcher Bereich, alle springen darauf auf. Ein Blick in das Sortiment eines Kosmetikgeschäftes reicht aus. Was da alles mit englischen Slogans beworben wird, sogar Kinderzahncreme! Ich liebe Idealismus, ich habe deshalb sogar meinen Beruf aufgegeben, aber im Bereich Verkauf ist der Fehl am Platz :wink:

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Grins, kenne ich. Ich war mal bei einer Fortbildung. Ein junger, motivierter, durchtrainierter Mensch hat minutenlang mit Anglizismen um sich geworfen. Ich spreche gut englisch, erkenne also sinnfreie Lückenfüller, wenn ich sie höre. Irgendwann habe ich dann eingeworfen, dass wir schon noch über stinknormale Liegestütze reden? Er war beleidigt. :laughing:

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Das finde ich schon heftig. Die englische Ausgabe heißt „Punished“ und hat eine kleine Anziehpuppenschuluniform auf dem Cover, was ich viel passender finde. Aber das gleiche war ja schon mit ihrem ersten Buch „Das Leuchten der Rentiere“. Das suggeriert viel mehr Romantik, als die Thematik der gestohlenen Rentiere und diskriminierten Sami hergibt. Aber wahrscheinlich sind solche Titel in Deutschland aufgrund der Thrillertitel schon verbrannt.

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