Buch-Setting in amerikanischen Groß- oder Kleinstädten

Nun - ich würde Gendern und Dialekt in Büchern aber nicht miteinander vergleichen wollen. Gendern müsste nicht sein - war auch jahrzehntelang kein Thema - und stört mehr, als es jemandem nützt.
Beim Dialekt ist das etwas anderes. Das sorgt in Romanen und Krimis für Lokalkolorit und nimmt den Leser in unterschiedliche Regionen mit. Dabei ist natürlich ein Unterschied, ob man einen Krimi liest, der nahezu ganz auf Plattdeutsch geschrieben ist und zwangsläufig nicht von allen verstanden wird oder ob es einzelne Ausdrücke sind, die harmonisch in das Gesamtbild passen und die Bedeutung sich ausm Kontext zweifelsfrei ergibt (find ich immer besser, als eine „Übersetzung“ dabei).

Dialekte sind ein historisches Erbe unserer Regionen und ich möchte sie nicht missen. Ich finde es schade, wenn der Mundart immer weniger Bedeutung beigemessen wird. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich identifiziere mich mit durchaus meinem Dialekt (nee, nee, ich sag jetzt aus Datenschutzgründen nicht, woher ich komme :slight_smile: ).

Beispiele gibts genug: In Schwaben heißt es zum Beispiel „Wir können alles, außer Hochdeutsch“. Ich hab es lieber, jemand spricht Dialekt, als dass er auf Teufel komm raus versucht, hochdeutsch zu reden und das klingt dann wie gewollt und nicht gekonnt. Klingt dann eher daneben als alles andere.

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Ich habe noch nie einen Roman gesehen, in dem gegendert wurde. Ich glaub auch nicht, dass es so etwas gibt.
Ich hab oft das Gefühl, dass man sich über Dinge aufregt (nicht du), die es gar nicht gibt.

Klar gibt es das. Begann 2020 mit "Wasteland"von Judith Vogt

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Wieso das hoch auf die englische Sprache, weil die insofern sowieso schon simpler ist? :wink: Ist aber ja auch total okay, dass man selbst sagt, dass man so einen Roman dann zB nicht kauft. Ist mir, wie alinescot sagt, bisher aber auch kaum untergekommen.

Zu dem Satz gäbe es sicher sehhhhhhhhr viel zu sagen! :wink: Ich weiß wie du das meinst und habe das eine Weile auch so gesehen, aber ich glaube genau dieses „stört mehr, als es jemandem nützt“ sehen viele ganz anders. Und nur weil etwas jahrzehntelang kein Thema war und totgeschwiegen wurde heißt das ja nicht, dass es nicht auch wichtig sein kann. Ich denke das Thema wird momentan einfach heißer gekocht, als es ist.

Darüber hinaus bin ich aber auch der Meinung, dass das Thema Gendern in Romanen ja gar nicht so eine große Rolle spielt. Da kann Autor:In ja einfach entscheiden, welche Bilder hervorgerufen werden sollen, da wird gendern eher ein bewusstes Stilmittel sein. Denke da wird sich gar nicht so viel ändern. Geht ja primär um Behörden- bzw. Arbeitsplatzdeutsch, alles, wo es direkte Ansprachen gibt und so. Im Arbeitskontext habe ich da mittlerweile ein paar kleine Änderungen vorgenommen (perfekt gendern tue ich in keinem Fall), mit denen ich mich durchaus wohl fühle. :slight_smile:

Das finde ich auch wichtig, eine Übersetzung in einer Fußnote würde mich persönlich in einem Krimi o. Ä. eher stören. Ich finde die Kunst ist es ja gerade, dass ein Buch vieles erklärt, ohne es zu erklären. Genau so wünsche ich es mir dann auch bei Ausdrücken in Dialekt.

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Als ich noch aktiv war, und das Thema Fahrt aufnahm, musste jeder Vortrag, jede Präsentation auf Konformität geprüft werden. Das durften dann wissenschaftliche MitarbeiterInnen erledigen, die ja sonst nichts besseres zu tun hatten. Manche KollegInnen haben sich sogar geweigert, solche Vorträge zu halten. Ja, ich verstehe das Anliegen, die Umsetzung lässt mich gelegentlich den Kopf schütteln.

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Qu’est-ce que c’est? :nerd_face:

Ich glaube, ich habe Mal ein Ruhrpott-Wörterbuch gelesen und da habe ich vieles nicht wiedererkennen können, dabei lebe ich seit meiner Geburt vor einem Vierteljahrhundert hier :smile:

Mich würde es nicht so sehr stören, dass ich ein Buch deswegen nicht lesen würde, aber ich bräuchte es auf jeden Fall nicht :sweat_smile: ich war beim Gendern immer der Meinung, dass man sich vielleicht auch mehr Mühe hätte geben können, dass sich bei „Leser“ auch alle Geschlechter angesprochen fühlen, statt die Sprache zu ändern. Es gibt so viele Sprachen komplett ohne geschlechtsspezifische Formulierungen, da gibt es gar keinen so großen Aufschrei …

Ich gendere beim Schreiben gelegentlich, aber nicht konsequent. Zum Beispiel, wenn ich vom zentralen Paar einer Liebesgeschichte schreibe, sind das für mich immer noch die Protagonisten (es sei denn, es sind zwei Frauen). Ich habe in meinem näheren Bekanntenkreis auch niemanden, der beim Sprechen gendert, das wäre mir wohl aufgefallen :thinking:


Ich habe nicht alle Beiträge sehr gründlich gelesen, es waren so viele :upside_down_face: Zum ursprünglichen Thema wollte ich noch sagen: bei NA/YA wird glaube ich auch oft die USA als Schauplatz gewählt, weil man da durch die hohen Studiengebühren sehr einfach Druck aufbauen kann, selbst wenn die Charaktere nicht „arm“ sind. Da gibt es auch so viele Universitäten, die durch Medien und auch sonst sehr bekannt sind. Meine türkischen Verwandten haben mich gefragt, welche Universitäten in Deutschland mit den Ivy League Colleges vergleichbar sind und ich habe absolut keine Ahnung :woman_shrugging:t2:

Amerikanische oder auch mal britische Serien und Filme sind ja schon sehr beliebt und ich gucke auch kaum deutsches Fernsehen. Auch durchs Internet ist da sicher der Wunsch, sich nach außen zu strecken und Deutschland ist da oft nicht mehr exotisch, geheimnisvoll, mysteriös genug.

Mir ist es relativ egal, in welchem Land ein Buch spielt, aber ich mag zwischendurch auch Mal andere Länder lesen, zum Beispiel andere europäische Länder oder alles mögliche außerhalb, bei mir waren kürzlich auch Fantasy Romane dabei, die in Korea, Ägypten oder China (Shanghai) spielten, da bleibt mir der Ort auch viel besser in Erinnerung, als wenn es eine x-beliebige Stadt in Nordamerika ist. Ich mag auch die Abwechslung in der Kultur.

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Ich hab das ein bisschen anders gemeint, als es wahrscheinlich rüber kam. Ich meinte: in Büchern stört es mehr, als es nützt. Es ging ja darum, wie stark der Lesefluss durch die künstlichen Stilmittel beeinflusst wird.

Ja klar - es gibt dazu viele kontroverse Meinungen. Ich bin in meiner offen und ehrlich: ich halte es für absoluten Mumpitz, wegen einer geringen Anzahl an Leuten, die Gendersprache fordern, eine über jahrtausende gewachsene Sprache zu verhunzen. Die Mehrheit in D will es ja gar nicht, es ist künstlich und allein politisch motiviert - und nützt nur den paar Anhängern, die meinen, von der bisherigen Sprache nicht repräsentiert zu werden. Mal ehrlich: wie viele sind das? Ich möchte auf keinen Fall eine politische Diskussion aus deisem Thema machen, ich bin ein unpolitischer Mensch und denke mir einfach meinen Teil. Nur hätte ich mich halt kurz gerne verständlich gemacht, damit ich nicht falsch verstanden werde.

Wer sich rein über die verwendete Sprache definiert und meint, ohne :innen, Sternchen, Gaps und andere Dinge nicht gesehen zu werden oder nicht genug gewürdigt zu sein, der soll meinetwegen gendern, so viel er will. Ich mach es nicht und werde es auch in meinen Rezensionen nicht tun. Nur ein kleines Beispiel: lange vor der Genderdebatte wurde plötzlich bei Berufen unterschieden zwischen der regulären (neutralen) männlichen Form, die das Generische Maskulinum einfach gibt (der Beruf heißt zum Beispiel „Feuerwehrmann“ und nicht „Feuerwehrfrau“ - es heißt auch „Feuerwehrhauptmann“ und nicht „Feuerwehrhauptfrau“, weil eine Hauptfrau was ganz anderes ist. Rein gegendert müsste man bei einem weiblichen Kommandanten der Feuerwehr „Hauptmännin“ sagen - aber will man das wirklich?).

Auf meinem Diplom steht - auf eigenen Wunsch übrigens, weil ich mit der deutschen Sprache umzugehen weiß - die männliche (generisch maskulin neutrale) Bezeichnug meines erworbenen Berufstitels - und das, obwohl ich eine Frau bin. Meine Berufsbezeichnung heißt nunmal so, egal ob nun Männlein, Weiblein, Einhorn oder was-auch-immer. Ich persönlich brauche keine sprachliche Extrawurst, um gesellschaftlich repräsentiert zu ein. Das sollte rein über das Können erfolgen, nicht über sprachliche Neuschöpfungen (Nur am Rande: nein, ich bin nicht bei der Feuerwehr) :slight_smile:

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Eben - dafür haben wir ja das Generische Maskulinum.

Ganz allgemein gesprochen: wir sind nunmal eine partiarchalisch gewachsene Gesellschaft, es gab Zeiten, da gab der Mann einfach den Ton an. Wären wir matriarchalisch gewesen, gäbe es vielleicht das „Generische Femininum“ und die Debatte wäre ganz anders. Wie Du schon sagst: es funktioniert in anderen Sprachen ohne geschlechtsspezifische Formulierungen - und es gibt dort (zumindest wissen wir von keiner) keinerlei Debatte. Schon gar nicht in einer Zeit, in der es tausend wichtigere Dinge gäbe, die man besprechen könnte…

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Wird wohl immer mehr. In „Blutbuch“ ist es ganz speziell (und da las ich nur die LP)
Und auch in „Ein Alman feiert selten allein“ - zwar nur ca 5x,aber es ist für einen Roman wirklich nicht notwendig, es unterbricht tatsächlich meinen Lesefluss und geht mir deshalb sehr auf die Nerven.

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Da hast du recht, gerade beim Thema Uni-Geschichten sind natürlich die Ivy League Colleges beliebter Schauplatz. Das kann ich dann in gewissem Maße auch noch nachvollziehen, da hat man durch diverse Filme und Serien einfach schon sehr konkrete Vorstellungen.

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Das wäre sicherlich das schönste, wenn sich vom Generischen Maskulin alle angesprochen fühlen würden. Wobei das angesprochen fühlen mE gar nicht das entscheidende ist. Klar, ich (weiblich) fühle mich grundsätzlich und rational von Leser genau so angesprochen, wie von Leser:Innen. Dafür haben wir ja den Generischen Maskulin in der deutschen Sprache. Und schön finde ich die ganze Genderei auch nicht, darüber braucht man ja auch gar nicht diskutieren, das kann man mE nicht schön reden.

Wichtiger ist, was der Generische Maskulin mit unserer Gesellschaft macht. Du sagst es schon @kleinervampir, wir sind in einer patriarchalischen Gesellschaft aufgewachsen. Der Beruf im allgemeinen und insbesondere der des Feuerwehrmanns ist da ein sehr plastisches Beispiel. Ich denke man darf bis heute nicht unterschätzen, was für einen Einfluss es auf das allgemeine Denken in unserer Gesellschaft hat, dass Berufsbilder ihrem Wort nach mit einem Geschlecht verknüpft werden. Ich bin mir zB sehr sicher, dass wenn der Beruf im Volksmunde nicht „Krankenschwester“ hieße, diesen auch mehr Männer ergreifen würden; hieße der Beruf Feuerwehrleute und nicht Feuerwehrmann, dann würde sicher auch mehr Mädchen sich diesen Beruf ausmalen können. Es geht dabei mE sehr viel um unterbewusste Beeinflussungen, die durch die Sprache passieren. Natürlich fühle ich mich bspw. von Arzt auch angesprochen, wenn ich „eigentlich“ eine Ärztin bin, es gibt aber eben auch die schöne Geschichte vom Vater der mit seinem Sohn ins Krankenhaus fährt, falls ihr die kennt. Erwachsene können da rational drüber nachdenken und die diversen Möglichkeiten erkennen, Kinder nicht (zum Nachlesen: Gendergerechte Sprache ǀ UKD (uniklinik-duesseldorf.de)). Dieser Gefahr, die ich für tatsächlich existent und belegt halte, muss begegnet werden. Ob das auf dem nun gewählten Wege des Genderns passieren muss weiß ich nicht, aber so kommt wenigstens mal was in Bewegung. Für Alternativen muss man dann aber natürlich auch offen sein, nur das ist ein Problem, was man mE nicht unterschätzen darf. Ich bin mir sicher, dass das Thema gerade sehr viel heißer gekocht wird, als das in ein paar Jahren der Fall sein wird. Dann wird man auch merken, wo das Gendern wirklich Sinn macht und wo nicht. Berufsbezeichnungen sind da für mich wichtig, die gehören mE tatsächlich angepasst, das ist aber ja auch kein großes Problem und daran hätte sich auch jeder schnell gewöhnt.

Im Behördendeutsch ist das Problem dann tatsächlich das „nicht repräsentiert fühlen“ und da finde ich es auch in Ordnung, dem zu begegnen und allumfassender zu formulieren. Hier geht es sowieso nicht um eine schöne, sondern um eine politisch korrekte Sprache. Da stört es mich persönlich dann auch einfach nicht. Im Berufskontext generell sind einfach einige Änderungen kein großes Problem, zB das elende „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu ersetzen. :wink:

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Ich gendere nicht immer, aber ich versuche es. Schon aus Prinzip. Wenn sich so viele Leute, von denen ich nichts halte, davon gestört fühlen, muss es richtig sein. ^^

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Was meinst du denn mit „von denen du nichts hälst“? Verstehe deine Aussage nicht so ganz! :smiley:

Da bist Du leider nicht richtig informiert.

In

Sexy, lustig, charmant, cool … Fake

von Holly Bourne wird auch gegendert.

Inwiefern die englische Sprache „simpler“ als andere ist, erschließt sich mir nicht ganz. Ein Linguist würde so gar nicht argumentieren.

Ich habe geschrieben dass ich bisher noch nie gegenderte Romane gesehen habe. Und dass ich GLAUBE das diese gar nicht existieren.
Es wurden mir bisher 4 Titel genannt in denen das getan wird. Für mich also kaum der Rede wert und viel Aufregung um nichts. :woman_shrugging:

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Pardon,ich nehme zur Kenntnis, dass Du es glaubtest. Gendern gibt es auch im Rundfunk, im TV, bei Behörden und Formularen, Sprechpausen & ich könnte mir vorstellen, dass manche Studis gendern müssen, wenn sie eine Seminararbeit einreichen. „Viel Aufregung um nichts“ wäre richtig, wenn es optional wäre. Es ist der Sprachwandel „von oben“, der ein Geschmäckle hat. Als sei es moralisch verwerflich, nicht zu gendern. Die Implikation ist, bewusst jemanden zu isolieren, die moralische Komponente ist es, die problematisch ist imho.

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Warum schreibst du das „Binnen-i“ groß? Das finde ich irgendwie unlogisch…

Gut, dass ich kein Linguist bin. :wink: Dass die englische Sprache, gerade grammatikalisch, simpler ist liegt für mich allerdings auf der Hand, mag ein Linguist anders sehen.

Weiß ich gerade auch nicht, danke für den Hinweis. :smiley: Denke das kommt noch vom LeserInnen, was ja vorher gerne verwendet wurde, habe ich im Moment des Post-Verfassens nicht drüber nachgedacht.

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