Die Schwaben haben aber auch einen herrlichen Dialekt. Alleine schon die “Herrgottsb’scheißerle” (Maultaschen) - das ist doch grandios.
Ich bin in Schwaben geboren und aufgewachsen, meine Eltern sind aber Mittelfranken. Ich verstehe beides, kann aber beides nicht sprechen bzw. kommt das erst zum Vorschein, wenn ich mich länger dort aufhalte. Jetzt lebe ich am Niederrhein und habe mir hier schon das ein oder andere angewöhnt. Manchmal ist das Dialektwort auch viel treffender. Wenn das Wetter hier “usselig” ist, passt das viel besser und beschreibt auch viel mehr. (ungemütlich, auch nass-kalt, je nach Situation) Ein Dialekt ergänzt den Wortschatz in der Regel ja und macht ihn nicht ärmer.
Da hab ich ein riesen Manko - Durchsagen verstehe ich NIE. Egal in welcher Sprache. Russisch schon gar nicht, das kann ich nicht. Hochachtung, dass Du das gelernt hast. Ich komm schon mit den „seltsamen“ Buchstaben nicht klar. Ich kann nix davon lesen - wie sollte ich es dann sprechen lernen? Hut ab, Respekt!
Im Ernst - ich verstehe im Stadion oder auf dem Bahnhof oder wo auch immer nicht ein einziges Wort. Dafür verstehe ich niederländisch und elsässisch und einige schweizer Dialekte, obwohl ich es/sie weder sprechen kann noch jemals gelernt habe. Keine Ahnung, irgendwie erkennen meine Hirnwindungen die Bedeutung der Wörter.
Dein Erlebnis heute in der Schule mit dem Text ist wirklich gar nicht so blöd gewesen und hat bestimmt mehr Schüler erreicht, als alle Ermahnungen oder sonstige „Methoden“. Solche Dinge brennen sich ein. Insofern: alles richtig gemacht!
Genau deshalb liebe ich Sprache/n ja. Weil Worte eben Bedeutungen haben können, die der eine kennt, der andere aber nicht. Weil sie von Region zu Region anders benutzt werden.
Meine Mama hatte von ihrer ehemaligen Chefin das Wort „schnurpsig“ übernommen. Ich nutze es auch. Und hier kennt das kein Mensch - weil es hier gar nicht hergehört. Die alte Dame kam aus Schlesien. Aber wir lieben das Wort.
Auch ein Wort, das ich „geklaut“ hab. Kennt hier keiner, ist im Pott und Rheinland aber ganz normal. Und ich liebe es! Und wurde einmal von jemandem ganz böse abgekanzelt, weil es so frech wäre, das Wetter als dusselig zu bezeichnen. Ähm. Hab ich doch gar nicht geschrieben (noch schlimmer - es war geschrieben, nicht gesagt). Usselig ist nicht das selbe wie dusselig.
Bei meiner schwäbischen Freundin ist eine Torte oder so gern mal „mächtig“. Sagt hier auch keiner, aber ich liebe es. Man könnte also behaupten, ich hab meine Sprache mit ganz vielen Wörtern angereichert, die gar nicht hier her gehören. Übrigens sagt sie auch so gern „mir träumt es von …“ und ich finde es soooo herrlich!
So ist es! Nur sollte man ihn eben trennen können von der Hochsprache und das vor allem beim Schreiben.
Genau, in dem Kontext habe ich das auch benutzt. Aber ich benutze auch “halten” für diesen Kontext. o.o Also quasi “Wie lange hält der Joghurt noch?” Da dachte ich aber bis eben, dass das völlig normal ist… So genau habe ich meine Sprache tatsächlich nie hinterfragt, aber…interessant!
“Hochlupfe” (sic!) - ein Wort, das ich liebe und vorher nicht kannte.
Zumindest ist das bei uns in der Gegend so …
“Kann ich dich heben?” --> Kann ich dich an der Hand halten?
“Kann ich dich lupfen?” --> Kann ich dich hochheben?
Sprachen, egal ob Fremdsprache, Zweitsprache oder Dialekt, sind immer eine Bereicherung. Nur setzt es halt voraus, dass ich eine Sprache auch beherrsche. Und ich glaube (ist allerdings nur meine eigene Theorie, keine Ahnung ob es da Studien gibt), darin liegt oftmals das Problem.
Probleme im Deutschunterricht z.B. haben vor allem diejenigen Migrantenkinder, die weder ihre Muttersprache noch Deutsch beherrschen. Und wenn wir z.B. Fasnetssprüchle mit unseren Kindern einüben, stellen wir auch immer wieder fest: Diejenigen, die in echtem Dialekt verfasst sind, müssen auch “übersetzt” werden. Und ich als “Hochdeutsche” verstehe sie oft besser als die Kinder selbst.
Ich bin da lockerer, wenn es um Migrationshintergrund geht.
Mich beschäftigen diejenigen, die „urdeutsch“ sind und dennoch die Sprache vermurksen. Wer eine Sprache erlernen muss, wird sie nur in ganz seltenen Fällen wie ein Einheimischer sprechen können und das erst nach vielen Jahren.
Ich war vom Kindergarten bis zum Abschluss und auch in der Ausbildung in Klassen ohne Migranten. Und schon da war das mit der Rechtschreibung erschreckend. Allerdings kam damals keiner auf die für mich wirklich ganz schlimme Lüge, er/sei sei Legastheniker.
Ich meinte auch diejenigen, die weder die eine noch die andere Sprache sprechen. Und ich denke, das Grundproblem ist dasselbe wie bei den Deutschen: Du musst weigstens eine Sprache beherrschen.
Da war ich vor einigen Jahren bei einem Mädchen aus meiner Jahrgangsstufe so überrascht. Sie hat irgendwann nebenbei in einem Gespräch mal erwähnt, dass sie Deutsch erst seit 4 Jahren spricht. Darauf wäre ich niemals gekommen, weil sie so flüssig und akzentfrei gesprochen hat. Das war wirklich beeindruckend.