Redebedarf zu Die kurze Stunde der Frauen

Ich bin echt gespannt auf die Meinung der anderen Leser*innen, wenn die Print-Exemplare da sind.

Kapitel 5, Zitate der Abiturientinnen aus dem Klassenbuch: Hier schreibt die Autorin im Abschnitt „Hoch abgesprungen …“ zunächst, dass Ilse mit dem Tod ihres Mannes im Krieg fertigwerden musste, und später in „Verkäuferinnen“ steht da plötzlich, dass sich Ilse und ihr Mann nach dem Krieg aufgrund der langen Trennung auseinandergelebt hatten und sich dann trennten.

Diese Schludrigkeit passt leider zum Rest des Buches.

Oh ja dieses Stelle mochte ich besonders :rofl:
Spätestens im letzten Drittel wird klar, dass es ihr gar nicht um die Frauen der Nachkriegszeit geht.
Wenn ich mir dann den Klappentext ansehe finde ich, dass dieser ein ganz anderes Buch beschreibt und nicht das was ich gerade lesen. Und ich bin froh, wenn ich damit heute Abend durch bin

Na toll jetzt bin ich einfach vorab schonmal genervt von dem Buch und halte es noch gar nicht in den Händen… das kann ja was werden. Über solche Unsauberkeiten wie besprochen rege ich mich nämlich eh schon gerne auf, wenn ich sie bemerke. Was ich jetzt tun werde :sweat_smile:

Ich habe eure Diskussion interessiert verfolgt und bin gespannt auf eure Rezensionen. Ich habe das Buch auch auf meiner Wunschliste, aber das Interesse daran hat jetzt gewaltig nachgelassen.

Ich bin gespannt auf die Meinung der anderen Gewinner*innen, vielleicht sehen ja einige das Buch völlig anders. Mich hat es leider sehr enttäuscht, und ich bin froh, wenn ich heute durch die letzten paar Seiten durch bin.

Bei mir ist heute das Print-Exemplar angekommen. Meine Vorfreude hat auch stark abgenommen… Mal sehen wann ich dazu greife.

Oh ja, darauf bin ich auch gespannt. Besonders wo ich jetzt fertig bin mit dem Buch.

So, nun bin ich auch durch. Leider habe ich mich bis zum Schluss über viele Ungereimtheiten im Buch geärgert.

Beispiel:
Kapitel „Lust und Sünde“, Fallbeispiel Bernhardine S.
Hier passen die Jahres- und Altersangaben nicht zusammen:
Bernhardine heiratet 1948 mit 30 Jahren ihren Mann Heinrich
Sie beginnt 1953 ein Tagebuch und lernt 3J später Knut kennen und verliebt sich, also 1956, und sie widersteht zunächst der Versuchung einer Affäre.
Ihre Abwägung zwischen Knut und Heinrich soll zeigen „wie eng (…) im Jahr 1955 Sexualität mit Liebe und Liebe mit Ehe verknüpft ist“.
Ab 1956 Dreicksbeziehung
„im Februar 1963, sechs Jahre, nachdem sie ihn [Knut] kennengelernt hatte“ → das wäre dann aber 1957 gewesen…
Im Kontext des Satzes zu 1963 steht:
„Kurz vor ihrem 40. Geburtstag sei sie wie eine abgeblühte Wiese“, das wäre dann aber schon 1958 gewesen???

Derartige Schludrigkeiten lassen mich mit Misstrauen auf die Gewissenhaftigkeit insgesamt blicken…

Letztes Kapitel: Hier spricht sie über vaterlos aufgewachsene Kinder, Kriegswitwen etc., die die Babyboomer geprägt hätten. „Vor diesem Hintergrund - der weitergabe von Einstellungen zwischen den Generationen“ sei die „weltweit unvergleichlich hohe Teilzeitquote in Deutschland“ als eine „Folgeerscheinung der Nachkriegszeit“ zu sehen.

Diese Argumentation ist mir viel zu einfach. erstens zeigt ein Blick auf

dass die Teilzeitquote in NL, Ö und CH bei Frauen noch deutlich höher liegt (und CH war neutral im Krieg und somit eher indirekt von den Folgen betroffen). Zweitens spielen für die „Beliebtheit“ der Teilzeitarbeit neben traditionellen Normen noch weitere Faktoren eine Rolle, siehe etwa

(das ist jetzt nur ein Zeitungsartikel, er gibt aber durchaus einen Eindruck davon, wie schwierig sich die Situation zwischen den Ländern vergleichen lässt).

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Sie hat viele solcher ‚Patzer‘. Aber es sind ja auch nicht nur ihre Patzer. Dieses ‚verurteilen‘ und bewerten bzw das Zusammenfassen von Tagebucheinträgen mit ihren Worten. Ich finde das grenzwertig und auch irgendwie übergriffig den Frauen gegenüber.
In dem vorherigen Kapiteln setzt sie vieles in diese eckigen Klammern, wo ich teilweise überhaupt nicht verstanden was sie damit sagen wollte. Für mich standen die wohl nur da um hübsch auszusehen. z.B. begann ein Satz [D]…ein und so weiter Für mich ergab der Satz überhaupt keinen Sinn.
Im Fazit erscheint mir das Buch reißerisch beworben mit irreführendem Klappentext

Ach ja… wer kann mir bitte das Wort lautsprecherisch erklären? Weder der Duden noch Google kennen dieses Wort. Auch Personen die in den 1950igern bis dato geborenen Menschen schauen mich irritiert an und fragen ob ich Lautsprecher meine… Selbst in Büchern aus dieser Zeit ist das Wort nicht zu finden

Ich kenne es nur in dem Zusammenhang, wenn jemand „die große Klappe (und nichts dahinter) hat“ und seine Meinung lautstark (wirklich im Sinne von laut) vertritt bzw. unfundiert oder reißerisch und ohne konkrete Vorschläge. In der Alltagssprache wird es aber nicht verwendet - jedenfalls bei uns nicht.

bei uns auch nicht. Aber ich finde es merkwürdig, dass selbst der Duden mir rät die Rechtschreibprüfung zu nutzen da er das Wort nicht kennt.
Der Verlag und die Lektorin oder der Lektor hat es einfach so hin genommen. Wobei ich mich frage ob es überhaupt ein Lektorat bei dem Buch gab. So viele kleine Fehler die am Ende nur noch mehr beweisen: Schade das für dieses Buch ein Baum für das Papier sterben musste

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Wenn ich mir die drei Rezensionen zu dem Buch anschaue, frage ich mich eigentlich nur noch ob die Leser*innen das Buch wirklich gelesen haben. Denn es muss doch, dass was @simonef auch aufgefallen ist jeden beim Lesen auffallen.
Ich persönlich, 1970 geboren, empfinde mich jetzt nicht als ‚Nachkriegskind‘ obwohl die Autorin irgendwie verzweifelt versucht mir dieses einreden zu wollen. Selbst meine älteren Geschwister hatten und haben nicht dieses Gefühl obwohl sie teilweise in den 1950iger Jahren geboren wurden. Dann wären ja irgendwie auch die bis heute geborenen auch alles Nachkriegskinder. Irgendwie ist mir dieser Gedanke zu verquert und auch die Position der Frauen ab 1950 bis dato in Beruf und Politik finde ich so gar nicht zum Thema des Buches passend.
Oh Gott ich bin zu alt und zu unbeeinflussbar für dieses Buch :sweat_smile:

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Die Argumentation mit der Teilzeitquote finde ich sehr gewagt. Kurz nach dem Krieg haben die Frauen ganztags 45 Stunden gearbeitet, da sie verwitwet, die Männer vermisst oder kriegsversehrt waren. Ohne Nachmittagsbetreuung gab es die Modelle Oma/Nachbarin/Schlüsselkind oder Arbeit im Familienbetrieb, während die Kinder dazwischen spielten oder Aufgaben machten.

Wer selbst Schlüsselkind war, wird es als Erleichterung empfinden, dass die eigenen Kinder „es besser haben“.

Im Vergleich zu Frankreich z. B. lässt die Beschäftigungsquote von Frauen in D. direkt mit der schlechten staatlichen Kinderbetreuung erklären. Wenn 20% und mehr Kinder keinen Betreuungsplatz haben, können 20% der Mütter nur eingeschränkt berufstätig sein.

Ich empfinde mich schon als Nachkriegskind, weil ich bewusst die vielen Kriegsversehrten wahrgenommen habe, zahlreiche Kriegerwitwen im Umfeld, den Bevölkerungknick durch die Kriegstoten und den dramatischen Wohnungsmangel (speziell auch für Alleinerziehende) bis Ende der 50er Jahre. Das hat aber nichts damit zu tun, wie viele Wochenstunden ich gearbeitet habe. Im Gegenteil, bis in die 80er wurde von Politkern (= Männern) offen vertreten, Frauen würden Männern die Arbeitsplätze wegnehmen und eine Anpassung von Kitazeiten an Arbeitszeiten wäre daher unerwünscht. Andererseits boten in den 70ern dann Krankenhäuser Betriebswohnungen und Betriebskitas an, weil der Fachkräftemangel schon absehbar war.

Eckige Klammern in Zitaten zeigen Ergänzungen oder Auslassungen gegenüber dem Original an. In Deinem Beispiel fehlte im Original offenbar das „D“ oder es war klein geschrieben.

Ich habe das Wort lautsprecherisch schon gelegentlich gehört. Für mich ist das jemand, der sich innerhalb einer Menschengruppe gerne und laut mit seinen Ansichten Gehör verschafft, sich auch als Wortführer hervortut.

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Erstaunlich dass sie dies bei damaligen Berühmtheiten, in dem Fall Politiker machen konnte und es aber bei dem eigentlichen Thema nämlich die Frauenberichte eher ihre Interpretation höher stellt

Ich konnte hier nicht den gesamten abschnitt zitieren, aber die Aussage zur Teilzeitarbeit bezieht sich auch bei Gebhardt nicht auf die unmittelbare Nachkriegszeit, sondern darauf, dass einige Jahre später die Frauen ihre vorübergehende Vollzeittätigkeit in der unmittelbaren Nachkriegszeit gegen ein Hausfrauendasein oder eine Teilzeitbeschäftigung getauscht haben und traditionelle Rollenbilder wieder stärker gelebt wurden. Dass unmittelbar nach dem Krieg Frauen in Vollzeit gearbeitet haben, erwähnt Gebhardt schon.

Frankreich: ja, genau das meine ich, da muss viel beachtet werden, wenn man da Vergleiche ziehen will.

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