Nr. 456: Welche Punkte sind euch bei Rezensionen wichtig?

Ich kann gar nicht sagen, was mir groß wichtig oder am wichtigsten ist, aber ich kann sagen, was ich gar nicht abkann und wo ich sofort wegklicke:

wenn jemand

  • die AutorInnen vorstellt
  • das Cover beschreibt
  • Angaben zum Verlag oder Preis macht
  • den Klappentext kopiert
  • Worte wie „supi“ benutzt
  • einzelne Worte fett schreibt
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Ich hasse es wenn jemand den Inhalt nacherzählt, ohne das seine Meinung zu erkennen ist und dann vielleicht auch noch spoilert. Wenn jemand das Buch zerpflückt wie in der Schule, klicke auch weg. Mich stört auch massiv wenn gegendert wird. Das Cover zu beschreiben finde ich nebensächlich, außer es ist besonders schön oder hässlich. Oft wird es bei späteren Ausgaben geändert und da ist es contra produktiv. Mich stört es auch, wenn das Format nicht dem Medium angepasst wird (ellenlanger Fließtext oder unnötige Zeilenumbrüche oder Leerzeilen).
Mir ist es wichtig, wie der Schreibstil beurteilt wird, bei einen Reihenbuch, ob man den Vorgänger für das Verständnis gelesen haben muss. Genauso warum man das Buch gut oder grottig gefunden hat.

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Emojis sind für mich ein no go.

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Mir ist ein Aspekt besonders wichtig: Präzision.

Bei Kinderbüchern achte ich darauf das sie dem Alter entsprechen. So finde ich viele Erstlesebücher für Kinder, die nicht schon vor Schuleintritt lesen konnten, oft mit viel zu viel Text versehen, wobei der Text selbst auch viele lange und schwierige Wörter enthält. Deshalb lasse ich nach den Leseproben auch oft die Finger davon.
Dementsprechend schreibe ich in meinen Rezensionen auch darüber wie schwierig, oder leicht ich sie für das Lese- oder Sprachverständnis der Kinder des angegebenen Alters empfinde.

Bei Romane für mich versuche ich kurz wieder zu geben, was mir am Buch gut gefallen hat. Wie ich in die Geschichte rein kam,ob es Längen gab, oder ob ich es schnell gelesen habe, weil es mich so fesselte.
Auch auf einzelne Charaktere gehe ich ein, wenn es interessantes über sie zu berichten gab, was nicht Spoilert.

Außerdem versuche ich mich mit Inhaltsangaben sehr kurz zu halten, da das alle auf dem Buchrücken selbst lesen können.

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Ich verstehe dich. Als außenstehende Person habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass man Kindern durchaus etwas zumuten kann und sie oft schon reifer sind, als ihre Eltern annehmen. Wenn sie jedoch selbst ein Buch „böse“ finden (unheimlich oder es werden böse Dinge getan), können sie das oft schon in jungem Alter ausdrücken.

Ich habe bei meinem Sohn auch oft festgestellt, dass ich mit der Einschätzung, was ihm Angst machen könnte, daneben lag. Er hatte mit 3 Jahren furchtbare Angst vor dem Nacht-Wimmelbuch von Susanne Rotraut Berner, weil da ein Einbrecher durch Wimmlingen schleicht. Er wollte das eine Zeit lang partout nicht ansehen („Eibecha komme!“) und hatte Angst vor allen dunkel gekleideten Menschen, die abends um unsere Wohnanlage herum unterwegs waren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Bei manchen Büchern habe ich auch erlebt, dass er gleichzeitig Angst hatte, aber es trotzdem immer und immer vorgelesen haben wollte, und vehement protestierte, wenn ich eine andere Gute-Nacht-Geschichte vorschlug, zB bei den Brüdern Löwenherz. Da lagen Angst und Faszination sehr eng beeinander. (Die sind allerdings auch ab 9, und er war damals 5. Ich hatte nicht auf die Altersangabe geachtet, als ich es das erste Mal vorlas, und dann wars zu spät, da er unbedingt wollte, dass ich weiterlese. Und nach der letzten Seite rief er sofort „Nochmal!“)

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Die Altersangabe ist ein relativer Anhaltspunkt. Meine Kinder haben sich unterschiedlich schnell entwickelt, was für den einen zu leicht für sein Alter, war dem anderen zu schwer. Wenn ich mir den Jüngsten mit seinen 3,5 Jahren anschaue, kann ich immer nur erstaunt den Kopf schütteln. Sowohl körperlich, als auch sprachlich ist er schon deutlich weiter. Deshalb achte ich nicht auf die Altersangabe, sondern auf den Inhalt. Und immer wieder überraschen die Kinder mit ihrer Auffassungsgabe und Verständnis. Ich probiere einfach aus, wie die Kinder auf den Text reagieren.

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Ja da gibt es echt enorme Unterschiede. Meine Nichte wird 2 und liebt aktuell Geister über alles. Also da waren Musikvideos dabei, die fand ich schon leicht gruselig aber sie wollte sie unbedingt schauen und liebt sie. Vor nix Angst aktuell, mal sehen ob das so bleibt.

Mir ist eine ehrliche und selbstgeschriebene Rezension wichtig und nicht so ein KI generiertes ‚Geschmiere‘.
Es sollte etwas zum Buch aussagen. Wenn etwas nicht gefiel oder gar das Buch abgebrochen wurde, dann bitte begründet warum das so ist.

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Oft geht es nicht um Inhalte oder Themen zu verstehen, sondern wirklich die Werte oder Einstellungen, die unterschwellig vermittelt werden.

Ich habe zum Beispiel dieses Jahr ein Kinderbuch bekommen, das von der Handlung und Aufmachung her super toll war. Aber die Protagonistin wirkte für mich irgendwie verwöhnt und unfreundlich. Die Protagonistin hatte eine Nachbarin, die ihr immer „blöde Geschenke“ bringt, also Sachen wie Glitzerkram. Und da auch nachdem die Mutter an die Nachbarin den Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht erklärt hat und letztere trotzdem immer noch blöde Sachen schenkt, musste das Kind die Geschenke „aufwendig verlieren“.

Sorry, das habe ich nicht lustig gefunden.

Ich hatte damals andere Rezensionen gelesen und feststellt, dass dieses Verhalten scheinbar niemand gestört hat. Ich war hingegen ziemlich entsetzt.

Also ja, man kann es immer mit dem Kind thematisieren, aber irgendwann werde mein Kind selber lesen können. Ich möchte gerne vorab wissen, wo es fragwürdigen Sachen geben kann.

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Aber fragwürdig ist relativ. Ich bin froh, dass meine Eltern nicht zensiert haben, was ich lesen wollte. Und früher oder später lesen die Kinder es doch. Dann lieber begleiten, oder Fragen beantworten, aber nicht „Bücher verbieten oder verstecken“. Vieles von dem, was meine Kinder „cool“ finden, gefällt mir auch nicht. Aber das gehört zur Entwicklung der Kinder mit dazu.

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Kinderbücher dienen ja auch dazu, dass Kinder Dinge mitfühlen und miterleiden können, ohne dass sie ihnen selbst ausgesetzt sind. Sie wachsen sozusagen mit der Figur im Buch aus ihren Ängsten heraus. Darum gilt „Böses kommt aus Kinderbüchern“ nicht. Kinder wollen u. a. selbst die Hexe oder das Monster sein und aussprechen, was man nicht zu denken oder zu sagen wagt.

Wir haben es so gehalten, dass wir in der Bücherei einen Stapel Bücher gemeinsam ausgesucht haben. Es gab stets Bücher, die mich als Mutter interessiert hätten, die mein Kind aber nicht ausleihen wollte. Zuhause hat es sich ausgesucht, welches Buch es vorgelesen haben möchte. Dabei war ein klarer Unterschied zwischen Geschichten, die täglich 10x vorgelesen werden sollten und wenigen, die es nicht mehr angeguckt hat.

Diese Erfahrung, dass man etwas optisch ansprechend findet und dann nicht mag, während andere Bücher dagegen riesige Überraschungserfolge sein können, sollten Kinder meiner Ansicht nach so früh wie möglich selbst machen. Meine Grenze wäre allerdings ein Kinderbuch, in dem z. B. Tiere gefangen und zu Tierfutter verarbeitet würden. Das hätte ich dann begründet nicht vorgelesen.

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Das klingt nach einem Kinderbuch von Stephen King…grins

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Was mir bei Rezensionen zunehmend negativ auffällt, sind Triggerwarnungen. Das halte ich im Literaturumfeld für überzogen.

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Man sollte in den Content-Notes nicht den gesamten Buchinhalt spoilern, die Gefahr sehe ich darin. Da ich regelmäßig Bücher für Andere besorge, ist es für mich nützlich, bestimmte Bücher für konkrete Personen von vornherein ausschließen zu können. Da hast du z. B. so „einfache“ Anforderungen zu erfüllen wie „ich lese nur deutsche Autoren, keine Übersetzungen“, „es darf im Buch kein Tier sterben“ oder „es darf keine Kritik an erwachsenen Figuren geübt werden“.

Oh Gott, wer stellt denn solche Anforderungen??? Und es wäre mir viel entgangen, wenn ich auf übersetzte Bücher verzichten würde. Mir fehlt da leider das Verständnis für solche restriktiven Ausschlüsse - muss ich ja auch nicht haben, das sollte jeder nach seinem Geschmack entscheiden. Für mich muss ein Buch auch Stück weit unbequem sein, mit Heile-Welt-Literatur kann ich nichts anfangen. Niemand hat das treffender formuliert als Kafka (in einem Brief an Pollak):
„Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber auch die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

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Hervorragender Kommentar! Deshalb meide ich auch solche sogenannten „Cosy crimes“! Was ist an einem Verbrechen gemütlich? Letztes Jahr ist in der Nachbarschaft tagsüber eingebrochen worden. Das hat die Hausbewohnerin mehr als nur ein wenig traumatisiert, passend, dass meine Frau Psychologin ist.
Dazu noch diese absolut haarsträubenden Geschichten über Rentner, die fröhlich bei einer Tasse Tee auf den nächsten, netten Mord warten, um dann schlauer als die Polizei im Alleingang den Fall zu lösen. Ja, ich weiß, das lieben viele Leser hier. Für mich ist das einfach nur schrecklich. Geschmackssache.

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zustimmend.nicke

Besonders wichtig finde ich richtige Orthografie bei Kinderbüchern. Die lernen Rechtschreibung ja erst und sollen beim Lesen nichts Falsches aufschnappen.

Dito. Zu meinen Rezi-Anfangszeiten hab ich öfter mal vor oder während des Lesens nach Rezensionen geschaut; großer Fehler! Ich wurde öfters gespoilert, und da ich damals fast nur im Krimi/Thriller-Bereich unterwegs war, kannst du dir vorstellen, was das bedeutet hat :confused:

@simonef und @murksy Zum Glück sind Geschmäcker unterschiedlich! Ich mag keine „ungemütlichen“ Bücher. Das Leben ist oft schon ungemütlich genug und ich mag beim Lesen in schöne, angenehme und unterhaltsame Welten abtauchen. Da gehört für mich auch ein Landhauskrimi (mir gefällt dieses deutsche Wort besser) dazu, weil man als Leser schön miträtseln kann.

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