Entsprechen Geisterfahrer*innen - rezensieren gegen den Mainstream …
Achso! Jetzt fällt der Groschen… ich hab erst überlegt und dachte zunächst an Fake-Rezensionen oder an Ein-Mal-Rezensenten, die dann nie wieder gesehen waren…
Nun - entgegen dem Mainstream rezensieren gibts durchaus ab und zu - natürlich nicht generell bei allen rezensierten Büchern, aber bei einzelnen Titeln kann das immer mal vorkommen. Finde ich nicht verwerflich und auch nicht unnormal. Verdächtig sind eher die, die nur 5-Serne-Rezensionen geben und das Verhältnis zwischen den einzelnen Punktevergaben sehr extrem ist (bei Lovelybooks kann man ja in jedem Profil sehen, wieviel Buchbewertungen von jeder Sternevariante der User schon gegeben hat). 1000 Fünfer, dafür nur 10 Zweier und Einer - das macht mich immer etwas stutzig.
Wieso?
ich hab zwar jetzt nicht soo viele Bücher rezensiert bisher, aber die meisten Sterne finden sich bei mir im 4er- und 5er-Bereich.
Weil ich eben gut einschätzen kann, welche Bücher mir gefallen werden und welche eher nicht so. Und diese lese ich erst gar nicht (wozu auch Lese-und Lebenszeit an Bücher verschwenden, die einem nicht gefallen)
Das ist natürlich klasse, wenn man vorher immer weiß, was einem gefällt - allerdings nicht die Regel. Ich hatte schon Bücher, bei denen ich ganz sicher war, dass sie mir gefallen könnten, doch sie waren dann doch nicht der Hit. Ich bin kritisch - das spiegelt sich vielleicht auch in meinen Rezensionen wider, aber in meinen Augen sollte es das ja auch. Ich schäme mich nicht für einen Verriss, ich hab auch keine Angst davor oder traue mich nicht. Ich gebe aber offen zu: 5 Sterne muss man sich bei mir verdienen - und das kann nicht jedes Buch, das ich lese. Auch wenn ich recht gut einschätzen kann, was mir gefallen könnte - Bücher sind teuer. Trotzdem langt man auch mal daneben, ich halte das für normal.
Mir kommt es halt etwas schöngefärbt vor, wenn 90 % aller gelesenen Bücher mit 5 Sternen bewertet werden und fast keine oder keine mit einem oder zwei Sternen. Ist meine individuelle Empfindung, möglicherweise ist die Empfindung auch falsch, weil es auch Rezensenten geben mag, die nur die Bücher rezensieren, die ihnen gefallen und sich bei den anderen nicht die Mühe machen. Okay, jeder, wie er mag.
wozu auch Lese-und Lebenszeit an Bücher verschwenden, die einem nicht gefallen
Ja, wenn das immer vorher klar wäre… das wäre schön
Ich lese bei Büchern immer die Leseprobe hier auf Vorablesen. Dann kann ich das sehr gut einschätzen, ob mir ein Buch gefällt. Wenn ich mich woanders bewerbe, habe ich mir das inzwischen auch angewöhnt. Schon ein Buch, das ich mit 3 Sternen bewerte, ist für mich nicht einfach zu lesen und dazu ist meine knappe Zeit zu schade. Daher habe ich auch nur sehr selten Bücher mit weniger als vier Sternen.
Durch mein drittes gewonnenes Buch bei VL habe ich mich trotz gelesener Leseprobe durchgequält. Das war mir eine Lehre. Daher entscheide ich mich eher gegen eine Bewerbung, wenn es nur gefallen könnte und tausche das Buch evt. später.
Wobei der Begriff ja etwas schwierig ist, da sehr negativ konnotiert, oder? Und gegen den Mainstream sein muss ja nichts schlechtes heißen. Gibt eben Bücher die scheiden die Geister.
Das macht mich auch eher stutzig, das spricht für mich dann immer dafür, dass sehr viele das Buch als Rezensionsexemplar gelesen haben und sich da zu guten Bewertungen verpflichtet fühlen. Denn wie gesagt, Bücher scheiden die Geister, ein Bucher das quasi JEDEM 5 Sterne wert ist, das kann ich mir kaum vorstellen. Gerade, weil man ja eigentlich bei Büchern, die einem NICHT gefallen haben, oft sogar noch mehr das Bedürfnis hat, dazu ein paar Takte zu sagen oder schreiben.
Eben, so auch meine Denke.
Oh, da bin ich auch schon mächtig reingefallen - die Leseproben hier bei VL sind oft nicht wirklich aussagekräftig bezüglich der Gesamtgeschichte… Grad erst neulich, da musste ich für „Das letzte Versprechen“ eine Bewertung von einem Stern vergeben. Und nein: nicht wegen der Gewaltszenen. Wegen inhaltlicher Mängel.
Jubelrezensionen bringen doch in diesem Business wirklich niemanden weiter. Weder den Verlag noch den Autor. Uns allen muss doch normalerweise klar sein, dass Rezensionen immer komplett subjektiv sind. Wenn dem Frechdachs das Buch X absolut gut gefällt muss dasselbige dem Kleinen Vampir eben nicht auch ebenso gut gefallen.
Ich persönlich denke, dass der Verlag und die Autoren sehr viel mehr an wertschätzenden und ehrlichen Rezensionen interessiert sind, ansonsten würde ja auch keine Entwicklung stattfinden.
Also, nur weil ich gefragt habe, ob man negative Rezensionen streuen muss (ich wusste es einfach nicht), heißt das, wie bereits erwähnt, noch lange nicht, dass ich Bücher, die mir nicht gefallen, mit 5 Sternen beschenke. Ich habe bis jetzt ausschließlich für, kl. Literaturmagazine und als Gast-Bloggerin rezensiert, dort ist es üblich, dass man Bücher mitbringt, die man empfehlen möchte.
Mag sein, dass manche das entsetzlich finden.
Ich hingegen finde es entsetzlich, dass auf Amazon, Lovelybooks & Co v.a. die anspruchsvollen Bücher total schlechte Bewertungen bekommen. Seichte Regiokrimis hingegen kassieren fast immer 5 Punkte.
Ich habe durch die Diskussion jedenfalls wieder viel dazugelernt. Danke dafür und für das Anregen dieses Meinungsaustauschs.
„Anspruchsvoll“ heißt nicht automatosch „gut“ - es kommt wie gesagt immer auf die Begründung in der Rezension an. Von daher finde ich auch reine Sternebewertungen ohne Text dazu absolut ohne Bedeutung - sowohl bei Amazon als auch auf z.B. Lovelybooks. Im Grunde sollte zwingend notwendig sein, eine Bewertung auch begründen zu müssen.
Rezensionen sind subjektiv. Was dem einen Leser anspruchsvoll erscheint ist dem anderen zu schwierig. Der eine liebt blutige Thriller, der andere seichte Romanzen. Selbst meine Lieblingsautoren schreiben manchmal Bücher, die mir nicht gefallen. Deshalb gebe ich nichts auf Rezensionen , ich muss mir meinen eigenen Eindruck verschaffen. Die absolute Buchempfehlung eines Freundes neulich fand ich langweilig. Obwohl wir sonst auf einer Welle schwimmen, so ist das mit den Sternen😉
Zumal man ja gerade bei Amazon und Co oft genug so Spezialisten hat, bei denen dann steht: 1 Stern, Paket ist nicht angekommen. Oder: 1 Sterne, Versand hat zu lange gedauert.
Natürlich gibt es einen persönlichen Geschmack, der unterschiedlich ausfallen kann, aber es gibt schon Kriterien dafür, um zu beurteilen, ob man einen guten Text vor sich hat. Jedes Genre zeichnet sich mal mehr oder mal weniger durch bestimmte Elemente aus, die eben gut oder nicht so gut umgesetzt wurden. Was man als gut ansieht, hängt dann aber wieder von den eigenen persönlichen Kriterien ab, die man ansetzt. Das könnte man am Beispiel Thriller jetzt sehr gut durchspielen, aber ich warte erstmal ab, was ihr dazu meint. Vielleicht liege ich ja völlig daneben?
Falsch verstanden. Ich meine nicht die Qualität der Rezension, sondern das unterschiedliche Empfinden bezüglich der Bücher. Und die besagten Kriterien sind ebenso subjektiv. Wer auf blutige Thriller steht, fände möglicherweise das gleiche Buch ohne Gewaltdarstellungen langweilig. Ein studierter Sprachwissenschaftler sieht möglicherweise Satzbau etc. kritischer als der Gewohnheitsleser. Das meinte ich mit subjektiv. Manch einer vergöttert James Joyce und sein Ulysses, andere verdrehen da nur die Augen. Das ist die ganze Bandbreite.
Über Leseprobe und ein wenig Autorenrecherche kann ich meist gut einschätzen, ob mir ein Buch generell gefällt, es gehört aber auch meiner Meinung nach zu einer guten Rezension, Mänel, Ungereimtheiten und Verbesserungspotential aufzuzeigen. Die Anzahl der Sterne vergeben ich danach, ob ich das Buch auch nochmals lesen würde.
Ich seh das wie du – ich messe ein Buch auch an seinem Genre messen. Wenn ich einen Regio-Krimi vor mir habe, bewerte ich, ob er mich gut unterhalten hat und die Handlung stimmig ist. Ich finde ja auch, anspruchsvoll heißt nicht von Haus aus gut, aber wenn mir ein Buch zu anstrengend ist oder mich nicht anspricht, ist es nicht automatisch ein 1 Stern Buch. Ich hatte gerade ein Buch, dessen Leseprobe suggeriert hat, dass es sich um einen stilistisch tollen Roman handelt, es war dann eine durchaus interessante, aber doch mit recht einfachen Mitteln „runtergespulte“ Biografie, die mich nicht so bewegt hat, wie sie es mit besseren sprachlichen Mitteln hätte tun können. Anderen gefiel aber gerade der Beginn nicht und der Rest schon. Deswegen hab ich hier auch gefragt. Hätte die Leseprobe mit Kapitel 2 begonnen, hätte ich das Buch nicht bestellt und folglich auch nicht rezensiert. Manchmal sind es ja die eigenen Erwartungshaltungen, die nicht erfüllt werden. @Murksy hat vollkommen recht. Joyce gefällt nicht jedem. Aber genau hier sehe ich eben die Sternenwertung kritisch. Ich finde es sehr gut, wenn Leser:innen ihre Leseerlebnisse teilen, das geht ja auch, ohne dass man ein Buch schlecht redet.
Und genau hier sehe ich auch die Kaufhilfe, weil man einfach schauen kann, wer auf ähnliche Dinge achtet. In jedem Fall finde ich alle Rückmeldungen hier extrem spannend, vielen Dank für die vielen tollen Antworten, ihr habt mir alle sehr geholfen
Die Linguistik widmet sich auch der Erforschung von Textsorten. Und ich sprach von gattungsspezifischen Textsortenmerkmalen, die man betrachten kann. So kann man bei einem Thrillee z.B. die Darstellung der Polizeiarbeit genauer betrachten. Das ist ein häufiges Element von Thrillern. Wie ich die Darstellung diesee Arbeit bewerte, ist dann aber wiedee subjektiv, aber auch mal mehr oder wenigee. Ob die Kommissare sympathisch sind, die Ermittlungen realistisch etc etc Und das wäre nur ein Beispiel von vielen, die die Textsorte Thriller ausmachen…
Für mich spielt auch eine Rolle wieviel Privatleben der Ermittler in dem Krimi/Thriller untergebracht ist. Ob die Schwächen der Person Alkoholmissbrauch als Beispiel sehr detailliert beschrieben wird oder nicht. Wenn es eine Serie ist ob sich Elemente immer wiederholen oder ob sie dann ab dem zweiten Band nur noch kurz erwähnt werden.