Müssen Thriller und Krimis immer so anspruchslos geschrieben sein?

Hallo, ich war sehr lange nicht mehr hier.
U.a, weil ich gerne etwas schräger und generell anspruchsvoller lese, als es mir die hiesigen Bücher bieten.
Ich hatte damals ein paar Bücher die Literatur (darunter verstehe ich anspruchsvoll und keine Schmonzetten), die dann letztendlich inhaltlich/dramaturgisch doch nicht das hergaben, was sie per Klappentext versprachen, sprachlich war bereits der Leseprobe zu entnehmen, dass sie nicht allzu hirnanregend sein würden.
Ich bin eigentlich nur wegen der Kochbücher zurückgelockt worden.
Weil mich aber gerade nach Krimis und Thrillern gelüstet, habe ich auch mal in die jetzigen Leseproben geschaut. Und war gleich wieder abgeschreckt. Diese kurzen simplen Sätze, der einfache Stil (auch was Erzählperspektiven und Strukturen angeht) machen mir keine Freude.
Nebenbei, ich finde Fitzek auch ganz schlimm, er kann zwar grandios die Spannung steigern, aber verlässt den Bereich der Logik in einer, für mich, unakzeptablen Form. Zudem empfinde ich ihn auch sprachlich als grässlich, in diesem Falle, seine ausufernde Adjektivitis. Anstatt ein treffendes Wort zu suchen, schwurbelt er rum.
Tatsächlich ergeht es auch etlichen meiner Freunde so, wir haben das Gefühl, das die Bücher dieser Genres immer schlechter runtergeschrieben werden. Es wird quasi mehr Mühe ins Marketing gesteckt, als in das Produkt. Bemerkt ihr das auch oder ist es Euch egal, Hauptsache die Spannung stimmt.
Mögt Ihr überhaupt literarische Krimis, kennt Ihr ebensolche Thriller?

Ich gestehe das ich lese um mich unterhalten zu lassen, in fremde Welten abzutauchen und einfach nur zum entspannen. Viele der hochgelobten literarischen Werke finde ich recht mühselig zu lesen und auch eher langweilig, vielleicht ist das anders wenn man Germanistik studiert hat. Ich mag es wenn ein Krimi Spannung hat und gebe auch Büchern eine Chance die nicht so ganz realistisch sind, wenn sie das Thema passend bearbeiten. Für mich darf es gerne auch mal seicht sein, wenn ich einfach nur abschalten will.

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Da bin ich ganz bei dir. Ich lese zur Unterhaltung, liebend gerne Krimis und Thriller. Klar ist, dass der Schreibstil mir gefallen muss und langatmige Umschreibungen mag ich gar nicht.
Ich habe in letzter Zeit weniger das Gefühl, dass der Schreibstil in dem Genre schlechter wird. Sondern, der Plot endlos wiederholt und ausgereizt wird. Wenn ich da nur an diese Frankreich - Provence - Lavendel Krimis denke. Die verfolgen immer das selbe Schema.
Meist gefallen mir auch hochgejubelte Werke mit literarisch anspruchsvollem Text nicht.

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Ich habe auch nicht Germanistik studiert und lese auch zur Unterhaltung. Mag es aber überhaupt nicht, wenn ich unterfordert bin, da entspannt sich nichts bei mir :slight_smile:

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Welche Krimiautoren liest du denn gerne?

Bei Krimis-Thrillern habe ich jetzt nicht so den hohen literarischen Anspruch, da würde ich zu anderer Literatur greifen.
Mir hat z.B. Alles was ich Dir geben will ganz gut gefallen.
Jeder Leser hat einen eigenen Geschmack gerade was den den Schreibstil angeht.
Mich würde interessieren, was für Dich ein literarisch anspruchsvoller Krimi-Thriller ist-hast Du da ein Beispiel?
Mich nervt auch eher, das die Plots wie Igela schon schrieb, mittleweile 100 Mal geschrieben wurden.

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Zwischendurch fast gar nichts mehr. Weil ich wieder Lust darauf hatte, habe ich in den Feuilletons nach Empfehlungen gestöbert und bin auch die Claier de Witt Reihe von Sara Gran gestoßen, die nicht nur ziemlich viele Erzählebenen hat, sondern auch schön schräg ist. Und dazu führt, das ich mir als mitdenkende Leserin auch zu einigen gesellschaftlichen und philosophischen Aspekten Gedanken machen musste.
Klassischer Who Donit Krimi ist die Fiona Griffith Reihe von Harry Bingham, das mag ich auch wegen der schrägen Hauptfigur.
Früher mochte ich wegen des sehr doppelbödigen satirischen Humors und Sprachwitzes die Jennerweinkrimis, die letzten zwei fand ich uninspiriert und lieblos.
Ähnlich geht es mir mit den kulinarischen Krimis von Tom Hillenbrand. Man kann zwar immer noch was lernen oder wird an Sauereien in der Lebensmittelbranche erinnert, aber die Luft ist raus.
Ganz früher habe ich klassiche Noirs gelesen: Chandler und Hammett.
Christie mag ich oft, aber nicht immer, wie das bei Vielschreibern halt so ist, die Qualität schwankt.
Phillpp Kerr fand ich auch großartig.
Allerdings lese ich alles, was in Englisch geschrieben wurde, auch im Original.
Gerade Übersetzungen von unterhaltenden Büchern treffen oft nicht den Ton.

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Sara Gran gehört dazu, nicht unbedingt sprachlich, da hält sie sich an die Genreregeln, aber durch Figur, Spiel mit Klischees, Metaebenen.
Ebenso die Bücher von Liza Cody.
E. O. Chirovici: “Das Buch der Spiegel” fand ich sehr gut, allerdings funktioniert es nicht als Krimi.
Diese Autorin steht auch noch auf meiner Liste, ich habe aber noch nichts von ihr gelesen.
Jess Kidd

Ich lese Krimis und Thriller rein zur Unterhaltung. Wenn ich einen Tag oder eine Woche gearbeitet habe, ist es toll, wenn ich mich einfach entspanne. Andere ziehen sich halt irgendwelche Filme rein …
Anspruchsvolleres lese ich auch gerne, auch Klassiker, mir macht auch altertümliche Sprache nichts aus, aber einfach mal so lesen, finde ich auch nicht nicht schlecht. Beides hat seinen Platz.

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Sara Gran habe ich nicht selber gelesen. Hatte ich ewig im Regal stehen und habe es dann meinem Mann geschenkt.

Bei “Das Buch der Spiegel” war ich von der Auflösung enttäuscht. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wovon es gehandelt hat. Das hat also keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Was ist mit politischen Krimis wie Wolfgang Schorlau? Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, ob die Satzstruktur simple war.

Oder Fred Vargas? Oder sind dir die zu einschläfernd?

Frank Schulz Die Onno Viets Reihe?

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So verschieden sind die Geschmäcker. Die habe ich als langweilig in Erinnerung!

Um deine Frage zu beantworten: Ja, müssen sie. Sonst liest sie außer wenigen ja keiner.

Jess Kidd finde ich persönlich sehr cool. Nicht das übliche 08/15-Geschwurbel. Teilweise sehr poetischer Schreibstil und übernatürlich, aber auch humorvoll und spannend. Nicht wirklich Krimi, aber fesselnder als 90 Prozent der üblichen Verdächtigen.

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Dann könnten dir auch die “modernen Briten” gefallen oder auch die Reihe der wieder (neu) aufgelegten british Crimes mit Leineinband bei klett-cotta?
“Moderne Briten” bspw. Andrew Cartmel oder Christopher Brookmyre

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Carmel mag ich, weil ich auch sehr Musik affin bin.

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Das würde implizieren, die Masse der Leser ist extrem anspruchslos, eventuell sogar doof.
Das mag ich als Grundhaltung nicht besonders.
Zumal ich weiß, das eine solche Idee in diversen Köpfen von Programmentscheidern bei Verlagen und TV feststeht.

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Vargas habe ich früher gelesen, irgendwann ist sie in den Hintergrund gerückt. Schorlau kenne ich nicht. Schaue ich mir mal an.
Es geht mir nicht nur um die Sprache, wenn Dramaturgie, Thema, verschiedene Ebenen vorhanden sind, dann muss das Buch kein neues Stil erfinden.

Was hat anspruchslos mit doof zu tun? Die meisten vertreten die Einstellung, dass ihr Leben anspruchsvoll genug ist, da möchten sie nicht auch noch anspruchsvoll lesen. Was Programmentscheider draus machen, ist eine andere Sache.

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Na immerhin kauft das Publikum schlecht geschriebene, schlecht lektorierte Auftragsbücher.
Beispiel eine der 0815 Krimireihen die in Südfrankreich spielen, bei einem großen Publikumsverlag erschienen.
Ich habe dazu mal an einer Leserunde teilgenommen.( Mit eigenem Exemplar) Der Plot ist super simpel und wenig sorgfältig ausgeführt. Stilistisch ist es fern von jeder Raffinesse, es wimmelt auch noch vor sprachlichen Fehlern. Es gibt einen absoluten Schwachsinn in der Personenbeschreibung der Hauptfigur, was körperliche Fitness angeht. Und ganz nebenbei wird auch noch erzählt, dass es ganz okay ist, wenn ein Ehemann ab und zu seiner Frau eine pellt.
Es gibt Fehler in der Personenführung, was sich dann vor allem innerhalb der Reihe immer mehr zeigt.
Das Gros Teilnehmer war komplett begeistert und jede belegbare Kritik hinfortgewischt oder als nicht wichtig bewertet, war nahezu beleidigt, dass ich und noch eine Leserin das Buch nicht toll fanden.
Insiderinfo aus dem Verlag, die ich später bekam: Auftrag mit gewissen Figuren und Plot und Schauplatz Vorgaben an einen anonymen Autor, der nahezu bei jedem Band ausgetauscht wurde, wenig Geld ins Lektorat gesteckt, mehr Geld ins Marketing.

Naja, aber was heißt denn “schlecht geschrieben” - nur weil mir persönlich ein Schreibstil nicht zusagt, ist er ja nicht gleich schlecht. Ich finde es immer schwierig, wenn man sich selbst so als Maß aller Dinge aufbaut.

Wie man nämlich sieht, sind die Geschmäcker sehr verschieden. Die hier hochgelobte Sara Gran fand ich ganz schrecklich. Heißt das nun, ich habe keinen Anspruch?

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Das Sara Gran nicht jedem liegt, ist mir völlig klar.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen persönlichem Geschmack und stilistischem und sprachlichen Niveau, das mittlerweile in den Massenpublikationen immer mehr auf Groschenromanniveau absinkt, eigentlich nicht unterschritten werden sollte und im Prinzip schon definiert ist, zumindest literaturwissenschaftlich.