Hallo, durch das Buch „Kunstgeschichte als Brotbelag“ wurde ich mit einem Thema konfrontiert, welches mir bisher gar nicht in den Sinn kam bzw. keine besonders große Rolle für mich gespielt hat.
Die Autorin bzw. Herausgeberin Marie Sophie Hingst hat eine eher zweifelhafte Karriere als Lügnerin & Betrügerin gemacht.
Sie hat einen Blog geführt, der 2017 auch ausgezeichnet wurde und später wurde ihr die Auszeichnung wegen ihrer Lügen wieder aberkannt.
Ganz nüchtern betrachtet hat ihre verlogene und betrügerische Vergangenheit ja nichts mit ihrem neuen Buch zu tun und doch spricht ihr Verhalten gegen all meine Moralvorstellungen!
Wie bewertet man (ihr) also das neue Buch?
Vor Jahren habe ich mal das Buch „Axolotl Roadkill“ von H. Hegemann gelesen, auch hier ist die Autorin durch Betrug aufgefallen. Jedoch hatte das direkt mit dem Buch zu tun gehabt (viele Abschnitte wurden aus einem anderen Buch geklaut) und eine Bewertung viel mir recht leicht.
Bei „Kunstgeschichte als Brotbelag“ habe ich für mich entschieden deswegen Punkte abzuziehen, aber ist das wirklich fair?
Ich bin gespannt und wäre Dankbar für Eure Ansichten, Meinungen oder Gedanken dazu!
eigentlich bewerte ich ja das Buch und nicht die Autorin,
denn in diesem Fall sind es ja Fotos und Ideen, ihre Betrügereien bezogen sich ja auf ihre Vita und nicht auf ihre Publikationen
Vermutlich hätte ich auch Punkte abgezogen. Ich kann nicht verstehen warum der Verlag ihr nach all den Betrügereien unkommentiert eine Plattform bietet.
@wiechmann8052 Genau das hat sie doch getan, wenn ich das richtig verstehe. Mit ihrer falschen Vita hat sie auch falsche Publikationen veröffentlicht.
Auch wenn sie nur die Herausgeberin ist, so hat sie doch mit dem Buch zu tun. Ihr Name steht vorne drauf und somit würde das auch in meine Bewertung mit einfließen.
Von einer öffentlichen Entschuldigung über ihre Betrügereien habe ich nichts gelesen, also würde ich auch nicht drüber hinwegsehen, nach dem Motto: psst, die Herausgeberin macht viel Schexxxe, aber kauft das (überteuerte) Buch und unterstützt sie.
Ne, ne, ne, für mich kommt das nicht in Frage.
Teilweise seh ich das auch so aber auf der anderen Seite wird in ihrer Vorstellung auf der letzten Seite ihr Preis, der ihr später wieder abgesprochen wurde, erwähnt.
Mir stellt sich da die Frage, ob sie damit nicht auch den Schmutz der Vergangenheit in ihr neustes Werk mit reinzieht?
Schwierig, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich die Finger davon gelassen.
Und was ist, wenn du dich an den Verlag wendest und ihnen sagst, dass du in Anbetracht der aktuellen Ereignisse das Buch nicht bewerten möchtest? Ich denke, die werden es verstehen, oder?
Ich habe den Wikipedia-Artikel gelesen und kann mich daran erinnern, dass das auch bei uns in den Nachrichten war. Und dass es aufgedeckt wurde, ist ja gerade erst kürzlich passiert.
Ehrlich gesagt, finde ich es nicht fair, Punkte abzuziehen. Denn du bewertest ja das Buch. Ich kann jedoch verstehen, dass dir widerstrebt für die Autorin mit deiner Rezension Werbung zu machen. Ich würde entweder den Verlag anschreiben. Oder aber in der Rezension erwähnen, dass du nicht wusstest, dass diese Autorin des Betruges überführt wurde. Aber in die Wertung des Buches, würde ich das nicht einfliessen lassen.
Für mich käme es bei der Bewertung des Buches klar darauf an, ob das “Fragwürdige” am Autor etwas mit dem Buch vor mir zu tun hat. Beim “Brotbelag” scheint mir das nicht der Fall zu sein - bei “Axolotl Roadkill” empfände ich das wieder anders, denn dort wurde ja im Roman selbst getäuscht. In Deinem Fall hat die Autorin “nur” eine fragwürdige Biografie. Das wäre für mich, je nach Fall, auf jeden Fall ein Grund, keine Bücher von demjenigen zu kaufen, um bestimmte Dinge nicht aktiv zu unterstützen. Ich wüsste aber nicht, warum das in die Rezension eines gratis erhaltenen Buches einfließen sollte. Das ist jetzt nur meine Meinung, aber ich würde das Buch ganz unabhängig bewerten, die Vorgeschichte der Autorin kann man ja dennoch in einem Nebensatz erwähnen.
Danke für eure Meinungen. Bei meiner Rezi bin ich jetzt mal einen Stern weiter hoch gegangen und denke, dass ich mich mit 3en auch wohler fühle.
Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem irgendwie, weil mit ihrem ehemaligen Preis immer noch Werbung gemacht wird, hier auf vorablesen, wie auch im Buch. Ich schätze mal, dass alles “zu spät” aufgedeckt wurde, um das noch zu ändern.
ich glaube sie werden auch weiter mit diesem Preis Werbung machen, in ein paar Wochen können sich die wenigsten an die Geschichte erinnern, z.B.: ich wusste von der Geschichte mit der falschen Vita weil es in unserer Zeitung stand aber den Namen habe ich mir nicht gemerkt.
Meiner Ansicht nach sollte man den Autor getrennt vom Werk betrachten. Ich denke da an Günter Grass, der mit dem Werk “Beim Häuten der Zwiebel” ein großartiges Werk geschaffen hat. Er ist aber die letzten Jahre seines Lebens wegen sener NS Vergangenheit stark in die Kritik geraten. Auch wenn es in diesem Fall um die bis dato nicht erwähnte Vergangenheit und nicht um eine klare Lüge handelte wurde er als Autor stark geschmäht. Im Fall dieser Autorin ging es um eine Lüge ihrer Herkunft betreffend. Sie sei jüdischer Herkunft, was aber nicht gestimmt hat. So hat ja auch das Geschriebene nicht mehr die gleiche Wertigkeit gehabt. Bei dem Wurst-Buch tischt sie dem Leser keine Lügen auf. Daher: geben wir ihr eine Chance!
Ähm, mag ja alles soweit stimmen, aber ihr Fehler ist doch erst vor wenigen Wochen “aufgedeckt” worden. Weder hat sie ihn freiwillig zugegeben, noch hat sie sich öffentlich entschuldigt.
Ich finde das gerade bei dem betroffenen Thema eher abstoßend und da geht es jetzt rein um ihr Verhalten und nicht um’s Buch.
Das “einfach” vergessen zu wollen finde ich irgendwie merkwürdig.
Ich Überfall auch keine Bank, zieh einen Gewinn daraus und sag dann zum Staat/Polizei - komm lass gut sein, ist ja schon 'ne Weile her.
Eine Bank überfallen und mediale Lügen auftischen, das hat für mich nicht die gleiche Wertigkeit. Aber ich finde es auch besser, wenn sie nicht mit ihren aberkannten Preisen beworben wird.
Es geht auch nicht darum, dass sie in dieser Form abgestraft wird, wie es bei einem Raub der Fall wäre.
Man muss sich auch nicht für Ewigkeiten ihre Fehler merken, aber wenn keine Einsicht oder Entschuldigung oder sonst irgendwelche erklärende Worte folgen, versteh ich(!) nicht, wie man erwarten kann, das sich jemand geändert hat?
Natürlich muss man ihr eine Weiterentwicklung zugestehen können, aber bisher gab es dafür ja keine Hinweise. Von daher finde ich es recht legitim ihre Fehler auch weiterhin als solche zu betrachten.
(Und dabei geht es mir jetzt gerade nur um sie als Person, nicht um ihr Buch)
Von vergessen spreche ich nicht. Aber davon, dass die vorherigen Dinge mit diesem Buch wenig bis gar nix zu tun haben.
Wie lange soll sie denn warten, bis sie wieder “ungestraft” ein Buch herausbringen darf?
Ich muss dauernd an Akif Pirincci denken. Argumentation bei ihm ist ja, dass er dran verdient, wenn man die Bücher von “früher” kauft und ihn damit unterstützt. Jetzt sind die ganzen Felidae-Bücher geradezu geächtet. Klar, er verdient an den Büchern. Meine hab ich aber schon eeeeeeeewig und werde sie deshalb echt nicht verbrennen. Will sagen - er hat das Geld eh schon in der Tasche und meist bekommen die Autoren ja nicht wirklich viel vom Verkauf ab (das große Geld, wenn überhaupt, machen sie mit dem Vorschuss).
Würde ich alles und jeden meiden, der irgendwann mal irgendwas irgendwie blöd gemacht hat, würde ich wohl steinzeitmäßig leben.
Ich finde es einfach too much, das Buch abzuwerten aufgrund der vorherigen Ereignisse. Hat mit diesem Buch halt nix zu tun. Du sollst ja DIESE Arbeit bewerten. Sonst nix. Es hat Dich interessiert und Du bist hinterher auf etwas gestoßen, das nicht schön ist, mit DIESEM Buch aber nix zu tun hat.
Wenn schon hinkende Vergleiche, dann vielleicht der: Meiner Freundin hat es im Restaurant XY nicht geschmeckt. Sie geht da nicht mehr hin, weil auch die Bedienung blöd zu ihr war. Ich hab dennoch Lust, da mal reinzugehen und das selbst zu testen. Weil ich jedem mal einen schlechten Einfall und Tag zugestehe.
Und da ihr Preis (den sie ja nur durch ihre Betrügereien bekommen hat) auch als Werbung dient (in ihrem Buch und auch direkt bei vorablesen), auch die Frage in wie weit sie damit den Schmutz der Vergangenheit auch in ihr neues Werk zieht?
Kann man nicht eine Meinung haben und sich trotzdem für Meinungen anderer interessieren?
Der Kopf ist rund, damit man auch umdenken kann. Ich habe meine Sternenbewertung auch erhöht.
Es verlangt ja auch niemand, dass du seine Katzenbücher doof findest und ich verlange auch von niemanden dass er das Brotbuch doof findet. Würde ich mir „solche“ Bücher kaufen, wenn ich es vorher gewusst hätte? Nein, weil es mit meinen (!) Moralvorstellungen nicht vereinbar ist. Deswegen kannst doch aber du und jeder andere sie toll finden und was weiß ich noch alles.
In meinen letzten Beiträgen ging es mir nur um ihre Person, weil die sich mMn. von meinem Eingangspost etwas wegbewegt haben.
Das muss wohl jeder für sich definieren.
Keine Sorge, ich seh andere Meinungen nicht als Angriff, sonst hätte ich sicherlich kein Thread eröffnet.
Das Problem ist doch, dass das erst Ende Mai “aufgedeckt” wurde. Jede Wette, da waren die Bücher schon gedruckt. Was also hätte der Verlag machen können/sollen? Einstampfen?
Zum Beispiel die online Werbung (die ihren “Erfolg” benennt) weglassen?
Und genau das ist ja auch irgendwie meine erste Frage gewesen. Wie bzw. ob jemand das bewertet bzw. berücksichtigt?
Für mich persönlich ist es schon 'n Minuspunkt, was ich ja in meiner Rezi auch erklärt habe. Ich hab da nicht unkommentiert irgendeine Bewertung hingeklatscht, aber auch meiner Meinung nach keinen großen Veriss geschrieben.
Natürlich kann das jeder anders sehen, genau das interessiert mich ja.