Mit Tablettenmädchen konnte ich auch nichts so recht anfangen. Zuerst dachte ich, dass sie eine reine Nebenfigur ist, aber dann war sie ja doch nochmal wichtig. Die Erklärung mit ihrer Schwester und dem Brief fand ich aber diplomatisch ausgedrückt sehr vage.
Die Geschichte um die Vergiftung hat mir sehr gefallen, aber auch hätte mir hier noch mehr Infos gewünscht.
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Ansonsten habe ich neulich versucht meinen ehemaligen Kollegen das Buch zu umreißen und dabei festgestellt, dass das alles andere als leicht ist.
Wem würdet ihr „Milchmann“ empfehlen?
Die Geschichte mit Tablettenmädchen und der Vergiftung hat mir nicht gefallen und auf den Griff in die Klischeekiste zu Chefkoch und Vielleicht-Freund hätte ich verzichten können. Ich finde aber, dass die Geschichte zum Milchmann einen guten Abschluss gefunden hat - ehrlich gesagt hatte ich fast vergessen, dass ja schon ganz zu Anfang die Rede davon ist, dass er von einem staatlichen Mordkommando erschossen wurde. Gelungen finde ich auch das Ende zu McIrgendwer: Er wird aus völlig willkürlichen Gründen zur Rechenschaft gezogen, nicht wegen seines tatsächlichen Handelns. Das passt gut dazu, dass der Irrsinn des Nordirlandkonflikts in den Hintergrund tritt vor dem alltäglichen Irrsinn aus willkürlichen Regeln und Verboten und Zuschreibungen von Verrücktheit.
Was mochtest du an der Geschichte mit Tablettenmädchen nicht? Frage nur, weil ich die wirklich gelungen fand und den ganzen Abschnitt über die Vergiftung selbst gefeiert habe.
Irgendwie hat es mir nicht an die Stelle gepasst und kam mir zu überzogen vor.
Ach so… ich mochte das überraschende Element an der Vergiftung. Obwohl Tablettenmädchen vorher Thema war habe ich das im ersten Moment nicht kommen sehen.
Hier waren es Mittelohrentzündungen… und die große leidet noch in Folge an den Paukenergüssen und hört so gut wie gar nichts… aber das soll ja hier nicht das Thema sein
Das hab ich auch! So um den heißen Brei herum und konsequent unkonkret muss man erstmal schreiben können auch Beispiele des sehr subtilen schwarzen Humors hab ich mir gerne markiert.
Gute Frage… auf jeden Fall sollte der/die LeserIn sehr aufgeschlossen sein für einen ganz besonderen Schreibstil - so etwas ist mir noch nie untergekommen und erfordert ja schon eine gewisse Offenheit mit diesem konsequenten Verzicht auf Namen oder Orte usw.
Und Ausdauer sollte der-/diejenige mitbringen… gar nicht unbedingt wegen der Gesamtlänge des Buches, sondern wegen der Wiederholungen, langen Sätze und „handlungsarmen“ Passagen…
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Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Es werden unglaublich viele Dinge angesprochen. Allerdings fand ich das Buch auch sehr anstrengend zu lesen. Ich habe es wiederholt einfach liegen gelassen. Die Schreibweise ist total ungewöhnlich. Allein diese verschachtelten Sätze, die mal ins Leere laufen. Aber häufig wieder komplett Neues ansprechen.
Das Ende fand ich sehr überraschend. Wie sich die Mutter so schnell verändert, ihre versäumte Jugend versucht wiederzufinden.
Ich bin allerdings froh im hier und jetzt zu leben. Ich hoffe, diese Lebensart gehört endgültig der Vergangenheit an.
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Ich glaube auch, dass man dieses Buch einfach in Phasen lesen muss, dann ist es weniger „anstrengend“.
Tatsächlich habe ich gemerkt, dass ich immer nach einer Stunde Lesezeit an Tempo verloren habe.
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Das ist jetzt wirklich seltsam, aber dieser letzte Abschnitt (und beginnend der vorherige) hat für mich das ganze Buch rausgerissen. Ich weiß nicht genau, weshalb - vielleicht, weil plötzlich ein paar Dinge passiert sind, sei es die Beziehung zu Vielleicht-Freund, zu ihrer Mutter oder vielleicht deswegen, weil Protagonistin plötzlich irgendwie “realer” wurde -, aber ich fand das Ende des Buchs großartig.
Ich kann mir noch keine abschließende Meinung bilden, ich denke, das dauert noch ein oder zwei Tage, aber obwohl ich keine Ahnung habe, was für ein Buch ich da eigentlich gelesen habe, bin ich zum Ende hin doch ein wenig begeistert.
Bei mir war es genau umgekehrt. Der Anfang der Lesezeit, also die jeweils ersten zwanzig Seiten, fand ich schrecklich: anstrengend und verworren. Wenn ich länger am Stück gelesen habe, dreißig Minuten, oder eine Stunde, konnte ich der Geschichte viel besser folgen.
Damit könntest du Recht haben. Ich hatte in der ersten Hälfte immer ein großes Fragezeichen auf der Stirn und oftmals keine Ahnung, warum bestimmte Dinge so viel Platz einnehmen (ich verstehe noch immer nicht, weshalb wir zwanzig Seiten lang über eine Flagge auf einem Kompressor (war es, glaube ich) lesen mussten …
Ich denke das war wichtig, um die Absurdität aufzuzeigen. Zudem wurde sich ja später darauf bezogen. So konnte der Milchmann durch die Blume Vielleicht-Freund drohen.
Mir hat der Milchmann herausragend gut gefallen. Im Grunde gab es ja zwei Erzählstränge: der eine in der Gegenwart, der das Leben der Erzählerin unter dem Einfluss des Milchmanns und dessen Stalkerei beleuchtet. Im zweiten haben wir es immer wieder mit den Gedankengängen der Erzählerin zu tun. Sie driftet ausschweifend ab: in die Vergangenheit, in die politische Situation, sie berichtet über andere Figuren, ihre Schwäger usw…
Ich konnte beiden sehr viel abgewinnen. Das sprachliche Können der Autorin, ihre wunderbaren, teilweise allgemeingültigen Sätze haben mich beeindruckt.
Einziger Wermutstropfen: das Ende. Ich verstehe, dass der Tod des Milchmannes für Erleichterung sorgt. Diese Lachplatte mit der teeny-verliebten Mutter, mit den tanzenden Kindern,… Das war mir denn doch zu lächerlich.
Trotzdem für mich ein klares 5-Sterne Buch! Völlig zurecht Gewinner des Booker Preises.
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Interessant wie unterschiedlich doch ein Buch wahrgenommen werden kann. Ich fand diese Leserunde wirklich spannend und hoffe es gibt noch viele mehr!
Mich hat das Ende tatsächlich ein wenig entschädigt für Kapitel 3 und 4, wo ich wirklich den Faden und das Interesse schon verloren hatte. Ich fand zum Beispiel die Episode mit der Giftmischerin ganz interessant, auch die kleinen Schwestern fand ich gut und die ganze Episode um die Schwester der Giftmischerin und Bruder 3, der sich dann plötzlich als Zwilling herausstelte, hat mir wirklich gefallen. Ja doch, das Ende fand ich wieder gut. Allerdings war dann doch der Schluss wirklich so nach dem Motto, Klappe zu Affe tot. Alles in allem habe ich das Buch mit gemischten Gefühlen weggelegt, vielleicht werde ich es noch einmal lesen.
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Tja, da kämen wohl alle die in Frage, die mit großem Vergnügen „Ulysses“ von James Joyce gelesen haben.
Tatsächlich fällt mir gerade keiner aus dem Freundes- und Bekanntenkreis ein.
Als Selbstversuch habe ich mich vor ewigen Zeiten mal da durchgekämpft, es war kein Spaß…
Da war der „Milchmann“ schon um Längen unterhaltsamer.
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Mir hat die Leserunde und der Austausch auch super gut gefallen und ich wünschte es gäbe bei jedem Buch so einen regen Austausch!
D A N K E!
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Als Echter Milchmann ins Krankenhaus kommt, erzählt sie Mutter einiges über ihn und auch wie er zu seinem Namen “Echter Milchmann” kommt. Na ja, genau genommen wird gerade diese Erklärung ausgelassen! Wird interpretiert ihr das? Warum Milchmann und Echter Milchmann? Die Parallele im Namen kann ich mir vlt damit erklären, dass es bei beiden um Liebe, unerwiderte, jugendliche, hitzige, geht. Vlt fehlinterpretiert die Mutter deshalb auch so viel.
Hat jemand eine Idee? Warum Milchmann?