Ah, okay, dann bist Du wohl kein Tatort-Fan. Faber ist für mich mich der Prototyp dessen, was Du beschreibst: Ziemlich einen an der Waffel, selbst mehrfach ins Visier diverser Killer und Psychopathen gekommen, Frau und Kind verloren und auch noch die nächste Geliebte, nachdem er sich endlich wieder nach Jahren schwerster Traumata in ein Sozialleben gewagt hat. Kurzum: Total lebensnah
Das stimmt. Ich lese oft Romane in denen in der Gegenwartart auf Spurensuche in der Vergangenheit gegangeb wird, da ist es auch oft so das die Person in der Gegenwart einen schlimmen Schicksalsschlag erlitten hat. Kind verloren, Mann verloren oder ähnliches. Da frage ich mich oft, kann die nicht einfach mal so auf dem Dachboden ein altes Tagebuch finden?
Eigentlich beides, aber die Helden sind definitiv in der Überzahl.
Ich bin dann eher Team: ich kann mich damit identifizieren/ den Charakter verstehen.
Antihelden Beispiele:
- die Nachtbushelden von Onjali Q. Raúf -.> sehr sympathisch
- Am Ende ist es ein Anfang von Dolly Alderton → der Typ ist so nervig
Ich brauche sympathische Protagonisten. Wenn jemand auftaucht, der (oder die) hinterhältig, auf fiese Weise, der sympathischen, hilflosen Hauptperson zu schaden versucht, breche ich das Buch ab. So was regt mich schon im wahren Leben auf, das brauche ich nicht noch in meiner Freizeitlektüre.
Anders ist das, wenn abzusehen ist, dass die sympathische Person sich zu wehren weiß und der Fiesling seine gerechte Strafe erhält. Dann lese ich weiter.
Ich wüsste allerdings gern, was man unter „Ecken und Kanten“ bei einer Romanfigur verstehen soll. Einfach nur abweisende, kalte, unfreundliche Menschen? Lügner, Betrüger, oder schlichtweg Unangepasste?Kann das bitte mal jemand für mich präzisieren?
Für mich ist ein Mensch mit Ecken und Kanten eine Person, die vielschichtig und ambivalent aufgebaut ist, so wie die meisten realen Menschen auch. Jeder von uns hat seine sympathischen und weniger sympathischen Seiten, ist geprägt von den Dingen, die ihm im Leben widerfahren sind und die positive oder negative Charaktereigenschaften verstärkt haben. Das Leben ist dialektisch, und selten lässt es sich klar in schwarz und weiß, böse und gut, trennen.
Sympathie ist auch eine Frage der Perspektive, da mag ich Charaktere, bei denen es sich lohnt, hinter die Fassade zu schauen und eben auch die Möglichkeit zu bekommen herauszufinden , warum eine Person so ist, wie sie ist. Charakterliche Armleuchter muss ich jedoch weder IRL noch fiktiv haben
Genauso sehe ich das auch
Ich kann mich vielen Vorredner*innen hier anschließen. Wobei ich es aber auch so sehe, dass es immer auch etwas auf den Lesenden ankommt. Jeder hat ein anderes Empfinden und manchmal ist dann auch der absolute A…ch für einen genau das und für andere der strahlende Held. Da ich Protas mit Ecken und Kanten mag ist es manchmal für etwas unverständlich andere diesen oder jenen Prota nicht mögen. Aber das ist wie dunkle Schoki! Einige mögen sie und andere eben nicht.
Also im Gegensatz zu fehlerfreien Superhelden, denen alles gelingt, Menschen, die auch mal unsicher sind, Zweifel an sich selbst haben, ängstlich sind und Fehler machen? Wenn es sein muss, auch mal lügen, andere hinters Licht führen, eitel oder egoistisch sind? Habe ich das richtig verstanden?
Oha, das klingt ja vielversprechend. Ich schau nur Münster, das ist zwar auch nicht immer lebensnah aber dafür lustig
Ob ein Charakter im Buch sympathisch oder unsympathisch wirken sollte hängt auch viel mit der Story zusammen . Ich bin am Ende immer positiv überrascht wenn es die Autorin oder der Autor schafft das ich für den „Schurken“ mehr Sympathie empfinde als für die Ermittler ( wie zuletzt bei "Die Sonne über Berlin -Trugbild " von Carla Kalkbrenner )
Ja, so in der Art. Kürzlich habe ich von Lana Lux „Geordnete Verhältnisse“ gelesen, kennst Du das? Beide Hauptcharaktere würde ich mir nicht in meinem Freundeskreis vorstellen können, aber ich konnte mich bis zu einem gewissen Grad in beide einfühlen und erkennen, warum sie zu den Menschen geworden sind, die sie sind. Das heißt noch lange nicht, dass ich ihr Handeln billige (insbesondere das des männlichen Protagonisten). Das finde ich sehr spannend.
Ich finde die Frage für mich nicht richtig gestellt.
Denn natürlich lese ich lieber von Charakteren, die mir sympathisch sind.
Die dürfen aber durchaus eine zweifelhafte Moral haben, mal fies oder manipulativ sein oder Probleme mit sich herumschleppen. Das macht sie mir nicht unsympathisch.
Unsympathisch finde ich welche, die unlogisch handeln, zu wenig kommunizieren oder immer wieder gut gemeinte Ratschläge ignorieren. Das können trotzdem die Helden der Geschichte sein und vielleicht sogar diejenigen mit den besseren Intentionen und dem guten Herzen. Aber wenn ich beim Lesen permanent mit den Augen rolle, lese ich nicht gern von ihnen.
So geht es mir auch.
Wenn ich mit einem Charakter mitfühlen, mich in ihn hineinversetzen kann, tauche ich ganz anders in die Geschichte ein
Ich habe „Geordnete Verhältnisse“ auch gelesen und kann dir nur zustimmen - Keiner möchte die Hauptcharaktere im Freundeskreis um sich haben - aber in einem Roman… Sie wurden schon klasse beschrieben und ich konnte mich in beide einfühlen, auch wenn ich die Vorgehensweisen der Beiden nicht verstehen kann und will.