Männliche Leser als Zielgruppe

Das ist ja ein Teil der Frage, die wir hier diskutieren, müssen sie das? Ich habe es ja nicht behauptet, sondern nur die Diskussion aufgegriffen.

Dass Bücher dazu beitragen können, sich tiefgreifend mit Rollenbildern, der eigenen Identiät, gesellschaftlichen Fragen usw. auseinanderzusetzen, wie der Artikel nahelegt, könnte ein Punkt sein. Hierzu tragen aber sicher auch nicht alle Bücher bei, ein Automatismus ist das nicht. Die eher seichte Unterhaltung, die so stark boomt, wird da eher keinen Beitrag leisten, und Dark Romance etc. mit teilweise fragwürdigen Beziehungsbildern erst recht nicht. Umgekehrt gibt es sicher sehr gute Podcasts, die ebenso diese Themen aufgreifen.

Da bin ich nah bei Dir. Ob man „Krieg und Frieden“ nun liest oder als Film sieht, ändert nichts am Inhalt (nur mal ein krasses Beispiel). Ich halte allgemein nicht viel von Schubladendenken und allgemeinen Behauptungen, wie der, dass man automatisch schlechter in der Schule ist, wenn man weniger liest.

Mein Mann liest außer Fachliteratur so gut wie gar nichts. Dennoch ist er hochintelligent.

Meiner Meinung nach müssen sie nicht.

Auch egal. Es ist dennoch unsensibel wertend.

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Mein Sohn liest nun mit 24 Jahren den Sportteil der Zeitung. Wenn überhaupt, denn lieber online.
Er liebt Filme schauen.
Warum wird lesen als gut und Filme als schlecht angeschaut? Das erschliesst sich mir nicht.

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Davon bin ich auch überzeugt (ich sehe es ja in meinem Umfeld).

Dennoch sage ich auch, dass es sehr wenig Material für Jungs gibt, das sie überhaupt ansprechen könnte. Und das kann ich nicht ausschließlich darauf zurückführen, dass kein Bedarf besteht. Im Gegenteil.

Aber mit Gewalt Jungs ans Lesen bringen, halte ich für den falschen Weg.

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Auch dann ist es wertend.

Ja, da kommt stark die Meinung des Verfassers (ein Mann!) durch (auch wenn ich sie hinsichtlich Influencern und Livestreamern teile, nicht was Filme angeht).

Nehmen wir an, wir wollen Jungs nicht zum Lesen drängen. Was ist dran an der Behauptung, dass das Angebot für die Jungs, die gerne lesen würden, wenig breit aufgestellt ist? Finden die lesewütigen männlichen Teens genug Auswahl vor, oder verzweifeln sie vor zig Regalmetern LYX, auf der Suche nach für sie passender Literatur?

Wie gesagt, meine Erfahrung dahingehend, auch wenn jetzt einige Jahre her, war eben das: Sie hatten ein paar Regalmeterchen, die für sie infrage kamen, der Rest war Mädelsregal und wurde nicht beachtet.

Bei den Teens war es noch schwieriger. Da gab es für Jungs eigentlich gar nichts. Die griffen dann direkt zu den Krimis und Thrillern, ohne „Übergangsliteratur“.

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Genau, und ein bisschen SciFi und Fantasy gab es noch, Wolfgang Holbein war damals hoch im Kurs bei den Jungs.

Ich denke, jemand der lesen will, der liest und findet " Stoff". Früher war das Angebot an Jugendliteratur klein und trotzdem habe ich gelesen. Ich habe einfach diese Phase übersprungen und direkt zu Erwachsenenbücher gegriffen. Die zentrale Frage ist doch, ob männliche Ternager vermehrt lesen würden, wenn das Angebot breiter wäre? Ich tendiere zu einem Nein.

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Ich denke, es liegt auch am Engagement. Zumindest ist mir das über die Jahre hinweg aufgefallen.
Männer lesen durchaus, aber sie reden seltener darüber.
Ich bin teilweise schon sehr lange in sehr unterschiedlichen Ehrenämtern und z.B. Tierschutz ist eine Frauendomäne. Ich würde Männern nicht mangelnde Empathie vorwerfen, aber der Wille sich einzubringen scheint deutlich geringer. Auch bei anderen Bereichen wie z.B. Sport, bin in einem sehr männerlastigen Sport unterwegs (Anteil fast 90%). Da sind auch viele Frauen in den reinen Männer erreichen unterwegs.
Hier gibt es im Angebot ja doch auch viele Thriller und Krimis, die für Männer oft interessanter wären als New Adult von einer Frau geschrieben.
Ich denk mir aber oft, ich les so viele Bücher von Frauen, ich würde gern auch mehr zu männlichen Autoren greifen, allerdings gibt es zb bei New Adult sehr wenige. Man darf ja Grenzen sprengen, ich bin eigentlich auch zu alt für NA :grin:
Was junge Leser betrifft, ist es denke auch eine Entwicklung der Medien. Als ich Kind war gab es für die Normalsterblichen keine Computer, in meiner Jugend hat das angefangen, aber da war es dann halt noch wenig Angebot und teuer. Heute quillt das Internet über und ist Standard. Da geht viel Zeit für drauf.
Vielleicht ist es auch ein bisschen damit verbunden, dass Frauen/Mädchen früher teilweise keinen Zugang zu Bildung hatten und jetzt ob bewusst oder unbewusst stärker als Jungen an Dingen wie Büchern interessiert sind?

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Ich habe es so erlebt, dass durch Diskussionsforen in Sozialen Medien sich tatsächlich mehr Männer zu Wort gemeldet haben (frühere Amazon-Foren und goodreads) und damit auch andere Bücher in die Diskussion brachten (Biografien, Historisches, Bücher für ihre Kinder). Eine andere Veränderung war, dass (in meinem Umfeld) Männer in Wartezeiten am Handy lesen und dadurch mehr Stoff für Diskussionen haben als früher.

Das würde ich so auch nicht behaupten. Ich würde es schon davon abhängig machen, was man konsumiert.
Mein Freund sagt zb regelmäßig ich soll aufhören zu lesen sonst werd ich noch klüger. Ich denk mir dann immer, wenn ich Romance lese werde ich dadurch sicher nicht „intelligenter“. Was beim Lesen oft nicht schadet, dass man seinen Sprachstil vielleicht ein bisschen verbessern kann. Ich stolper auch mal über Wörter die ich noch nie gehört habe und schlag sie nach.
Kann mich dran erinnern dass mein Deutschlehrer in der 6. Klasse nach einem Aufsatz oder so zu mir sagte ich solle mehr lesen. Ich hab als Kind schon viel gelesen und war da sicher auch unter den drei Viellesern der Klasse. Das hat mich damals schon verletzt.
Die Nichten von meinem Freund sind zb Leseratten, der Sohn von meiner Cousine auch. Ich denke es hängt auch oft mit dem Umfeld zusammen. Wenn Eltern selbst nicht lesen oder den Lesewunsch ihrer Kinder fördern, entwickelt sich das nicht. Was nicht zwangsläufig heißt, jemand nutzt kein Medium und hat deshalb irgendeinen Mangel. :confused:

Das ist mit Sicherheit auch eine Frage der Plattform, hier oder bei Lovelybooks/Lesejury scheint mir ein doch sehr hoher Frauenanteil zumindest bei den aktiven Nutzern zu herrschen. :sweat_smile:
Jetzt nur bezogen auf meinen Freund und mich hätten wir das gegenteilige Bild. Ich lese auf dem Handy zb wenn Hund beim Gassi streikt, mein Freund hört Podcasts, guckt geistlose Youtubevideos und spielt Spiele. Wenn ich zumindest die Podcasts in die Waagschale werfe hat er aber auch so gut wie nie Redebedarf :see_no_evil:

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D. h. er ist das wandelnde Vorbild dieses Deutschlandfunk-Kommentars! :slightly_smiling_face:

Ist bei uns auch so. Ich lese in jeder freien Minute, mein Mann greift zu Podcasts. Allerdings ist er voll berufstätig in einem geistig sehr anspruchsvollen Feld und hat viel Stress, und dann verstehe ich, dass er zum Abschalten gern Podcasts hört oder einen Short auf Youtube kuckt. Als ich vor meiner Erkrankung noch ganztägig gearbeitet habe, habe ich auch weniger gelesen. Als wir noch jung waren, waren wir beide Leseratten.

Also, da müsste ich dann aber auch verzweifeln :wink:

Ich bin der Meinung , dass es genetisch veranlagt ist, dass Burschen weniger lesen. Es gibt halt einfach viel mehr Frauen, die lesen, als MÄnner. Jeden Alters.
Zwingen geht gar nicht.

Aber ich finde schon, dass lesen besser in Deutsch macht. Aber nicht allgemein in der Schule.

Leider lesen immer weniger junge Menschen, der Pubertät sei Dank und vor allem dem Handy!! Meine Tochter liest jetzt zB gar nichts mehr :sob: dabei hatte sie wie gesagt als Kind sooo gerne gelesen. Und die Pflichtlektüren in Deutsch hasst sie. Die aktuelle hat sie nur bis S. 140 gelesen, und konnte trotzdem mit einer Schülerin ein Kurzreferat drüber halten. Panem hat sie dann zB als Film gesehen. („Wozu muss ich das lesen? ist alles langweilig“) SEUFZ

Ich überleg grad, ob es zu meiner Zeit „Übergangsliteratur“ gab? Ich wüsste nichts… bin auch direkt von den Pferdebüchern zu den Krimis und Stephen King übergegangen.

Ich auch :wink:

Mit der Frage „Gibt’s das auch als Film?“ konnten wir anno dazumal schon unsere Lehrer zur Weißglut bringen…Tja, Schullektüren sind immer so eine Sache. Ich habe damals die meisten sehr gerne gelesen, nur den Werther hab ich gehasst, diesen selbtmitleidigen egoistischen Jammerlappen, und abgebrochen. Und Effi Briest fand ich todlangweilig. Die Problematik darin ist heute einfach nicht mehr aktuell - wenn es nicht passt, kann man sich trennen, und ein Seitensprung ist kein gesellschaftlicher Aufreger mehr.

Aber es stimmt, Übergangsliteratur gab es damals für Jungs und Mädels gleichermaßen wenig. Vielleicht sowas wie „Die Outsider“, „Der Fänger im Roggen“ (eher für Jungs).,„Per Anhalter durch die Galaxis“, „Die Welle“, „Als Hitler das rosa Kanichen stahl“; „Sofies Welt“, „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“, alle mit eher ernstem Hintergrund. Gudrun Pausewang wurde bei uns damals viel gelesen.

Es gab schon was, aber nicht in deiner genannten Ecke, die fest in Frauenhand war.

Mein Sohn hat z. B. mit 11 Otherland, Military Fantasy und Romane zu Fantasy-Rollenspielen gelesen. Da wir die größtenteils gebraucht gekauft haben, gab es da schon männliche Vorbesitzer. Und er hat schnell gemerkt, dass die Fortsetzungsbände auf Englisch preiswerter waren …