Diskussion Elena Ferrante: "Meine geniale Freundin"

Hallo, ich lese gerade Elena Ferrantes “Meine geniale Freundin” und auf einmal sind Autorin und Buch ja in aller Munde: Riesen-Kampagne von Suhrkamp, großes Spiegel-Interview (Achtung: mit Spoiler!) und auch in diversen Literatursendungen.

Was sagt Ihr zu der ganzen Aufregung um Autorin und Saga? Geschickt von Suhrkamp gesteuert oder(/und?) gerechtfertigt?

Wie findet Ihr das Buch?

!!! Bitte keine Spoiler !!!

Das Marketing fand ich eher abschreckend, die Leseprobe hier bei Vorablesen hat mich dann doch gereizt. Oft ist es bei mir umgekehrt, dass ein Klappentext toll klingt und die Leseprobe mich nicht überzeugt. Den Gleichklang von Elsa Morante/Elena Ferrante fand ich nicht sehr geschickt, der signalisierte mir etwas, das Leser schon zig mal in der Hand hatten. Für das Buch haben mich u. a. die Figuren von Vater und Bruder Lilas eingenommen, ich hoffe, dass die in den folgenden Bänden noch auftreten werden

Der Hype ist mir erst zu Ohren gekommen, als ich das Buch bereits gewonnen hatte. Beeindrucken lasse ich mich davon nicht. Die Hälfte habe ich hinter mir und ich muss sagen, dass die Werbekampagne vieles verspricht, was das Buch aber bis jetzt noch nicht halten kann. Die Autorin erzählt bildhaft und nuancenreich, die Story ist auch gut, aber nicht so, als hätte man sowas noch nie gelesen. Wahrscheinlich liegt das spannende in den weiteren Bänden, in denen die Freundschaft der Beiden über Jahrzehnte erzählt wird und die tiefen, gegenseitigen Bande aufgedeckt werden.

habe das buch nicht gewonnen, war traurig und wollte es kaufen.
wenn so eine werbekampagne gestartet wird bin ich eher skeptisch.
oft gefallen mir gerade dieser bücher nicht so.
deshalb wollte ich hier die bewertungen abwarten. da hab ich bis jetzt
nichts herausragendes gehört.

Interessant daran finde ich eher, dass die Bücher ja gar nicht so neu sind; in Zeiten der Globalisierung werden ja bei solchen Wundern alle Märkte überschwemmt, in Deutschland kam das aber erst mit einer gewaltigen Verzögerung an. Ich war schon neugierig auf das Buch und würde jetzt nicht sagen, dass mit großem Aufwand beworbene Bücher per se schlecht sein müssen, wie es bei dem m.E. auch nicht der Fall ist. Vermutlich wäre es mir aber auch mit weniger Werbung aufgefallen.

Ich war sehr verwundert, was für eine Kampagne um das Buch gemacht wird. Nicht, dass ich es schlecht fände - nein, es gefällt mir bisher wirklich ausnehmend gut. Aber dass es jetzt DER Knaller wäre, für den sich so ein Aufstand lohnt, das kann ich nun auch nicht sagen.
Weiß auch nicht, was das soll. In Italien kann ich es ja noch nachvollziehen, aber hier?
Na ja… wie gesagt: Es gefällt mir bislang sehr gut und momentan kann ich mir noch vorstellen, dass ich durchaus auch die Fortsetzung lesen möchte. Aber als Highlight würde ich es nicht betrachten.

Ich lese aktuell tatsächlich relativ viele negative oder eher enttäuschte Kritiken über dieses Buch, obwohl es ja so gehyped wird. Wurde aber “Night falls” zum Beispiel auch und ich fand es echt nicht so toll…
Habe aktuell trotzdem irgendwie das Bedürfnis, “Meine geniale Freundin” zu lesen, um selbst zu wissen, ob es wirklich enttäuschend ist :smiley: Komisch :wink:

Tu dir keinen Zwang an :stuck_out_tongue_winking_eye:

Ich fands auch enttäuschend, denn es kommen ja noch drei weitere Bände und wenn die genauso nichtssagend sind, dann ist das reine Geldmacherei!

Noch drei Bände?? Waaaas… das habe ich noch nicht gewusst :smiley:
Okay…dann verstehe ich jetzt aber auch die offensive Marketingstrategie :wink:
Huiuiui…ein Großprojekt. Bei den Bewertungen des ersten Bandes, die man so liest, aber nicht unbedingt ein wasserdichtes!

Ich war auch überrascht zu lesen, dass das Buch in Italien schon vor 5 Jahren erschienen ist. Würde mich ja interessieren, warum es erst jetzt auf deutsch erscheint.

Ich bin mittlerweile mit der Genialen Freundin fertig. Mir hat es gut gefallen, aber warum es DIE Sensation etc sein soll, weiß ich nicht. Ich werde die drei anderen Bände vermutlich lesen - bin ja schon gespannt, wie es weiter geht.

Allerdings kann man mit einer solchen Kampagne auch Enttäuschung hervor rufen. Die Käufer erwarten einen absoluten Knaller und bekommen eher durchschnittliche Literatur.

So ist es. Hätte das Buch nicht diesen Hype erfahren, dann würde es vermutlich wesentlich besser in den Kritiken abschneiden. So war das angepriesen wie ein zukünftiges Nobelpreis-verdächtiges Meisterwerk. Und dann merkt man beim Lesen, dass es eben doch einfach nur normale Belletristik ist. :expressionless:

Ich habe das Buch leider nicht gewonne, und würde es gerne Lesen um mir selber eine Meinung zu bilden, den jeder Mensch hat seinen eigenen Geschmack und vorstellungen.

Ich habe von dem ganzen Hype nichts mitbekommen und weiß bis jetzt nicht, wo das Buch so angepriesen wurde. Aber leider fand ich das Buch trotzdem sehr langweilig, weil einfach nix passiert, das ganze Buch hindurch nicht. Die Mädchen sind am Ende des Buches erst 16 Jahre alt. Das Buch kostet 22 Euro und es kommen ja noch drei Bände! Wenn ich das mit “Die langen Tage von Castellamare” vergleiche, dann verstehe ich den Sinn nicht, die Geschichte in 4 Teile aufzuteilen. Man hätte die Geschichte doch raffen können und in einem Band erzählen, das ging in dem anderen Buch hervorragend und das war auch sehr unterhaltsam. Meiner Meinung nach ist das nur Geldmacherei.

Ja, das habe ich mich auch gefragt. Hab es auch gelesen und es hat mich auch überhaupt nicht vom Hocker gehauen!:confused:

Auf der Verlagsseite wurde es ziemlich hochgejubelt. Dann wurde darüber in Aspekte berichtet und am Sonntag hörte ich noch eine Besprechung von Westermann - die es aber ganz ähnlich sieht und auch nicht in den höchsten Tönen gelobt hat.
Es gab wohl auch Plakataktionen (vermutlich in den Buchläden) und nahezu in jeder Zeitung wurde darüber berichtet, als es erschien. Da hat der Verlag ganz schön die Werbetrommel gerührt. Und wie man sieht, hatte er ja Erfolg damit. Meine, dass es momentan auf Platz 1 der Verkaufszahlen liegt.
…aber am Inhalt kann es schlecht liegen :relieved:

Ja, du hast recht, gestern war ich in der Mayerschen Buchhandlung und es begegnet einem mehrfach auf jeder Etage.
Schon immer wieder faszinierend, dass die Spiegel Bestsellerliste nur die Verkaufszahlen angibt…bei manchen Büchern ist man da schon verwundert :wink:
Aber über “Meine geniale Freundin” kann ich wie gesagt (noch) nichts sagen, vielleicht fällt es mir demnächst mal irgendwann in die Hände…

Zur Kontroverse empfehle ich auch das letzte Literarische Quartett, wo auch über das Buch gesprochen wurde.

:wink:

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Danke für den Hinweis! Irgendwie hab ich die Sendung verpasst, obwohl ich das eigentlich immer gucke.
Total klasse fand ich ja nun, dass ausgerechnet Biller das Buch vorgeschlagen hat! :smile:

Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass die Freundschaft der beiden Mädels tlw. so hervorgehoben wurde. Ich bin jetzt fast durch mit dem Buch und ich hatte an keiner Stelle wirklich das Gefühl, dass die Beiden wirklich Freundinnen aus dem Herzen sind.
Gerade Lena geht mir ziemlich auf den Nerv, weil sie bei allem und jedem immer nur an Lila denkt - aber leider nicht, weil sie sich um sie sorgt oder sie sie einfach vermisst, sondern eher als Konkurrenz. Beständig fühlt sie sich ihr gegenüber benachteiligt, weil Lila klüger, stärker, selbstbewusster, raffinierter und letztlich auch noch schöner ist als sie. Dieses ganze Buch lang ist sie ausschließlich bestrebt, es ihr zumindest gleichzutun oder sogar noch besser zu werden.
Einerseits ist sie fasziniert von ihr, weil sie alles ist, was sie nicht ist, andererseits scheint sie sie genau deswegen auch zu verachten und sich als besser zu empfinden. Sie will, dass Lila sie beneidet und kommt kaum mal damit klar, dass diese das nicht tut.
Und ständig spielt sie irgendein Theater. Sie versucht Lila nachzuahmen, versucht über ihre Freundschaft mit ihr zu glänzen und sich selbst ins Rampenlicht zu bringen etc.
An kaum einer Stelle fand ich wirkliche Empathie mit Lila, keine Freude über deren Erfolge, sondern als sie feststellt, dass diese durch die Verlobung in die bessere Gesellschaft aufsteigt, geht sie immer mehr auf Abstand. Weil Lila nicht mehr sie selbst ist. M. E. aber eher, weil sie nicht mehr mithalten kann, da Lila sie eindeutig überholt hat.
Für mich ist das keine wirkliche Freundschaft, sondern eine beständige Rivalität einem anderen Mädchen gegenüber, die sie nur mit sich im Stillen ausficht.
Sie ist sich nur selbst nie sicher, ob der Neid ihr wichtiger ist oder die gute Beziehung zu ihr, die Außenstehende zur Kenntnis nehmen und sie selbst damit interessanter erscheinen lässt.
Spoiler waren ja jetzt keine großartigen drin, denn auf dem beiliegenden Lesezeichen stehen durch die Personenbeschreibungen schon mehr Spoiler drin, als mir lieb waren. :smirk:

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Mir hat es tatsächlich gut gefallen. Und ja, natürlich wurde ich vom Hype angesteckt, was ich aber überhaupt nicht schlimm finde.