Buchpreis 2024

Ich weiß nicht, ob es hierfür schon einen Faden gibt.
Gestern wurde ja nun der Buchpreis verliehen. Ich war ein wenig baff und auch enttäuscht. Das Buch an sich ist nicht schlecht, aber als Gewinner. Nun gut, wie so oft spielt wohl der Zeitgeist wieder mal eine nicht unbedeutende Rolle

Auf der Shortlist war kein einziger Titel, der mich neugierig gemacht hätte, abgesehen von „Lichtungen“. Das hatte ich aber bereits zuvor gelesen. Das Gewinnerbuch spricht mich von der Kurzbeschreibung her überhaupt nicht an, die Thematik interessiert mich einfach nicht.

Ich verfolge den DBP, bin gespannt auf die Longlist, um vielleicht neues Input zu bekommen. Aber darüberhinaus hat das für mich keine Bedeutung, ich lese einen Roman nicht, nur weil er da nominiert oder ausgezeichnet wurde. „Echtzeitalter“ letztes Jahr fand ich furchtbar langweilig und ich war so froh, als ich durch war (Wäre es kein Rezi-Exemplar gewesen, hätte ich abgebrochen). Generell hab ich den Eindruck, dass die Bücher, die auf der Shortlist landen, mit hoher Wahrscheinlichkeit eher nichts für mich sind. Für mich haben diese Preise auch nur eine sehr begrenzte Aussagekraft, weil da so viel mit reinspielt: Wer ist in der Jury? Wer finanziert den Preis (dem DBP wurde schon öfters vorgeworfen, ein Marketing-Instrument des Buchhandels zu sein)? Zeitgeist und Politik fließen auch immer irgendwie mit ein…ich bin da sehr skeptisch.

Gegönnt hätte ich es Daniela Kriens „Mein drittes Leben“, aber das hat’s ja leider nicht auf die Shortlist geschafft.

Nun bin ich noch gespannt, welche Bücher am Freitag beim Jugendliteraturpreis ausgezeichnet werden. Aus gegebenem Anlass tippe ich ja auf „Über die Dächer von Jerusalem“ in der Kategorie Jugend (Wobei das jetzt nicht wertend gemeint ist, ich habe es nicht gelesen und kann es nicht beurteilen. Aber aufgrund der Lage in Nahost ist das Buch einfach auch hochaktuell und hat damit sicher einen kleinen Vorteil).

Beim Sachbuch drücke ich „Wölfe“ die Daumen und bei den Kindern „Wolf“.

Wie beim DBP gilt für mich aber auch bei DJLP, dass ich ein Buch deswegen noch lange nicht kaufe. Mein Sohn liest, was ihm Spaß macht, ob mit oder ohne Preis, und ich würde ihm nichts vorsetzen, nur weil es ausgezeichnet wurde und damit als pädagogisch wertvoll o.ä. gilt. Das hätte ich als Kind auch nicht gewollt (dafür ist die Schullektüre da).

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Mein jüngerer Bruder bekam zu jedem Geburtstag von seiner Patentante ein Buch geschickt (sonst war da kein weiterer Kontakt). Jeweils ein Buch was in dem Jahr gerade einen Preis gewonnen hatte oder auf einer Bestsellerliste stand. Hochwertige gebundene Bücher die nur nicht unbedingt zum Alter oder Interesse standen - wie Die unendliche Geschichte zum 7. Geburtstag. Mir mit 13 hat es dafür gut gefallen, das war aber das einzige gute Buch, teilweise wollte ich die auch nicht lesen und vor mir war kaum ein Buch sicher.
Idee gut, Umsetzung gruselig. Endete für ihn zum Glück mit 14.

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Ehrlich gesagt, schaue ich nicht nach, welches Buch welchen Preis gewinnt. Im Gegenteil. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Bücher mit „Preisen“ mir fast nie gefallen. Es kam schon vor, dass ich ein Buch gelesen, das bei mir ein oder zwei Sterne bekommen hat und im Nachhinein habe ich entdeckt, dass es irgendeinen Preis gewonnen hatte.

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Ich kann selten etwas mit Büchern anfangen, die mit irgendeinem Preis ausgezeichnet wurden. Ich weiß gar nicht wie viele davon ich nur angelesen und enttäuscht, gelangweilt oder mit Fragezeichen im Kopf zur Seite gelegt habe. Seitdem lasse ich von vornherein die Finger davon.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich diesbezüglich auch schon Bilder von Hape Kerkelings „Hurz“-Sketch im Kopf hatte. :rofl: Vielleicht bin ich aber auch lediglich nicht intellektuell genug, um diese Literatur gut zu finden.

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Ich habe das Buch „Hey, guten Morgen, wie geht es Dir“ gelesen und war ziemlich begeistert. Es ist ganz toll geschrieben. Ich orientiere mich wirklich nicht an irgendwelchen Listen oder sonstiges. In diesem Fall muss ich allerdings sagen, das die Autorin mit diesem Buch zu Recht den Deutschen Buchpreis gewonnen hat.

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Oh, ja, herrlich! „Hurz!“ ist einfach genial, und Kerkeling kann sich bei der anschließenden Diskussion selbst kaum das Lachen verkneifen. Ich denke da auch immer gerne an Loriots wunderbaren Sketch „Filmspektrum“ (https://www.youtube.com/watch?v=kI8cG0lRiMs). Ich hab ihn schon zigmal gesehen und könnte mich jedes Mal wieder wegschmeißen.

Ich frage mich manchmal, ob das typisch Deutsch ist, dass wir da (und ich nehme mich dabei nicht aus) ein bisschen verkrampft damit umgehen und dann immer die Sorge im Hinterkopf mitschwingt, man sei weniger intellektuell/gebildet, wenn man zu einem preisgekrönten Werk, egal welcher Kunstrichtung, keinen Zugang findet oder offen sagt, dass man die Begeisterung dafür nicht teilt. Also gibt man lieber mal 5 Sterne, um auf der sicheren Seite zu sein, so oft mein Empfinden, wenn ich Rezis lese. Bei Literatur gibt es sicherlich eine handwerkliche Qualitätskomponente, die literaturwissenschaftlich beurteilt werden kann, aber sehr viel ist doch einfach auch persönlicher Geschmack. Und wenn ich an Ranicki und Karasek denke, die sich in ihren hitzigen Diskussionen oft so herrlich uneinig waren, dann wird klar, dass Literaturkritik eben keine exakte Wissenschaft mit einem klaren richtig oder falsch ist.

Zur Klarstellung: Ich beziehe das ganz allgemein auf Buchpreise, nicht auf das diesjährige Gewinnerbuch. Ich habe dieses nicht gelesen, weil mich die Thematik einfach nicht reizt, selbst wenn das Buch ganz toll geschrieben sein mag.

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Das hat doch nichts mit Intelligenz zu tun. Preise, welcher Art, werden hauptsächlich von Jurys vergeben. Also ganz normalen Menschen. Die haben vielleicht durch ihr Betätigungsfeld eine andere Sicht- oder Herangehensweise, fällen aber trotzdem auch immer ein sehr subjektives Urteil. Ob bei Filmpreisen oder in der Musik, manch hochgelobtes Werk gefällt mir gar nicht, andere würde ich persönlich mit Preisen überhäufen. Deswegen von vornherein mit Preisen ausgezeichnete Werke ausschließen ist aber unlogisch, kann ja trotzdem genau mein Geschmack sein.

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Wen es interessiert: Seit eben stehen die Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises fest:
https://www.jugendliteratur.org/preistraeger-2024/c-105


Ich freue mich ganz besonders für Sasa Stanisic, weil ich sein Buch Wolf ganz toll fand, und auch für den Preisträger der Jugendjury (Durch das große Feuer), weil ich den kleinen Eisele-Verlag sehr mag.

Die Bücher klingen diesmal alle sehr interessant, und ich werde sie mir auf jeden Fall noch näher ansehen. „Kurz vor dem Rand“ steht schon länger auf meiner Liste.

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Ich auch! Das Buch ist eines meiner Highlights in diesem Jahr und ich habe mich sehr über den Gewinn der sympathischen Autorin gefreut.

Ich hatte das Buch im Sommer über Netgalley als Reizexemplar gelesen und habe damals schon in meiner Rezi geschrieben, dass ich mir sicher sei, dass dieses Buch so manchen Buchpreis einfahren wird. :sweat_smile: :tada:

„Das große Feuer“ liegt auf meinem SuB bereit und will ich unbedingt noch in diesem Jahr lesen. Ich habe bisher nur Gutes dazu gehört.

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Wenn ich mir das so durchlese, bin ich sehr froh, dass „Die Projektoren“ nicht gewonnen haben (ich hab sie auch nicht gelesen, allein Umfang und Klappentext haben mich abgeschreckt).

Literarisch drückt er sich ja hoffentlich gewählter aus, aber diese Reaktion macht mir Clemens Meyer total unsympathisch. Wie kann man als Intellektueller, als Literat, sich öffentlich verbal auf dieses Niveau herablassen? Das lässt doch tief blicken. Und die Verleihung an das Gewinnerbuch als „Verrat an der Literatur“ zu bezeichnen, ist einfach nur unverschämt gegenüber Martina Hefter. Und dann noch die Preisgeldfokussierung…Dass man enttäuscht ist, klar, das ist nachvollziehbar, aber eine Mensch von Format hätte anders reagiert. Von Meyer werde ich jedenfalls garantiert niemals ein Buch lesen.

(Zweiten Link zu Titanic-Artikel gelöscht, da Missverständnis meinerseits, danke an @buchdoktor)

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Simone! Das ist Satire, der Urber/die Urheberin MWei

Nicole Seifert ist ja zum Glück noch jung genug, um weiter am Thema „Alte weiße männliche Literaturschaffende etc.“ zu arbeiten. :stuck_out_tongue:

https://www.amazon.de/Einige-Herren-sagten-etwas-dazu/dp/3462003534/

Ach Mist, bin ich doch drauf reingefallen, war bei Titanic schon argwöhnisch und hab das Kürzel glatt überlesen…Ich Trottel. :see_no_evil:

Aber der obere Artikel sagt für mich schon genügend aus über den guten Mann… Apropos, kann sich jemand eine Frau vorstellen, die so reagiert?

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Eine interessante statistische Herausforderung: haben wir Gleichberechtigung erreicht, wenn ebenso viele Frauen öffentlich mit Tennisschlägern geworfen und abfällig genuschelt haben wie Männer?

Wir Frauen müssen ja nicht alle schlechten Angewohnheiten nachahmen (außerdem haben wir ehrlicherweise genügend eigene). Ich bin nur immer noch erstaunt über Meyers Selbstverständnis.

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Ich nehme die Shortlistvertreter im Buchladen zur Kenntnis, aber für mich ist beim Deutschen Buchpreis nie was dabei. Ich hallte lieber die Augen nach dem Seraph offen, der wird für Fantasy vergeben und das lese ich deutlich mehr

Nachtrag:

" Nach Buchpreis-Eklat: Verkaufszahlen von Clemens Meyers Buch ziehen an"

Marketing :wink:

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Das war zu befürchten. Alles, was einen irgendwie im Gespräch hält, ist bekanntermaßen förderlich für den Absatz.

Hat jemand das Buch vom Meyer gelesen?