Autor*innenlesungen - auch online?

Liebe Vorableser*innen,

ich wollte euch mal nach eurer Meinung fragen. Vor allem während der Corona-Lockdown-Zeit haben manche Verlage, Literaturhäuser und Autor* innen privat Lesungen im Internet angeboten. Ich fand es toll, einen so privaten Einblick in ihr Leben zu bekommen und habe auch aus meinem Bekanntenkreis gehört, wie schön es ist, einer solchen Lesung beizuwohnen, wenn man nicht gerade in einer großen Stadt wohnt, wo solche Events oft angeboten werden.
Trotzdem ist es natürlich nicht das gleiche. Man hat die Person nicht vor sich, die Atmosphäre und das Gemeinschaftsgefühl ist nicht dasselbe. Auf der anderen Seite traut man sich durch die Anonymität auch mehr, Fragen zu stellen (manchmal gab es eine Chatfunktion oder man konnte vorher Fragen einreichen).
Ich sehe die ganze Sache also sehr zwiegespalten und habe letztendlich für mich herausgefunden, dass ich einen Lesung im Radio bzw. einen Podcast mit dem/der Autor*in fast interessanter finde, als der Person auf dem Bildschirm zuzusehen.

Ich würde mich gerne etwas mehr mit dem Thema beschäftigen. Was meint ihr dazu? Könnten solche Online-Lesungen interessant für die Zukunft sein? Oder fehlt für euch auch der persönliche Kontakt zu dem/der Autor*in?

Über ein paar Anregungen würde ich mich sehr freuen :slight_smile:
Liebste Grüße
Mareike

Hallo,
Interessante Frage!
Mir persönlich würde der Kontakt fehlen. Die Mimik, Ton, Stimmung kommt online halt ganz anders beim Gegenüber an als in der Realität.

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Ich sehe das ähnlich. Es hat sicher sehr viele Vorteile, gerade wenn man eher auf dem Land wohnt und eine längere Anreise hätte. Da ist es viel bequemer und praktischer, wenn man die Lesung einfach von zuhause aus anschauen kann. Aber irgendwie gehört das ganze „Drumherum“ ja auch mit dazu, die Anreise, die Menschen die man dort trifft etc. Und eben auch die Nähe zum Autor. Ich glaube, mir würde dabei etwas fehlen. Gerade wenn es ein Autor ist, den ich sehr gerne mag, wäre es mir lieber, ihn wirklich zu treffen als ihn nur auf dem Bildschirm zu sehen.
Wobei ich es aber toll finde, dass viele Verlage & Co das jetzt während der Corona-Zeit so anbieten!

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Ich habe die live Konzerte bei Instagram oder Facebook von zum Beispiel Rea Garvey (da gab es auch noch mehr aber er hat glaub ich die meisten Konzerte gemacht) sehr genossen. Da wars natürlich prima weil seine Frau den Lesepart der „Zuhörer“ übernommen und auch etwas moderiert hat. Ich könnte mir das bei einer Autorenlesung schon auch sehr gut vorstellen. Und vor allem könnten mehr interessierte dran teilnehmen. Ich fände das super.

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Das ist für mich wie DVD statt Kino. Ja, es geht schon irgendwie und ist besser als gar nichts (und ich habe mir auch schon Lesungen als Stream angeguckt), aber live und „zum Anfassen“ ist schöner.

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Da kann ich Dir nur zustimmen ! Das war toll , was sich die Künstler einfallen lassen haben , um uns zu unterhalten und nicht den Kontakt zum Publikum zu verlieren. Ich habe mir Donnerstagabend auch öfter die Livekonzerte von Rea Garvey angeschaut . Wenn es auch nicht so wie auf einem Konzert mit großer Bühne war , sondern eher wie ein privates Wohnzimmer Konzert , so hat es mir gerade deswegen Spaß gemacht, zuzuschauen, dabei zu sein . Man fühlte sich fast schon persönlich angesprochen .
Bei einer online Autorenlesung könnte ich mir das ähnlich gut vorstellen . So hätte ich vielleicht auch mal die Möglichkeit meine Lieblingsautoren zu hören und live zu sehen . Die meisten Lesungen finden nicht in meiner Nähe statt , von daher würde ich es toll finden wenn so die Möglichkeit zur Teilnahme besteht . Natürlich kann das keine persönliche Begegnung auf einer Buchmesse oder Lesung wettmachen , aber ich finde in Zeiten wie diesen , ist eine Livestream Übertragung doch auch super und viel ,viel besser als nichts .
Mal ganz davon abgesehen wie umweltfreundlich ganz viele Leser , egal wo sie auch wohnen erreicht werden können .
Also für mich , kann es Autorenlesungen gerne auch online im Livestream geben . Da wäre ich bei „meinen Autoren“ auf jeden Fall gerne dabei .

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Ich denke, dass wir in Zukunft von der Online-Schiene nicht mehr weggehen werden, aber mehr zu einer „Mischform“ kommen werden. Die Gesellschaft hat die Vorzüge von Online-Meetings/ Online-Streamings erkannt, wobei natürlich die Kritikpunkte nicht wegdiskutiert werden: das persönliche Feeling fehlt.

Ich arbeite in meiner Firma auch viel oder fast nur noch Online, und es hat wirklich große Vorteile: Die Überwindung der Distanz ohne große Kosten, man kann teilnehmen auch wenn man gerade für eine persönliche Anwesenheit verhindert ist, für Familienmütter und -väter können flexibler sein etc. pepe.

Aber, ich erleb nun auch wieder sehr oft den Ruf nach einem persönlichen Gespräch. Auch ich arbeite inzwischen wieder 2 Tage die Woche im Büro, weil einfach das „Dazwischen“ fehlt. Der Schnack in der Pause, der Flurfunk, all das, was man in einem Online-Meeting halt nicht zur Sprache bringt.

So natürlich dann auch bei Online-Lesungen. Da fehlt dann natürlich das Feeling, die Autogramm-Stunde, der kleine persönliche Plausch, wenn der Autor dein Buch signiert etc. Aber, für all diejenigen, die sich eine weite Anfahrt nicht leisten können, oder beruflich/schulisch verhindert sind, ist es die perfekte Lösung trotzdem Teil an dem Ganzen zu haben.

Wenn nun die Verlage/Autoren in Zukunft daraus eine Mischform machen, Live-Auftritt, der gleichzeitig Online gestreamt wird, oder einen zusätzlichen Online-Termin neben einer Präsenzverantstaltung, dann haben wir alle gewonnen. Oder?

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Vielen Dank für eure unterschiedlichen Beiträge, ich finde alles total interessant.
Ein paar Fragen stellen sich mir dabei:

  • z.B. dazu. Zuerst konnte ich es total nachvollziehen, aber bei einem Film ist es irgendwie doch noch etwas anders. Wenn es um einen absoluten Lieblingsautor bzw. -autorin geht; klar. Dann gucke ich mir auch gerne einen Stream an. Wenn das jetzt aber nicht der Fall ist, geht es euch dann nicht auch so, dass ihr eine Lesung dann lieber im Radio hören würdet? Dann kann man nebenbei noch etwas machen oder versinken… Einer Person auf dem Bildschirm beim (Vor-)lesen zuzuhören, fand ich oft doch etwas eintönig. Anders ist es vielleicht, wenn es noch eine Moderation dazu gibt…

Wie könnte man eine solche Lesung per Stream attraktiv machen? Als Gedankenexperiment, falls es z.B zu einem zweiten Lockdown kommt (was wir natürlich nicht hoffen!)… Vielleicht mit kleinen Videoschnipseln bzw. kurzen Filmsequenzen dazwischen? (z. B. Orte aus dem Buch einblenden). Das bedeutet natürlich noch einen Haufen mehr arbeit.

Auch da stimme ich dir absolut zu! Die Atmosphäre, der Austausch und natürlich der Kontakt zu dem* der Autor* in ist ganz besonders. Auf der anderen Seite trauen sich dann vielleicht mehr Personen, eine Frage zu stellen (per Chatfunktion). Bei manchen Lesungen ist das Publikum doch oft sehr elitär, dass ich selbst auch schon oft die Angst hatte, meine Frage könne blöd oder zu simpel sein. Die Anonymität macht es dann vielleicht einfacher.

Und ja, das ist wahrscheinlich die Lösung. Ein Zusatzangebot. Irgendwie muss man es dann eben nur schaffen, dass es der Präsenzveranstaltung nicht den Rang abläuft, weil es eben günstiger und „einfacher“ ist. Die Problematik gibts ja auch oft, dass Lesungen leider schlecht besucht sind, was sowohl für Autor* in als auch das Publikum ganz unangenehm sein kann…

Die letzte „echte“ Lesung, bei der ich war, wurde vom Verlag als Event mit Schnittchen, Interviews und Fragestunde gestaltet. Da nur Fans zugegen waren, verlief auch die Fragerunde durchaus mit Wortmeldungen. Aber es stimmt natürlich, dass sich in der Pseudo-Anonymität mehr Leute trauen, den Mund aufzumachen.

Mein Favorit bleibt deshalb die Live-Lesung, weil viele Autor/inn/en mit dem Publikum interagieren und ein Feedback durch Lachen z.B. doch relativ schwer geht.

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