Freitagsfrage Nr. 90: Welche Bedeutung haben für euch große Buchpreise und –auszeichnungen?

Ganz ehrlich? Für mich haben solche Preise überhaupt keine Relevanz.

Auch in meinen Interessensbereichen (z.B. Fantasy) werden oft nur die eh schon bekannten Namen ausgezeichnet oder alternativ irgendwelche verschwurbelt- pseudoanspruchsvollen Werke die einem entgegen schreien “schau her, ich habe ja sooooo viel Niveau” und sich dann ganz fürchterlich lesen.

Ich lese was mir gefällt, da brauche ich kein “Siegel”.

Um zur Eingangsfrage zurück zu kommen:
Ein LITERATURnobelpreis (Musik ist halt keine Nobelpreiskategorie) für Bob Dylan halte ich für völlig unverständlich, egal wie tiefgängig die Texte sind. Dafür gibt es, wenn es denn angebracht ist, die Grammys.

Wobei… Grammys… das ist die Veranstaltung bei der Kanye West auch schon gewonnen hat… da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, wieder eine Auszeichnung ohne Relevanz, da jeder großverkaufende Lurch sie bekommt.

1 „Gefällt mir“

Ich bin ein großer Fan des Man Booker Prize. Durch diesen Preis habe ich schon viele tolle Romane für mich entdeckt, die mir sonst durch die Lappen gegangen wären.

Buchpreise haben für mich genau so wenig Bedeutung wie Bestsellerlisten. De Preise bekommen ohnehin nur Autoren, die ich nie lesen werde. Und die Bestsellerlisten halte ich für gefälscht. Oder warum stehen bei “stern” und “Spiegel” manchmal ganz unterschiedliche Titel auf der Liste?

Ich nehme Buchpreise in den Medien zur Kenntnis, aber ohne, dass ich mich näher damit befasse. Wenn sich ein Buch bewährt, erfahre ich das auf der Kulturseite meiner Heimatzeitung oder auch im Fernsehen (Denis Scheck, Susanne Fröhlich).

Übrigens finde ich den Literaturnobelpreis für Dylan o.k. Er ist ein wahnsinnig vielseitiger Künstler. Das hat zwar mit dem Preis nichts zu tun, aber er ist auch ein ganz passabler Maler.

1 „Gefällt mir“

Also mir ist das relativ egal ob ein Buch einen Preis bekommen hat oder nicht, da achte ich nicht speziell drauf. Allerdings wenn ich ein Buch sehe was mich interessiert und ich sehe es wurde mit einem Preis ausgezeichnet dann freue ich mich darüber, doch es beeinflusst nicht ob ich das Buch kaufe oder nicht.
Ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht wie viele Bücher ich in meinem Regal stehen habe die einen Preis gewonnen haben.

Ich stimme dir da voll und ganz zu. Wobei ich nicht sagen würde das die gefälscht sind sondern eher nur temporär denn Bestseller sind für mich immer die besten der besten und da müsste man immer alle Bücher mit einbeziehen und nicht nur die aktuellen Neuheiten.

Buchpreise und -auszeichnungen finde ich eine schöne Würdigung der Werke eines Autoren (ob Romanautor, Sachbuchautor oder (Lied-)Dichter). Da ich aus irgendeinem Grund immer davon ausgehe, dass mein Lesegeschmack sowieso irgendwie anders ist, nehme ich sie nicht als Leseempfehlung, aber …
Manchmal lese ich einen Zeitungsartikel über den Preisträger und sein Leben und werde dann doch neugierig - und ich habe auf diese Weise schon einige für mich wertvolle Entdeckungen gemacht. Auf Saramago, der heute zu meinen Lieblingsschriftstellern zählt, wäre ich ohne seinen Nobelpreis vielleicht erst viel später oder gar nicht aufmerksam geworden. Und über Patrick Modiano las ich in einem Artikel, dass er ein sehr schüchterner Mensch sei, was mich so sehr rührte, dass ich mir gleich ein Buch von ihm besorgte - für mich eine sehr gute Entscheidung, denn ich fand es fabelhaft.
Also, ja, indirekt, weil mehr über den Autoren berichtet wird und ich dann eventuell etwas über seine Person erfahre, was mich neugierig oder den Autoren mir sympathisch macht, beeinflussen Buchpreise wohl doch mein Kaufverhalten …
Und von den älteren Preisträgern stehen sowieso viele in meinen Regalen, weil ich unter anderem ein ganz großer Fan von Hermann Hesse und Thomas Mann bin - das hat aber nichts mit ihrer Auszeichnung zu tun …

2 „Gefällt mir“

Bestsellerlisten führen ja auf, welche Bücher im jeweiligen Monat am meisten (also am besten) verkauft wurden. Mit deren Qualität hat das nicht zwingend ebenfalls zu tun.

2 „Gefällt mir“

Buchpreise verleiten mich nicht direkt zum Kauf eines Buches. Wenn ich allerdings von dem Ausgezeichneten vor nie oder nur wenig gehört habe, dann lese ich Berichte über ihn oder schaue ich mir interessehalber mal seine Werke an und, wenn sie mir zusagen, lese ich sie auch. Allerdings kommt das nicht wirklich häufig vor. Um ein Beispiel zu nennen: der Ungar Imre Kertész - erst nach der Auszeichnung und dem Tipp einer Freundin habe ich mich mit seinen Büchern bekannt gemacht und habe einige gelesen.

Ich richte mich nach meinen Interessen und nach meinem Geschmack, Buchpreise interessieren mich da eigentlich wenig. Ich vermeide manchmal auch bewußt Rezensionen, da ich festgestellt habe, dass ich Bücher super fand, die andere fürchterlich fanden. Für mich ist Lesen Entspannung und Spaß. Ein Abtauchen in fremde Welten, ja ich lese vorrangig Fantasy, da muss es nicht zwingend ein literarisches Meisterwerk sein. Aber das ist es ja, Geschmäcker sind unterschiedlich.

4 „Gefällt mir“

Mir sind Preise und Auszeichnungen auch egal.
Wenn mir ein Buch gefällt, dann nicht wegen der Auszeichnung.
Es kann auch eine Auszeichnung haben, aber wenn es mir nicht anmacht, dann kaufe ich es nicht.

Mir sind Auszeichnungen und Preise auch recht egal. Wenn es mir auf einem Buch auffällt, schaue ich mir vielleicht mal den Klappentext an, auch wenn mich das Buch vorher nicht angesprochen hätte, aber wenn es mir dann nicht gefällt, lege ich es genauso wieder zurück wie jedes nicht-ausgezeichnete-Buch auch.
Ich höre da mehr auf meinen Geschmack, was Cover, Genre, Schreibstil usw. betrifft. Ich quäle mich nicht absichtlich durch ein Buch nur weil es einen Preis bekommen hat (oder der Autor) für das ich dann einfach kein Gefühl bekomme.

Ich gehöre auch zu den Buchpreis-Skeptikern, weil ich mich manchmal wirklich frage, ob die Leute, die sowas entscheiden, die Bücher überhaupt lesen.

In dieser Meinung bin ich auch erst vor kurzem (mal wieder) bestätigt worden, eins der schlechtesten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, war ebenfalls ausgezeichnet: Loney von Andrew Michael Hurley (Costa Book Award für das beste Debut).
Einigen Lesern hat es durchaus gefallen, wenn man sich die Rezensionen so anschaut, aber für mich war das nur eine Ansammlung loser Erzählenden, als hätte sich nicht mal mehr der Autor selbst in seinem wirren Plot zurechtgefunden. Dazu noch blasse Figuren, und einiges (das zumindest ohne nähere Ausführungen, die der Autor natürlich schuldig blieb), das man schlicht nur als Logikfehler werten kann (der verheiratete katholische Priester :rolling_eyes:)

Für mich ist also ein Buchaufkleber, der auf irgendeinen Preis hinweist, eher ein Grund das Buch zurückzulegen als es einzupacken.

4 „Gefällt mir“

Ich habe Loney auch gelesen und denke,daß ess sich hier um die Church of England handelt,die zur anglikanischen Kirche gehört.In dieser Glaubensgemeinschaft gilt das Zölibat nur für Bischöfe und höhere Würdenträger.Den Priestern ist es gestattet,sich zu verheiraten.

1 „Gefällt mir“

Nur steht irgendwo im Buch, dass es sich um eine katholische Gemeinde handelt :wink:

(ich such’s jetzt nicht raus, ich werde es nie wieder anfassen ;))

Du hast mich falsch verstanden. Die Church of England ist die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft,welche evangelische und katholische Glaubenselemente birgt. Sie beinhaltet einen katholischen Teil der sich High Church nennt und deren Priester sich verheiraten dürfen und auch einen protestantischen Flügel der sich Low Church nennt.Sie sind sehr stolz darauf,daß sie beide Glaubenselemente ohne Spaltung vereinen können.Und ich denke daß der Priester aus Loney die High Church vertritt und darum obwohl katholisch verheiratet sein darf.

1 „Gefällt mir“

Ich hab dich durchaus verstanden, aber es ist halt trotzdem so: wenn dort steht, eine Gemeinde sei katholisch, dann bedeutet das Wort auch in England “zur katholischen Kirche gehörend” und nicht “gehört zu einem katholikenähnlichen Flügel der anglikanischen Kirche”.
Und falls der Autor das dennoch gemeint haben sollte, hätte es vielleicht (wie an unzähligen anderen Stellen!) eines erklärenden Nebensatzes bedurft, vor allem da weder der verstorbene Priester dieser Gemeinde eine Ehefrau hatte, noch der neue eine mitbringt (was dann doch schon ein großer Zufall wäre, dass ausgerechnet beide Junggesellen waren, obwohl das Zölibat nicht gilt).

Aber davon abgesehen gehört die Diskussion ja auch nicht zum Thema - und dass ausgerechnet dieses Buch unter sicher tausenden gelungenen Debutromanen preiswürdig gewesen sein soll, bleibt für mich ein absolutes Rätsel.

Loney empfand ich als Leserin nicht mal als gutes Mittelmaß und mich hat es nur bestärkt, dass Preise mir nicht unbedingt einen Lesegenuß verschaffen.

Daher interessiert es mich wenig, wer da was erhält.

Was Bob Dylan angeht, denke einige seiner Texte sind mit Sicherheit super und könnten preiswürdig sein.

Wenn ich aber an einen preiswürdigen Songtext denke, fällt mir spontan Universal Soldier von Donovan ein.

Ich denke bei der Freitagsfrage handelt es sich um die Bedeutung allgemein für Buchpreise, nicht um einzelne Bücher oder Autoren. Denn dann hätte wohl jeder einen Favoriten zum Vorschlagen. Für den Kauf meiner Bücher interessiert es mich nicht vorrangig, ob und warum ein Buch ausgezeichnet wurde. Große Auszeichnungen oder Preise erfahr ich aus dem Internet/Nachrichten und schiele in der Buchhandlung dann schon mal nach dem Namen. Aber ein Buch deshalb kaufen, nein - es sei denn mir gefällt es. Bin aber bestimmt dadurch schon auf Autoren gestoßen, die ich sonst nicht beachtet hätte.

Für mich dienen Buchpreise eher dazu, dass ich mich freue, wenn eines der Bücher, die ich beim Lesen zuvor selbst toll gefunden hatte, und meine Meinung dann somit auch von anderen geteilt wird. Oder umgekehrt: das ich auf Bücher aufmerksam werde, die mich davor vielleicht optisch absolut nicht angesprochen haben und somit sonst aufgrund meines persönlichen Filters “durch den Rost” gefallen wären…Das Buch bekommt dann quasi eine zweite Chance, indem ich es mir vielleicht noch einmal zur Hand nehme, um den Klappentext zu lesen oder darin zu schmökern, um dahinterzukommen, was andere daran vielleicht gereizt haben könnte…